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Die Ausgesetzten

Die Ausgesetzten

Titel: Die Ausgesetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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er und erinnerte sich an einen weiteren Rat seines verrückten Wassersportlehrers aus dem Pfadfinderlager. So
     soll man ein Kanu umdrehen. Von der Unterseite aus.
    Etwas schlug ihm auf den Kopf und er griff danach, während er untertauchte, sich nach rechts abstieß und außerhalb des Kanus
     wieder auftauchte.
    »Ich hab rausgefunden, wie wir es machen müssen!«, erklärte er den Mädchen und reckte triumphierend die Arme. Er beschloss
     ihnen lieber nicht zu sagen, dass er das eigentlich von Anfang an hätte wissen müssen.
    »Und du hast ein Paddel gefunden!«, rief Andrea.
    Jonas sah auf das Ding in seiner Hand. Es war ein zurechtgeschnittenes Holzstück, das in etwa die Form eines Paddels hatte.
     Hm. Vielleicht hatte der verrückte Wassersportlehrer ihnen auch gesagt, dass der beste Platz zum Verstauen der Paddel ein
     umgedrehtes Kanu war.
    Am Ende tauchten sie alle drei unter das Kanu und hoben es an. Dabei fanden sie auch das andere Paddel und einen hölzernen
     Gegenstand, der aussah wie ein Rechen. Ihnen blieb keine Zeit herauszufinden, wofür er gut sein sollte, weil die Markerjungen
     immer weiter fortpaddelten, daher warfen sie den Rechen einfach ins Kanu. Selbst nachdem sie John White und seine Truhe dazugepackt
     hatten, gab es noch reichlich Platz für sie und den Hund.
    Hat der Typ im Pfadfinderlager nicht gesagt, dassdiese Kanus mitunter bis zu zwanzig Leute aufnehmen konnten?, überlegte Jonas. Oder war das etwas, was Mrs Rorshas ihnen von
     den Indianern erzählt hatte? Er war sich nicht sicher. Er war zu benommen, orientierungslos und erschöpft, um noch klar denken
     zu können. Und jetzt mussten er und eines der Mädchen ein Kanu paddeln, das eigentlich von zwanzig Männern gesteuert werden
     sollte?
    Er beschloss, den Mädchen gegenüber lieber nichts davon zu sagen.
    »Ich setze mich nach vorn«, bot er an und kletterte ins Boot. »Kann eine von euch uns abstoßen?«
    »Ich übernehme das«, sagte Andrea. »Beeilt euch!«
    Die Markerjungen und ihr Kanu wurden in der Ferne immer kleiner.
    Als Jonas und Katherine ihre Plätze eingenommen hatten, gelang es Andrea erstaunlich schnell, sie vom Ufer abzustoßen.
    »Und los!«, rief sie.
    »Du paddelst auf der gegenüberliegenden Seite von mir!«, rief Jonas über die Schulter. Er wünschte, sie hätten Zeit gehabt,
     ihre Paddelstrategie abzusprechen. »Katherine, sag Andrea   –«
    »Sie weiß Bescheid!«, rief Katherine, die neben John White und seiner Truhe hockte, nach vorn. »Sie ist schon dabei. Drück
     auf die Tube.«
    Jonas paddelte mit aller Kraft. Seine vom Kanu gerammte Schulter schmerzte bei jedem Schlag, doch es half, als er die Seite
     wechselte.
    »Wechsel!«, rief er nach hinten zu Andrea.
    »Hat sie schon gemacht!«, rief Katherine nach vorn.
    Jonas paddelte weiter.
    Zuerst schien es, als wären sie gerade schnell genug, um die Entfernung zwischen sich und den Markern nicht größer werden
     zu lassen. Doch langsam und kaum wahrnehmbar merkte Jonas, dass sie den Markern näher kamen.
    Paddele ich so viel schneller?, wunderte er sich und war ziemlich stolz darauf, dass er es schaffte, die muskulösen Marker
     auszustechen. Dann warf er einen kurzen Blick über die Schulter und begriff, dass nicht er es war, der sich so bärenstark
     ins Zeug legte. Es war Andrea.
    Sie paddelte wie von Sinnen und tauchte das Blatt nur Sekundenbruchteile nachdem sie es herausgezogen hatte, wieder ins Wasser.
     Außerdem zog sie es genau im richtigen Winkel durchs Wasser, sodass es die größtmögliche Kraft entwickelte und das Kanu so
     schnell wie möglich vorantrieb.
    Ach ja, erinnerte sich Jonas. Andrea war auch im Ferienlager. Und sie hat das Trockennahrungspellet gegessen, also hat sie
     wahrscheinlich mehr Energie als ich. Vielleicht war es voll mit Anabolika? Womöglich hat das Pellet auch Dare aufgepeppt?
    Ihm blieb keine Zeit, diesen Gedanken weiterzuverfolgen.
    »Gute Arbeit!«, rief er Andrea zu.
    »Mach weiter!«, schrie Katherine.
    Das Paddeln fiel Jonas immer schwerer. Es wurde zur Strafe. Solange sie in Sichtweite der Marker blieben, kam es doch sicher
     nicht darauf an, dass John Whitejede einzelne Sekunde mit seinem Marker zusammen war?
    Jonas riskierte einen weiteren Blick auf den Mann. Wie war das möglich? Wie konnte der Mann noch blasser aussehen als zuvor?
     Und zitterte er etwa? Bei dieser Hitze, obwohl Jonas, der gerade erst aus dem Wasser aufgetaucht war, schon wieder schwitzte?
    Er konzentrierte sich voll und ganz

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