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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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und senkte den Kopf. »Wir freuen uns sehr, aber die Farm wirft immer noch keinen großen Gewinn ab.« Sie biss sich auf die Lippe. »Bitte erzähl Papa nichts davon. Rudolph arbeitet hart.«
    Emilia seufzte leise. »Ist Darri noch bei euch?«
    »Nein, sie sagte aber, dass sie wiederkommt, wenn ich sie brauche.«
    Diese Schwangerschaft war anstrengender für Minnie als die erste. Ihre Eltern beobachteten es mit Sorge, doch Emilia hatte Carl eindringlich erläutert, dass er sich nicht einmischen durfte. Emilia selbst fuhr oft nach Liverpool, um ihre Tochter zu unterstützen. Doch Lina, die im nächsten Sommer acht Jahre alt werden würde, brauchte ihre Mutter auch. Es zerriss Emilia, dass sie Minnie nicht noch mehr unterstützen konnte.
    Am ersten Mai 1884 wurde Arthur te Kloot geboren. Wieder stand Emilia ihrer Tochter bei der Geburt bei. Auch Darri hatte ihr Versprechen eingelöst und war auf die Farm zurückgekehrt.
    Trotz der finanziellen Schwierigkeiten waren Minnie und Rudolph sehr glücklich, wie Emilia erleichtert feststellte.
    Im Jahr darauf warf die Farm endlich Gewinn ab. Der große Gemüsegarten brachte reichlich Ertrag und auch die Weinstöcke wuchsen.
    Keiner war überrascht, als Minnie zu Weihnachten verkündete, dass sie im Sommer ihr drittes Kind erwartete. Dieses Mal nahm Emilia Carola und Arthur mit nach Glebe, damit Minnie sich nach der Geburt ihrer Tochter Hermine erholen konnte.
    Carl lachte freudig, als er Emilia vorlesend in der Stube vorfand, den kleinen Arthur auf dem Arm und Carola zu ihren Füßen.
    »Du hast es noch nicht verlernt«, sagte er.
    »Es ist noch nicht so lange her, dass Lina klein war«, erinnerteEmilia ihn. »Und es ist ein wunderbares Gefühl, ein Kleinkind im Arm zu halten.«
    »Deine Kinder und Enkel können sich glücklich schätzen, dich zu haben. Und ich bin es auch!«
    Lily kam oft zum Hafen, wenn die »Centennial« auslief oder zurückkam. Sie, und auch die anderen Geschwister, liebten es, wenn Carl sie auf die eine oder andere Fahrt mitnahm.
    Auf einer dieser Touren im Jahr 1887 gestand sie Carl, dass sie sich verlobt hatte.
    »Er ist Kapitän, so wie du«, sagte sie lächelnd.
    »Wie heißt er?«
    »Frederick Ferdinand Evers.« Lily strahlte glücklich.
    Carl nickte nur. »Ich kenne ihn, ein guter Mann. Aber du weißt, dass das Leben als Kapitänsfrau oft sehr einsam ist.«
    »Mama hat all die Jahre nie unglücklich gewirkt.«
    »Dennoch hat sie so manche Nacht einsam im Bett liegen müssen. Viele Entscheidungen, die sie ganz allein treffen musste, weil ich auf See war, sind ihr nicht leichtgefallen.«
    »Sie hat es gemeistert, dann werde ich es auch schaffen.« Lily streckte das Kinn vor.
    »Ja, du bist ihr ähnlich«, sagte Carl und schmunzelte. »Ich hoffe, du hast eine gute Wahl getroffen, aber davon werde ich mich schon überzeugen.«
    Auch wenn es ihm schwerfiel, wusste Carl inzwischen, dass er seine Töchter nicht ihr Leben lang beschützen konnte. Es war nicht leicht für ihn, doch er litt nicht mehr so wie beim ersten Mal, als er Lily am 1. Mai 1888 zum Altar führte. Im Jahr darauf heirateten auch Clara und Hannah.
    Das Haus leerte sich und Emilia war froh, wenn ihre Enkel zu ihr kamen.

29. K APITEL
    Am 20. November 1888 hatte Minnie ihr viertes Kind, Elsa, zur Welt gebracht. Im Herbst des folgenden Jahres zerstörte ein Rudel Riesenkängurus den Gemüsegarten und einige Wochen später vernichtete ein schweres Unwetter die Weinernte. Die Lage auf »Crefeld« war ernst. Vier Kinder mussten ernährt, Schulden zurückgezahlt werden.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Minnie Rudolph, als sie den zerstörten Weinberg begingen. Rudolph sammelte einige der Trauben auf, probierte eine und spuckte sie mit verzogenem Gesicht wieder aus.
    »Noch zu sauer. Sie sind noch nicht reif.« Er schleuderte die Trauben zur Seite, ballte die Faust. »Verdammt. Ich habe so mit dieser Ernte gerechnet. Wir müssen die Kelteranlage bezahlen, all das Material, das ich gekauft habe.«
    »Die Haushaltskasse ist leer. Bisher konnte ich alle laufenden Kosten daraus bestreiten. Der Stand auf dem Markt hat uns immer genügend Geld gebracht. Aber die Kängurus haben die Tomaten, Gurken und alles andere zertrampelt. Nur noch Kartoffeln haben wir und die Kürbisse. Aber beides ist noch nicht so weit, dass wir es ernten können.« Sie schlug die Hände vor den Mund. »Elsa ist erst ein halbes Jahr alt …«
    Grimmig stapfte Rudolph weiter, dann drehte er sich zu seiner Frau um, die stehen

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