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Die Auswahl. Cassia und Ky

Titel: Die Auswahl. Cassia und Ky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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entscheiden, ob er gehen oder hierbleiben will. Weder ich noch Sie sollten das tun. Lassen Sie ihn eine eigene Wahl treffen!«
    »Wenn wir damit anfingen, würde alles auseinanderbrechen«, erklärt die Funktionärin geduldig. »Was meinen Sie, warum wir eine so lange Lebensspanne garantieren können? Wie haben wir Ihrer Meinung nach den Krebs ausgerottet? Wir paaren nach
allen
Gesichtspunkten. Einschließlich der Gene.«
    »Sie garantieren uns ein langes Leben, und am Ende bringen Sie uns um. Ich weiß von dem Gift im Essen für Menschen wie Großvater!«
    »Wir können ebenfalls eine hohe Lebensqualität bis zum letzten Atemzug garantieren. Wissen Sie, wie viele gequälte Menschen in wie vielen elenden Gesellschaften im Laufe der Geschichte fast alles dafür gegeben hätten? Und die Methode, wie wir das …«
    »Gift.«
    »Das Gift«, wiederholt sie ohne mit der Wimper zu zucken, »anzuwenden, ist unglaublich human. In kleinen Dosen, im Lieblingsessen der Patienten.«
    »Also essen wir, um zu sterben.«
    Sie wischt meinen Einwand beiseite. »Jeder isst, um zu sterben, egal, was wir tun. Ihr Problem besteht darin, dass Sie das System und das, was es Ihnen bietet, nicht respektieren, nicht einmal jetzt.«
    Damit bringt sie mich beinahe zum Lachen. Die Funktionärin sieht meine Mundwinkel zucken und leiert eine Reihe von Beispielen herunter, womit ich in den letzten zwei Monaten die Vorschriften der Gesellschaft übertreten habe – wobei sie von den schlimmsten Verstößen nicht einmal weiß –, zitiert aber nicht ein einziges Beispiel aus den Jahren davor. Wenn es einen Weg gäbe, meine Erinnerungen zu lesen, würde sie feststellen, dass ich unschuldig war. Ich wollte mich wirklich anpassen, gepaart werden und alles richtig machen. Ich habe zutiefst an die Gesellschaft geglaubt.
    Ein Teil von mir tut das immer noch.
    »Es wurde sowieso Zeit, dieses kleine Experiment zu beenden«, fährt die Funktionärin ein wenig bedauernd fort. »Wir haben nicht mehr genügend Leute, um es zu begleiten. Und unter den gegebenen Umständen …«
    »Welches Experiment?«
    »Das mit Ihnen und Ky Markham.«
    »Das weiß ich schon«, sage ich. »Ich weiß, was Sie ihm erzählt haben. Und ich weiß, dass es einen größeren Fehler gegeben hat, als Sie mich bei unserem ersten Gespräch glauben machen wollten. Kys Daten befanden sich tatsächlich im Paarungspool.«
    »Ja, aber das war kein Fehler«, erwidert sie.
    Und jetzt stürze ich ins Bodenlose, gerade als ich glaubte, nicht mehr tiefer fallen zu können.
    »
Wir
haben beschlossen, Ky Markhams Daten in den Paarungspool einzuspeisen«, fährt sie fort. »Ab und zu nehmen wir eine Aberration mit hinein, einfach, um zusätzliche Informationen zu gewinnen und Variationen zu beobachten. Die breite Öffentlichkeit ahnt nichts davon, und das ist auch besser so. Aber Sie sollten wissen, dass wir die ganze Zeit über das Experiment unter Kontrolle hatten.«
    »Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich mit ihm gepaart würde, war praktisch …«
    »… unendlich gering«, ergänzt die Funktionärin. »Sie können sich also denken, warum unser Interesse geweckt war. Warum wir Ihnen ein Bild von Ky gezeigt haben, um Sie neugierig zu machen. Warum wir dafür sorgten, dass Sie in dieselbe Wandergruppe und dann in ein Zweierteam mit Ky eingeteilt wurden. Warum wir die Entwicklung konsequent weitertreiben mussten, jedenfalls für eine Weile.«
    Sie lächelt. »Es war faszinierend! Wir konnten so viele Variablen beeinflussen. Wir haben sogar Ihre Nahrungsrationen reduziert, um herauszufinden, ob Sie dadurch unter Stress geraten und vielleicht schneller aufgeben würden. Aber das taten Sie nicht. Natürlich sind wir niemals grausam gewesen. Sie haben immer ausreichend Kalorien erhalten. Und Sie sind stark. Sie haben nie die grüne Tablette eingenommen.«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Das macht Sie umso interessanter«, antwortet sie. »Wirklich, ein sehr interessantes Forschungsobjekt. Mit letztlich vorhersehbarem Verhalten, aber dennoch ungewöhnlich genug, als dass sich die Beobachtung durchaus gelohnt hat. Es wäre interessant gewesen, die Situation bis zum vorausberechneten Ende durchzuspielen.« Sie seufzt, ein Ausdruck ehrlichen, tiefen Bedauerns. »Ich hatte vor, einen Artikel darüber zu schreiben, natürlich nur für die Augen einiger ausgewählter Funktionäre bestimmt. Es wäre ein bislang unerreichter Beweis für die Richtigkeit der Paarung gewesen. Deswegen wollte ich auch

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