Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ausgesetzten

Die Ausgesetzten

Titel: Die Ausgesetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
tappte Dare auf die Stelle und zertrat die Gräser genauso, wie es dem Muster ihrer Marker entsprach.
    Jonas stellte fest, dass er, wenn er sich nicht sehr konzentrierte, automatisch in die Fußspuren des vor ihm laufenden Markerjungen
     trat und damit fast alle seine Markerspuren auslöschte. Oder der Hund tat es an seiner statt. Obwohl der Markerjunge barfuß
     war, Jonas Turnschuhe trug und der Hund Pfoten hatte, schienen sie alle mehr oder weniger die gleichen Abdrücke auf dem Pfad
     zu hinterlassen. Es wiederholte sich immer wieder: Der Junge verursachte einen Marker und Jonas oder der Hund löschten ihn
     aus.
    Komisch, komisch, komisch, dachte Jonas. Heilt die Zeit sich selbst, indem sie mich dazu bringt, das zu tun? Oder gehört das
     auch zu Zweis Plan?
    Es nicht zu wissen war frustrierend. Er wünschte, er hätte beim letzten Mal, im fünfzehnten Jahrhundert,mehr darauf geachtet, wie sich Markerobjekte verhielten. Aber damals waren sie nur sehr schwer zu sehen gewesen. Und es waren
     längst nicht so viele. Außerdem hatten sie nicht so   … bedrohlich gewirkt.
    Die Zeit ist hier viel schlimmer in Unordnung, dachte Jonas und schauderte trotz des hellen Sonnenlichts.
    Er zwang sich den Markerjungen einzuholen.
    »Es wäre wirklich nett, wenn du auf dem Weg zu einem Schwatz mit deiner Freundin wärst, die zufällig bei einem dreijährigen
     Mädchen namens Virginia babysittet«, murmelte Jonas. Aber John White hatte
Finde es, ich flehe dich an
gesagt.
Es –
nicht
sie
. Jonas hatte keine große Hoffnung, dass die Dinge ein so leichtes Ende nehmen würden.
    Der Markerjunge drehte sich um und sah Jonas direkt ins Gesicht. Er konnte ihn nicht gehört haben, trotzdem war der kalte,
     berechnende Blick, mit dem der Marker ihn ansah, zermürbend. Blitzschnell hatte der Junge einen Pfeil aus dem Köcher gezogen
     und angelegt. Einen Sekundenbruchteil später sirrte der Pfeil auf Jonas zu.
    Dieser warf sich auf den Boden. Mit klopfendem Herz und vom Sturz pochenden Schultern blieb er kurz liegen, ehe er sich nach
     rechts wegrollte, für den Fall, dass der Junge wieder anlegte und auf ihn zielte.
    Warum schießt er auf mich? Er dürfte mich eigentlich gar nicht sehen!
    Mit wütendem Gebell rannte Dare auf Jonas zu. Dieser warf sich ins dichte Gras und wagte es, den Kopf zu heben. Irgendwo in
     der Ferne erhob sich ein Vogel in die Luft – eine Ente oder eine Gans? – und protestierte quakendgegen Dares Gebell. Und eine Winzigkeit daneben stieg wie ein Schatten der Marker des Vogels auf, schlug ebenso wild mit den
     Flügeln und klappte ebenso empört den Schnabel auf und zu. Nur dass der Marker sich nicht an dem Gebell gestört haben konnte.
     Er protestierte dagegen   …
    … dass auf ihn geschossen wird, begriff Jonas. Der Junge hat auf den Vogel geschossen, nicht auf mich.
    Jonas’ Herzschlag beruhigte sich ein wenig; seine angespannten Muskeln verließen den Panikmodus. Er drehte den Kopf zur Seite,
     damit er den Markerjungen sehen konnte, der in diesem Moment womöglich einen neuen Pfeil einlegte und ein Markermurmeltier
     oder einen in Jonas’ Nähe vorbeitrippelnden Markerbiber ins Visier nahm.
    Aber nicht mich, sagte er sich und hoffte damit seine Reflexe zu beruhigen. Der Marker kann mich nicht erschießen. Und selbst
     wenn er es täte, könnten mir die Markerpfeile nichts anhaben. Kapiert?
    Doch als Jonas zu dem Jungen aufsah, legte dieser nicht wieder an. Er ließ den Bogen sinken und die Schultern hängen.
    Die Marker sorgen sich auch um ihr Essen, dachte Jonas.
    Er setzte sich auf und betrachtete den Marker genauer. Es war der Junge mit dem längeren, lockigen Haar. Obwohl bei einem
     durchsichtigen Marker die Hautfarbe schwer zu erkennen war, glaubte Jonas nicht, dass sie wesentlich dunkler war als seine
     eigene mit Sonnenbräune. Der Junge hatte eine schmale Nase und schmaleLippen und seine Augen wären rund gewesen, wenn er sie nicht vor Kummer zusammengekniffen hätte.
    »Du könntest Engländer sein, glaube ich«, murmelte Jonas. »Bist du einer der verschwundenen Kolonisten?«
    Aber warum war er dann wie ein Indianer gekleidet? Was war mit den anderen englischen Kolonisten passiert, wenn der Junge
     als Einziger übrig geblieben war? Und warum war er mit dem anderen Marker zusammen, von dem Andrea mit Sicherheit annahm,
     dass er aus Afrika stammte?
    Kopfschüttelnd versuchte Jonas die Fragen zu verscheuchen. Gleichzeitig schüttelte auch der Markerjunge den Kopf und warf
     sich den

Weitere Kostenlose Bücher