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Die Ausgesetzten

Die Ausgesetzten

Titel: Die Ausgesetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Bogen wieder über die Schulter. Dare winselte.
    »Komm, mein Junge«, sagte Jonas zu ihm und vergaß dabei fast, dass er ihn immer noch im Verdacht hatte, ein Lockvogel oder
     Spion zu sein. »Wir gehen.«
    Den Rest des Weges blieb der Hund ein paar Schritte hinter Jonas und dem Marker. Vielleicht hatten ihn Pfeil und Bogen ebenfalls
     erschreckt oder er fürchtete von Jonas wieder zu Boden geworfen zu werden. Jonas hingegen bemühte sich dem Markerjungen so
     dicht wie möglich auf den Fersen zu blieben. Es war zu schade, dass er nicht auch seine Gedanken lesen konnte, indem er seinen
     Platz einnahm. Mehrere Male blieb der Junge unvermittelt stehen und Jonas lief direkt in ihn hinein, die Knie ebenso hoch
     angehoben wie die des Markerjungen, die Arme im gleichen Rhythmus schwingend.
    Um einen anderen Menschen zu verstehen, musst du erst in seinen Mokassins gelaufen sein, erinnerte sichJonas an die Redewendung eines alten Pfadfinderführers, die dieser gern benutzt hatte. Jonas und seine Freunde hatten vor
     Jahren beim Campen so sehr darüber lachen müssen, dass sich einer von ihnen sogar in die Hose gemacht hatte. Selbst heute
     (das heißt »heute« in Jonas’ eigentlichem Zeitalter) brauchte nur jemand beim Hissen der Fahne oder einer anderen ernsten
     und feierlichen Zeremonie das Wort »Mokassins« zuflüstern, und schon mussten sich alle das Lachen verbeißen.
    Indem er dort ging, wo der Markerjunge ging, und seinem Blick folgte, sobald er den Kopf wandte, merkte Jonas, dass sich der
     Junge auf der Jagd befand. Er jagte ohne große Hoffnung, etwas zu finden.
    »Es gibt also nicht genug zu essen auf der Insel, nicht mal für zwei Jungen«, flüsterte Jonas. »Warum seid ihr dann hier?«
    Alles wurde nur immer mysteriöser: Warum befanden sich die beiden Markerjungen auf Roanoke? Wo waren ihre echten Gegenstücke?
     Warum entsprach John Whites Rückkehr nach Roanoke nicht mit den historischen Berichten? Was stimmte nicht ihm und seinem Marker?
     Wo war Andreas Marker? Warum war Zwei darauf bedacht, Andrea dorthin zu schicken, wo ihr Marker nicht war? Und wer war Zwei
     überhaupt?
    Ehe Jonas die Fragen ausgingen – oder ihm auch nur eine einzige Antwort einfiel   –, gelangten sie zum Ufer und der Marker stellte sich auf eine kleine Landzunge, die ins Wasser hinausragte. Jonas vermutete,
     dass es sich um die gleiche Stelle handelte, an der Katherine gestern den Ast ins Wasser gehalten hatte. Doch er warsich nicht sicher. Für Besichtigungsausflüge über die Insel hatte ihm bisher die Zeit gefehlt.
    Der Markerjunge stand da und sah auf die kabbeligen Wellen hinaus. Er schirmte die Augen gegen das Sonnenlicht ab, drehte
     sich langsam und suchte dabei methodisch das vor ihm liegende Wasser ab. Jonas tat es ihm nach. Allerdings war er nach drei
     Sekunden fertig – ja, da draußen ist jede Menge Wasser. Und da rechts vielleicht ein bisschen Land. Viel zu weit weg, um es
     ohne Fernglas richtig sehen zu können. Währenddessen setzte der Junge seine Suche fort, als sei ein Quadratzentimeter Wasser
     faszinierender als der andere. Als er damit fertig war, auf dem Wasser Ausschau zu halten, machte er sich daran, ebenso gründlich
     die Küste abzusuchen.
    Plötzlich bewegte der Junge den Mund. Wenn Jonas hätte raten sollen, hätte er auf etwas wie »Da ist es!« getippt. Der Marker
     sprang von dem kleinen Landvorsprung herunter und begann am Ufer entlangzurennen. Erschrocken über die unerwartete Bewegung
     bellte Dare los.
    »Schon gut, schon gut, sch!«, zischte Jonas dem Hund zu. Dann folgte er dem Markerjungen.
    Die Überbleibsel des Sturms waren inzwischen an Land gespült worden, sodass Jonas toten Quallen, scharfen Muscheln und hier
     und da zersplitterten Holzstücken ausweichen musste.
    Von John Whites Boot?, fragte er sich. Es war beängstigend, wie klein die Holzreste waren, wie gründlich sie Wind und Wasser
     in Stücke geschlagen hatten.
    Der Markerjunge lief einige Schritte vor ihm her; dann blieb er stehen und bückte sich zwischen ein paar Felsen. Er schien
     am Saum des Wassers krampfhaft nach etwas zu suchen und nahm von den Wellen, die gegen seine nackten Beine schlugen, nicht
     die geringste Notiz.
    Wenn er sich die ganze Arbeit für eine Krabbe oder eine Muschel macht, gebe ich es auf, dachte Jonas.
    Plötzlich richtete sich der Markerjunge auf und hievte sich eine rechteckige Kiste auf die Schulter.
    Nein, keine Kiste, verbesserte sich Jonas. Eine Truhe. Eine

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