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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Gesellschaft.«
    Emilia schnaufte und blieb stehen. »Es wäre besser«, sagte sie in einem scharfen Ton, »wenn Ihr in Eure Kabine gehen würdet.«
    »Ach ja? Jetzt klingt Ihr ja fast wie meine Frau. Wollt Ihr nicht ein wenig lieb zu mir sein?«
    »Ich bin so freundlich, wie ich es vermag, und vielleicht wäre es gut, wenn Ihr auf Eure Frau hören würdet.«
    »Na, na! Ihr wollt es Euch doch nicht mit mir verderben?« Er zwinkerteihr zu. »Denkt Ihr gar nicht an die Zukunft Eures Mannes? Wollt Ihr mir nicht einen Kuss geben?«
    »Ich denke an meinen Mann, immerzu. Und nein, ich werde Euch ganz sicher nicht küssen, was fällt Euch ein?«
    »Denkt doch mal nach«, sagte er leise. »Euer Mann ist von mir abhängig.«
    »Mein Mann hat mit Eurem Kompagnon einen Kontrakt unterschrieben. Dieser Kontrakt beinhaltet Orders und Charter, aber nicht mich.« Sie streckte das Kinn nach vorn.
    Te Kloot kniff die Augen zusammen. »An Eurer Stelle würde ich darüber noch einmal nachdenken«, zischte er.
    »Ich habe darüber nachgedacht. Vermutlich kann ich meinem Mann nicht empfehlen, mit Euch zusammenzuarbeiten, wenn Ihr solche Mittel gebrauchen müsst, Herr te Kloot. Und auch keinem anderen Kapitän. Mein Mann kennt einige und auch Kapitän Decker ist mit vielen wohlbekannt.« Sie zog die Augenbraue hoch.
    »Miststück!« Te Kloot drehte sich um und ging. Nach wenigen Schritten hielt er inne und sah noch einmal zu ihr. »Wagt es nicht, falschen Leumund über mich zu verbreiten.«
    »Etwas Falsches über Euch verbreiten?« Sie lächelte. »Das würde ich nie tun, Herr te Kloot. Niemals. Ich würde Euch nur raten, Abstand von mir zu halten.«
    Te Kloot schüttelte grimmig den Kopf und stampfte davon.
    Erleichtert atmete Emilia auf. Sie hoffe inständig, Carl keinen Bärendienst erwiesen zu haben. Falls te Kloot die Verträge nun nicht einhalten würde, wäre es vielleicht auch besser so, tröstete sie sich. Jemand, der mit solch unlauteren Methoden arbeitete, konnte kein guter Geschäftspartner sein.
    Von nun an ließ te Kloot sie in Ruhe. Wenn sie abends an Deck kam, ging er in den Rauchsalon oder in die Kabine.
    »Ich mache mir Sorgen um meinen Mann«, gestand Antonie Emilia. »Seit zwei Wochen ist er schlechtgelaunt. Ich hoffe, er brütet keine Krankheit aus.«
    »Vielleicht«, sagte Emilia, »macht er sich nur Gedanken um EureZukunft. Jetzt sind wir fast am Ziel, und auch wenn Euer Geschäftspartner schon viel berichtet hat – es ist ein ganz neuer Anfang in einem fremden Land. Auch mich beschäftigt das.«
    »Das kann natürlich sein«, sagte Antonie erleichtert. »Gedanken mache ich mir auch. Wie wohl dort die Lebensmittel sind und was es geben mag? Ob wir schnell vernünftiges Personal finden? Wir hätten es so machen sollen wie ihr und wenigstens das Mädchen mitnehmen sollen. Jetzt stehen wir erst einmal ohne Dienstleute da.« Sie seufzte.
    »Ihr werdet bestimmt schnell eine Hilfe finden.« Sie mochte Antonie wirklich sehr gerne und hatte kurz überlegt, ob sie ihr Rieke empfehlen sollte. Aber das würde sie nur im allergrößten Notfall tun, wenn Rieke wirklich keine andere Arbeit fände. Te Kloot traute sie nicht über den Weg, er war ein Schürzenjäger, der Leute erpresste und ausnutzte. Das wollte sie Rieke nicht zumuten.
    Im Zwischendeck hatten sich die Zustände verschlechtert. Ein weiteres Kind war gestorben. Emilia hatte den Smutje angewiesen, ihr restliches zusätzliches Rindfleisch und die Konserven mit gezuckerter Milch den Schwächsten zu geben. Die Verpflegung auf dem Oberdeck war vorzüglich. Und da sie sich nun dem Ende der Reise näherten, wurden die verbliebenen Schweine und Gänse geschlachtet. Frischer Fisch wurde fast täglich gefangen und dem Smutje fiel immer wieder eine neue Zubereitungsart ein, so dass es ihnen nicht über wurde.
    Am 18. September meldete der Ausguck Land. Noch war es kaum zu erkennen, aber Stunde um Stunde konnte sie mehr erahnen und schließlich sehen. Dort war Australien, sie hatten ihr Ziel fast erreicht.
    Unruhe erfasste das Schiff. Es wurde gepackt und geräumt.
    »Da ist Papa?«, fragte Lily immer wieder und war kaum noch in die Kabine zu bekommen. Sie stand am Oberdeck und schaute zum Land. »Papa!«
    Emilia glaubte nicht, dass das Kind sich tatsächlich an Carl erinnernkonnte, aber sie hatte den Mädchen jeden Abend von ihm erzählt und mit ihnen für ihn und die »Lessing« gebetet.
    Minnie saß, ihre Puppe fest im Arm, auf dem Sessel. Ängstlich betrachtete sie das

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