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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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schon die dritte Tour, bei der ich es so halte.«
    »Sydney soll sehr angenehm sein«, sagte Antonie. »Das schrieb uns unser Geschäftspartner Adam Beckerath. Er hat uns ein Haus besorgt mit einem feinen Garten. Ich freu mich schon darauf. In Krefeld hatten wir auch einen kleinen Garten.«
    »In Krefeld waren die Verhältnisse sehr beengt«, berichtete te Kloot. »Ich habe fünfzehn Geschwister bisher und hoffe, auch für den ein oder anderen von ihnen Möglichkeiten in Australien zu finden.«
    »Deine beiden älteren Schwestern sind verheiratet«, sagte Antonie. »Sie und ihre Männer werden sicher nicht auswandern.«
    »Nun, ich habe ja noch drei jüngere Brüder.« Te Kloot lachte.
    »Simon ist siebzehn und in der Lehre, Rudolph ist gerade zehn und Jakob erst drei.« Antonie schüttelte den Kopf. »Es wird wohl noch eine Weile dauern, bevor du sie nachholen kannst.«
    Je näher sie dem Ziel kamen, umso mehr beschäftigten sie die konkreten Fragen des zukünftigen Lebens.
    Carl hatte ein Haus gekauft, hatte er geschrieben. Dabei wollte Emilia doch weiterhin mit ihm auf Fahrt gehen. Das hatten sie soausgemacht und daran würde sie auch festhalten, bis Lily in die Schule gehen musste. Vier gemeinsame Jahre würden sie also noch auf der »Lessing« haben. Doch vielleicht war es gar nicht verkehrt, ein Haus zu besitzen, in das sie heimkehren und in dem sie zwischen den Touren wohnen konnten.
    »Aber wenn das Haus über Monate leer steht, dann ist das auch nichts«, sinnierte Emilia.
    »Muss ja nich«, sagte Rieke und grinste. »Ik kann ja oppassen. Wenns denn groß genug is.«
    »Du?«
    »Ik muss ja nun ooch jichtenswo leven.«
    »Ich glaube nicht, dass wir dich als Magd einstellen können, Rieke.«
    »Weeß ik doch. Ava ik seek mir en Arbet inne Stadt. Da werd ik scho watt finnen.«
    Emilia dachte nach, die Idee war gar nicht schlecht, fand sie. Rieke konnte das Haus hüten, während sie mit den Kindern und Carl auf der »Lessing« war. So würden sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – das Haus stünde nicht leer und Rieke hätte eine Unterkunft.
    Jeden Abend schrieb sie Carl, auch wenn sie wusste, dass die Briefe zusammen mit ihr ankommen würden, denn sie planten nicht, einen weiteren Hafen anzulaufen. Aber es war ihr eine liebe Gewohnheit geworden, eine Art Tagebuch für ihren Mann zu führen.
    Decker hatte recht gehabt, bald schon wurde es wieder wärmer, auch wenn die Strömung kalt blieb. Die Temperaturen waren angenehm, so dass sie, wenn auch mit Jacken und Mänteln bekleidet, den Tee wieder auf dem Oberdeck einnehmen konnten.
    Minnie war ein Mamakind, am liebsten saß sie auf Emilias Schoß oder an ihrer Seite, spielte ruhig und vergnügt mit ihren Puppen und schaute in die Segel. Sie sprach nur wenig, dafür aber deutlich. Lily dagegen war ein Wirbelwind, wäre am liebsten in die Wanten geklettert und schlich sich manchmal nach vorn zur Kombüse. Dort saß sie dann bei den Matrosen und hörte ihren wilden Geschichten zu.
    Bei den ersten Malen war Emilia vor Sorge schier verzweifelt, jetzt aber wusste sie, wo sie suchen musste, wenn Lily mal wieder ausgebüxt war.
    »Nun lasst die Deern mal ruhig bei uns«, sagte der Smutje grinsend. »Sie stört ja nicht.«
    Emilia lachte. Im Grunde war sie froh, dass Lily das Leben an Bord genoss. Lady hielt sich meist in der Nähe des Kindes auf, sie bellte, wenn Lily zu nahe an die Verschanzung ging, und auch, wenn die See rauer wurde.
    »Das ist ein Seehund«, sagte Kapitän Decker begeistert. »Egal, wie die Dünung ist, sie hält sich immer auf den Beinen.«
    »Sie wurde während eines Sturms geboren«, erzählte Emilia.
    »Ich hatte früher auch einen Hund an Bord, einen Pudel. Hunde sind treue Gefährten.«
    Emilia und Kapitän Decker hatten sich so manches zu erzählen. Er war schon öfter in den südlichen Gewässern gesegelt, kannte die meisten Häfen. Emilia war gespannt, wohin sie die nächsten Touren mit der »Lessing« bringen würden.
    Ende August ging sie noch einmal spät mit Lady an Deck. Der Hund hatte Stockfisch geklaut und sich den Magen verdorben.
    An der Reling stand te Kloot und rauchte eine Zigarre. Als sie ihn sah, drehte sie um und wollte auf die andere Seite gehen, doch te Kloot folgte ihr.
    »Was habt Ihr es so eilig, meine Gute?«, fragte er. »Ich freue mich immer, wenn ich Euch sehe. Vor allem abends allein.« Er verschliff die Silben, hatte wieder dem Cognac ordentlich zugesprochen. »Nun habt Euch nicht so und leistet mir

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