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Die Ausgesetzten

Die Ausgesetzten

Titel: Die Ausgesetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Noch bevor sie zum Strand gegangen sind und John White gerettet haben, wurde Jonas klar. Gut möglich, dass
     sie in der Nacht hin und wieder aufgestanden sind, um die Fleischstreifen umzudrehen.
    Es wurmte ihn, dass er nichts davon mitbekommenhatte. Er hatte sich nicht einmal gefragt, wo sie ihr Fleisch eigentlich zubereitet hatten.
    Was entgeht mir noch?, fragte er sich. Auf was achte ich noch alles nicht?
    Ihm wurde bewusst, dass er sich weder am Vortag noch seitdem die restlichen Hütten angesehen hatte, selbst dann nicht, als
     er die Melone mit Zweis Botschaft entdeckt hatte.
    »Mir steht wirklich nicht der Sinn nach weiteren Botschaften von diesem Kerl«, murmelte er.
    Doch als er zu Katherine, Andrea und John White zurückging, steckte er unterwegs den Kopf in jede Hütte. Alle waren dunkel
     und verwaist, der Boden leer gefegt, nur hier und da wucherte ein kränklich wirkendes Gewächs. Im Vergleich dazu sah die Melonenpflanze
     in der Hütte mit dem eingefallenen Dach prächtig aus. Jonas warf auch in diese Hütte einen schnellen Blick   … und stutzte.
    Auf dem Boden, eingebettet zwischen den Melonenblättern, standen zwei kleine Gefäße. Jonas bückte sich und hob sie auf.
    Sie hinterließen keine Marker.
    Und bei beiden waren in die Stopfen die gleichen Worte geritzt.

Siebenundzwanzig
    »Was ist das?«, murmelte Jonas. »Ketchup und Senf für die kleinen Trockennahrungspellets?«
    Er zog den Korkstopfen aus einem der Gefäße und roch an der sämigen, lila scheinenden Flüssigkeit: Es war Farbe.
    Die beiden Gefäße waren identisch mit jenen, die sich in John Whites Truhe befanden.
    »Sie haben einen echt kranken Humor, Zwei«, murmelte Jonas. »Wenn man bedenkt, was wir alles nicht haben – von den vielen
Antworten
, die uns fehlen, mal ganz abgesehen   –, und Ihnen fällt nichts anderes ein, als uns noch mehr Farbe zu schicken?«
    »Jonas! Was machst du da? Komm her!«, rief Katherine von draußen. »Die Markerjungen gehen los!«
    Jonas trat aus der Hütte und schwenkte die Farbtöpfe.
    »Seht mal, was Zwei uns noch dagelassen hat«, sagte er. »›Mit besten Grüßen‹, schreibt er. Ich würde sagen, jetzt bekennen
wir
Farbe: Wir wollen Ihre blöden Geschenke nicht, Zwei!«
    Damit warf er die Töpfe wieder in die Melonenpflanze. Sie brachen mehrere Blätter ab, sodass eine ganze Reihe Markerblätter
     entstand.
    Katherine sah ihren Bruder stirnrunzelnd an.
    »Nein, warte«, sagte sie. »Wir sollten sie mitnehmen. Damit wir nicht mehr Zeitschlamassel hinterlassen als unbedingt nötig.«
    »Ja, schon gut«, murmelte Jonas. Er klaubte die Töpfe wieder zwischen den Blättern hervor. Dann ging er zur Truhe hinüber
     und ließ sie zu John Whites anderen Malutensilien fallen.
    »Ich bin froh, dass wir von dieser unheimlichen Insel, dieser unheimlichen Hütte und den Geschenken dieses unheimlichen Kerls
     fortkommen«, sagte er. Aus irgendeinem Grund war er sicher, dass es auf Croatoan anders sein würde.
    »Wie wär’s mit Anpacken?«, brummelte Katherine.
    Jonas sah, dass sie und Andrea Anstalten machten, John White über die Lichtung zu schleifen, um dem Jungen zu folgen, der
     den Marker des alten Mannes forttrug.
    »Ach ja. Tut mir leid«, sagte Jonas.
    Er ging zu den Mädchen hinüber. Sie hatten bereits versucht den Mann zu ziehen, indem sie ihn unter den Achseln packten, doch
     zu dritt gelang es ihnen, ihn mehr oder weniger in eine aufrechte Position zu bringen. John White sackte der Kopf auf die
     Brust und seine Beine schleiften nutzlos über den Boden.
    »Wir   … müssen ihn wieder   … mit seinem Marker zusammenbringen!«, stöhnte Andrea.
    Weiter vorn legte der Markerjunge John Whites Marker wieder in die Gabelung des Asts, auf dem sie ihn am Vorabend transportiert
     hatten. Jonas, Katherine undAndrea platzierten den echten Mann deutlich weniger elegant an der gleichen Stelle.
    »Jetzt sieht er viel besser aus«, sagte Andrea.
    Es stimmte. John Whites Gesicht nahm auf der Stelle Farbe an. Die Schweißperlen verschwanden. Und obwohl seine Augen weiterhin
     geschlossen blieben, machte er insgesamt einen friedlicheren Eindruck.
    Hilft es John White wirklich so sehr, mit seinem Marker zusammen zu sein, wie Andrea glaubt?, fragte sich Jonas. Oder sehen
     wir einfach nur, dass der Marker gesünder ist?
    Dare fing an zu bellen. Der zweite Junge trug die Markertruhe herüber, um sie neben John White auf den Ast zu stellen.
    »Stimmt. Keine Sorge, ich hole sie, alter Junge«, murmelte

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