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Die Auswahl. Cassia und Ky

Titel: Die Auswahl. Cassia und Ky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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der Äußeren Provinzen?«
    Er winkt ab, desinteressiert, jetzt, wo er weiß, dass er kein wertvolles Tauschobjekt von mir zu erwarten hat. »So heißen sie«, ruft er zur Antwort. »Die Äußeren Provinzen.«
    Diese weißen, zergliederten Äußeren Provinzen lassen mich nicht mehr los. Auf der Karte wimmelt es vor Beschriftungen und allen möglichen Informationen, und es ist schwer, alle Namen zu entziffern. Ich überfliege sie, ohne sie gründlich zu lesen, nicht sicher, wonach ich eigentlich suche.
    Da! Etwas erregt meine Aufmerksamkeit, ein Informationsbruchstück bleibt in meinem Sortiererinnengedächtnis haften: ein Fluss namens Sisyphus. Er windet sich durch einige der Westlichen Provinzen und dann durch zwei der Äußeren, bis hinaus ins Ungewisse der Anderen Länder.
    Ky muss aus einer dieser beiden Äußeren Provinzen stammen. Und weil dort damals, als er ein Kind war, der Angriff stattfand, könnten sich jetzt auch dort die Krisenherde befinden. Ich beuge mich näher über die Karte, um mir die Lage der beiden Orte einzuprägen, an denen er sich aufhalten könnte.
    Die Schritte nähern sich wieder, und ich drehe mich um. »Sind Sie
sicher
, dass ich Ihnen in keiner Weise behilflich sein kann?«, fragt der kleine Mann.
    Ich will Ihnen nichts verkaufen!
, hätte ich ihn um ein Haar angeschrien, doch dann erkenne ich, dass er sein Angebot ernst meint.
    Ich zeige auf den Sisyphus, ein winziger schwarzer Faden der Hoffnung auf dem weißen Papier. »Wissen Sie irgendetwas über diesen Fluss?«
    Mit gedämpfter Stimme antwortet er: »Ich habe einmal eine Geschichte darüber gehört, als ich noch jünger war. Vor langer Zeit soll der Fluss am Unterlauf giftig geworden sein, so dass niemand an seinen Ufern leben konnte. Aber das ist alles, was ich weiß.«
    »Vielen Dank«, sage ich. Ich weiß, auf welche Art und Weise unsere alten Leute sterben. Könnte es sein, dass das Wasser auf dem Weg in die feindlichen Gebiete vergiftet wurde? Aber Ky und seine Familie wurden nicht vergiftet. Vielleicht lebten sie weiter flussaufwärts in einem höhergelegenen Teil der beiden Provinzen entlang dieses Flusses.
    »Es ist nur ein Gerücht«, warnt mich der Mann. Er muss erkannt haben, wie sich Hoffnung auf meinem Gesicht widerspiegelte.
    »Gilt das nicht für alles?«, frage ich.
    Ich verlasse das Museum und drehe mich nicht mehr um.

    Meine Funktionärin erwartet mich im Park vor dem Museum. Ihre weiße Kleidung, die weiße Bank, auf der sie sitzt, vor dem Hintergrund einer gelbweißen Sonne – das ist zu viel für mich, ich muss blinzeln.
    Wenn ich die Augen ein wenig zukneife, sieht es fast so aus wie in der Grünanlage neben dem Spielcenter, wo ich die Funktionärin zum ersten Mal getroffen habe. Ich stelle mir vor, sie wolle mir eröffnen, dass es bei meiner Paarung einen Fehler gegeben habe. Aber diesmal würde die Geschichte eine andere Wendung nehmen, eine, bei der Ky und ich zusammen sein und glücklich werden könnten.
    Aber eine solche Wendung gibt es nicht, nicht hier in Oria.
    Die Funktionärin winkt mich zu sich und gibt mir mit einer Handbewegung zu verstehen, ich solle mich zu ihr auf die Bank setzen. Sie hat einen seltsamen Treffpunkt gewählt, gleich neben den Museumstüren. Andererseits ist es ein perfekter Ort – ruhig und menschenleer. Ky hatte recht. Niemand hier interessiert sich für die Vergangenheit.
    Die steinerne Bank im Schatten des Museums fühlt sich stabil und kühl an. Ich lege meine Hand auf die Oberfläche, nachdem ich mich hingesetzt habe, und frage mich, wo der Stein herkommt und wer die Felsbrocken bewegen musste.
    Diesmal ergreife ich zuerst das Wort. »Ich habe einen Fehler begangen. Sie müssen ihn zurückholen.«
    »Für Ky Markham wurde bereits einmal eine Ausnahme gemacht. Den meisten Aberrationen ist nicht einmal das vergönnt«, erwidert sie. »Sie sind diejenige, die ihn weggeschickt hat. Sie haben unsere Vermutung bestätigt. Aber Leute, die nicht sorgfältig mit den Daten umgehen, die sich von ihren Gefühlen leiten lassen, bringen sich nur selbst in Schwierigkeiten.«
    »
Sie
haben das alles getan«, entgegne ich. »Sie haben diese Sortierung angeregt.«
    »Aber Sie haben sie ausgeführt«, erwidert sie. »Perfekt, wenn ich das hinzufügen darf. Vielleicht sind Sie jetzt traurig, vielleicht ist seine Familie zerstört, aber es war die richtige Entscheidung, soweit es seine Fähigkeiten betrifft. Sie wussten, dass er mehr kann, als er vorgab.«
    »Er sollte selbst

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