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Die Ausgesetzten

Die Ausgesetzten

Titel: Die Ausgesetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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meine Tochter
oder
Das hier war mein Schwiegersohn
und
Das hier
…«, Andreas Stimme schwankte, trotzdem zwang sie sich weiterzusprechen: »…  
war meine Enkeltochter

    »Dein Skelett ist nicht hier, Andrea«, sagte Jonas. »Du hast gesagt, du fühlst dich wohl in diesem Zeitalter. Weißt du noch?
     Also bist du auch noch am Leben. Virginia Dare ist noch am Leben. Dein Marker ist irgendwo da draußen.«
    Es war schwer, über diese Insel des Todes hinauszudenken. Trotzdem würden sie weiter nach Andreas Marker suchen müssen   … irgendwo.
    Selbst wenn ihnen nichts mehr einfiel.
    Andrea zuckte zusammen.
    »Im Moment fühle ich mich   … überhaupt nicht gut«, sagte sie und versuchte tapfer ein Lächeln zustande zu bringen.
    Sie stieg dicht hinter Brendan und Antonio aus dem Kanu. Dare sprang neben ihr heraus und rieb winselnd den Kopf an ihrem
     Bein, als begreife er, dass ihr etwas Schreckliches bevorstand.
    In der Zwischenzeit hatte sich Antonio hinuntergebeugt, um John White aus dem Kanu zu heben. Doch dann trat er zurück, sodass
     lediglich sein Marker den Marker von John White heraushob.
    »Wir lassen den echten Mann hier im Kanu weiterschlafen«, murmelte er und bei Jonas regte sich ein wenigdas schlechte Gewissen, weil er Antonio für nichts als einen Widerling gehalten hatte.
    Sobald sich sein Marker aufrichtete, verschmolz Antonio mit ihm. Auch Jonas und Katherine kletterten aus dem Kanu.
    »Ihr müsst euch das wirklich nicht alle ansehen«, sagte Andrea. »Es reicht, wenn die Marker und ich es tun.«
    »In dieser Sache stecken wir zusammen drin«, sagte Katherine und ausnahmsweise war Jonas völlig ihrer Meinung. Er vergaß sogar,
     sich darüber zu ärgern, dass er es nicht selbst gesagt hatte.
    Antonio trug John Whites Marker mit äußerster Behutsamkeit an den Tierskeletten vorbei, die über das Ufer verstreut lagen.
     Die anderen blieben dicht in seiner Nähe und suchten sich ihren Weg zwischen den Knochen hindurch. Antonio ging so vorsichtig
     – und so anmutig   –, dass John Whites Marker einfach weiterschlief und leise vor sich hin schnarchte. Nein, verbesserte sich Jonas. Antonio
     hat keinen Einfluss auf den Marker. Er könnte ihn nicht aufwecken, selbst wenn er es versuchen würde! Dennoch bewegte sich
     Antonio derart synchron mit seinem Marker, dass es aussah, als gäbe es tatsächlich eine Verbindung zwischen dem Jungen und
     dem Marker des alten Mannes. Als sie die Reihe der baufälligen Hütten erreichten, kniete sich Antonio mit dem Markermann hin,
     um ihn zu wecken und so hinzusetzen, dass er die Knochen am Strand im Rücken hatte.
    »Er ist so umsichtig«, schwärmte Andrea. »Er versucht wirklich John White den schlimmsten Anblick zu ersparen!«
    Nein, hätte Jonas auch sie am liebsten korrigiert. Es ist Antonios Marker, der umsichtig ist. Doch im Moment waren Antonio
     und sein Marker eins, daher war es unmöglich, sie sich getrennt vorzustellen.
    Dann ließ der Anblick des Dramas, das sich vor seinen Augen abspielte, ihn alles andere vergessen. Brendan verschmolz ebenfalls
     mit seinem Marker und kauerte sich auf die andere Seite von John Whites Marker.
    »Das hier Croatoan«, sagte er sanft mit der Stimme seines Markers. Jonas merkte, wie sehr Brendan sich bemühte angesichts
     der beschränkten Algonkin-Kenntnisse von John White langsam und in einfachen Worten zu sprechen. »Verstehen? Alle fort. Vielleicht
     alle tot. Vielleicht nur weg.«
    »Tot?«, wiederholte John Whites Marker benommen. Seine Gesichtszüge waren ausnahmsweise so scharf, dass Jonas sicher war,
     ihm genau von den Lippen ablesen zu können. »Tot heißt   …«
    John Whites Marker versuchte sich aufzurichten. Einen Moment lang hatte es den Anschein, als wollte Antonio ihn davon abhalten,
     doch dann sagte Brendan: »Er wird uns nicht glauben, wenn er es nicht mit eigenen Augen sieht.«
    Antonio half dem Marker des alten Mannes auf die Beine und legte ihm den Arm um die Schulter. Brendan umfasste den Marker
     von der anderen Seite und gemeinsam führten ihn die beiden zur nächstgelegenen Hütte.
    Jonas konnte nicht anders, als sie dafür zu bewundern, wie sie John Whites Marker eskortierten und verhinderten,dass er die Tierskelette sah. Doch was sollte das nutzen, wenn er dafür in der Hütte menschliche Skelette entdecken würde?
    Nervös schlich er sich von hinten an Antonio, Brendan und den Marker heran und versuchte an ihnen vorbei in die Hütte zu spähen.
    »Huch!«, rief Brendan und

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