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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Stelle suchen. Ich verstehe Euch. Ihr seid schwach und braucht gerade jetzt Hilfe und nicht jemanden, der – verzeiht – sich ekelt. Ich hätte da eine Lösung, glaube aber nicht, dass sie Eurer Tante gefallen würde.«
    »Welche?« Gerade der letzte Satz machte Emilia neugierig.
    »Nun, über das niedere Gesinde darf ich selbst entscheiden. Ich habe ein Mädchen aufgenommen, das keine Reputation hat. Eine echte Hamburger Deern. Leider kam sie in schlechte Gesellschaft, aber ich kenne ihre Mutter und ihre Tante gut. Es sind rechtschaffene Leute, sie hatten nur Pech nach dem Brand. Ich möchte dem Mädchen, es ist erst vierzehn, eine Chance geben.«
    Emilia runzelte die Stirn. »Sie wird als Kammermädchen beschäftigt?«
    »Nein.« Die Mamsell lachte leise. »Als Spülmädchen. Aber sie hätte keine Scheu, Euch zu waschen und die Bettwäsche zu wechseln.«
    »Was ist ihr zugestoßen?«
    »Sie hat sich schwängern lassen«, seufzte die Mamsell. »Das Kind wird erst im Frühjahr kommen. Bis dahin werden wir einen Weg gefunden haben, hoffe ich.«
    »Das wird meiner Tante tatsächlich nicht gefallen. Weiß Tante Minna es schon?«
    Die Mamsell schüttelte den Kopf.
    »Wie heißt die unglückselige Maid?«
    »Rieke.«
    »Schickt sie hoch.«
    »Danke«, sagte die Mamsell leise und ging.
    Kurze Zeit später klopfte es an der Tür. Emilia achtete auf Karamell, die an ihrer Seite lag. Die Hündin hob den Kopf, dann klopfte ihre Rute auf das Bett.
    »Ja?«, rief Emilia. Das Sprechen fiel ihr schwer, sie fühlte sich so schlapp, als wären alle Knochen in ihrem Körper zu Gelee geworden. Auch schmerzte ihr Kopf immer noch und ein hartnäckiger Husten kratzte in ihrem Hals.
    »Ik bin die Deern, die nach Euch kieken soll. Die Rieke.« Das Mädchen trat ein. Mamsell hatte sie in ein sauberes Kleid aus grauem Stoff gesteckt, ihr eine weiße Schürze gegeben und eine Haube, so, wie alle Mädchen im Hause sie trugen. Emilia musterte Rieke. Die Magd trug ein Tablett und blieb unsicher stehen. Dann grinste sie. »Da ist ja die Süße«, sagte sie. »Kara!«
    Die Hündin sprang vom Bett und bellte leise. Es war ein freudiges Bellen.
    »Die ist vor nix bang, die Zuckerschnute. So ein feines Tier.« Rieke sah sich um. »Könnt Ihr den Trog vom Schemel nehmen? Dann kann ich das Zeugs abstellen.«
    Emilia unterdrückte ein Grinsen, hob mit letzter Kraft die Waschschüssel an und stellte sie auf den Boden.
    »Die Mamsell schickt Suppe und Eier. Erst die Suppe, hat sie gesagt, und ein Glas milden Rotwein. Ik soll genau kieken, dass Ihr das nicht verdaddelt und Euch dann wieder in die Tüddeln kommt.«
    »Bitte?«
    »Na, erst Suppe, dann abwarten, dann Wein, dann abwarten, dann die Eier. Nicht, dass ihr alles wieder ausspuckt.« Rieke schüttelte den Kopf, als wäre das doch selbstverständlich. »Dann rinn damit.« Sie reichte Emilia die Suppenschale und sah sich in dem Zimmer um. »Langsam wird zappenduster. Ich wird mal kieken, dass ich die Lampen anzünde. Und die Luft hier, wie eine tote Katt tut das stinken.«
    »Ja, aber ich würde mich gerne erst ein wenig waschen und umziehen«, sagte Emilia, »und dann gründlich lüften.«
    »Ich bin ja nicht tüddelig.« Rieke drehte sich zu Emilia um. »Wo finde ich denn Eure Wäsche?«
    »In dem Kasten dort hinten.« Emilia musste wieder grinsen. Sie fand das Mädchen herzerfrischend. Und doch musterte sie es neugierig. Von dem Kind, das sie trug, war noch nichts zu sehen. Vierzehn, hatte die Mamsell gesagt, selbst noch ein Kind fast.
    »Och, das ist aber schön. Und kaum geflickt sind die Sachen.« Rieke holte ein Nachthemd und eine Wäschehose nach der anderen aus dem Kasten, besah sie sich von allen Seiten und hielt sie gegen die Lampe. »Feines Zeugs.«
    »Für heute«, sagte Emilia streng, »reicht eines. Falte die anderen wieder zusammen und leg sie zurück. Ich bin noch ganz schwach, du musst mir helfen. Hast du warmes Wasser gebracht? Ich will mich waschen.«
    »Das Wasser wollte der Bursche bringen. Ich kiek mal in den Flur.« Sie ging zur Tür, öffnete sie und kam dann mit einem Krug dampfenden Wassers zurück. »Hat er abgestellt, vor der Tür, der Schlaumeier. Hätte ja mal klopfen können.« Sie nahm die Schüssel, spülte sie aus und wischte sie trocken, dann füllte sie das Wasser hinein und holte Lappen und Seife von der Frisierkommode. »Lasst Euch helfen.« Mit schnellen Bewegungen zog sie Emilia das Nachtgewand über den Kopf. »Meine Großmuhme, wisst Ihr, die konnte nicht

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