Die Auswanderinnen (German Edition)
Roederer Cristal zu kaufen. Die Rechnung dafür betrug einhundertachtzig Dollar.
„Bist du verrückt geworden?“ japste Eva.
„Nein, aber ich hoffe inständig, dass dein Ex mir keinen ungedeckten Scheck gegeben hat!“
„Das würde er nie wagen“, meinte Isabella. „So dumm ist er nicht. Dann hätten wir auch noch Scheckbetrug gegen ihn anzuführen.“
„Darf ich wenigstens den Kaviar beisteuern?“ fragte Isabella, die bereits ihre Kreditkarte aus der Handtasche gezogen hatte.
„Du darfst! Und nicht nur das. Du darfst mir mit deiner Kreditkarte aus einem kurzfristigen finanziellen Engpass heraushelfen. Denn hier steht, dass sie keine Schecks annehmen!“ Sie zeigte auf ein Schild neben der Kasse. „Und, wie du dir denken kannst, besitze ich leider keine Kreditkarte und trage auch nicht so viel Bargeld mit mir herum.“
„Kein Problem!“ Isabella wählte eine große Dose Beluga Kaviar und vier Packungen Melba Toast aus und bezahlte alles mit ihrer Karte. Dann fuhren sie mit ihren Schätzen den Hügel zum Bilgola Plateau hinauf.
Steve kam in die Küche, sah ihnen dabei zu, wie sie ihr wundervoll dekadentes Abendmahl herrichteten. „Ihr habt ja einiges vor“, stellte er fest.
„Schenk uns doch schon ein“, meinte Jo Ann, „ ich bin gleich wieder da.“
Steve füllte die Gläser und verteilte sie. Als Jo Ann nach einigen Minuten wieder ins Zimmer trat, hob er sein Glas und wollte allen zuprosten, aber sie unterbrach ihn. „Warte, zuvor muss ich Isabella noch den Scheck für den Champagner geben.“
Isabella winkte ab. „Das eilt doch nicht.“
„Doch. Ich werde so lange nicht von ihm trinken, bis ich ihn bezahlt habe.“
Isabella nahm den Scheck entgegen, streifte ihn mit einem flüchtigen Blick und hielt dann abrupt in ihrer Bewegung inne. „Halt mal, das ist ja ... du hast einen Fehler gemacht ...“
„Nein, ganz und gar nicht“, sagte Jo Ann, zog einen zweiten Scheck aus ihrer Jackentasche und reichte ihn Eva. „Dieser hier ist nur für glatte dreihunderttausend, Eva. Deiner ist für hundertachtzig Dollar mehr, Isabella, wegen des Champagners!“ Sie gluckste vor Freude und beobachtete die Reaktion der beiden Frauen.
Eva starrte auf den Scheck, legte ihn so behutsam auf den Tisch, als wäre er zerbrechlich, und schüttelte den Kopf, bis sie endlich verstand. Jo Ann wollte ihr das Geld schenken.
Auch Isabella legte den Scheck vorsichtig auf den Tisch, als hätte sie sich die Finger an ihm verbrannt.
„Ihr könnt ihn ruhig anfassen“, drängte Jo Ann. „Er gehört euch. Ich hatte mich schon von Anfang an dazu entschieden, die Million mit euch zu teilen, aber es sollte eine Überraschung werden. Ich wollte das nicht zwischen Tür und Angel erledigen und dachte, heute wäre der ideale Abend für die Übergabe.“
Niemand antwortete ihr.
„Nun sagt doch etwas ...“
„Das kann ich nicht annehmen“, krächzte Eva.
Isabella nickte zustimmend. „Nein, das können wir nicht.“
„So etwas will ich nicht hören!“, rief Jo Ann so aufgebracht, dass sogar Steve, der bislang wie versteinert dagesessen hatte, sie verblüfft ansah. Sie war von ihrem Stuhl aufgesprungen. „Ihr müsst es annehmen! Versteht ihr denn nicht? Ihr dürft es nicht ablehnen. Ich kann nicht als Einzige von dieser grässlichen Sache profitieren. Ihr habt genauso viel durchgemacht wie ich! Kurts Ermordung hat auch euer Leben verändert, und ohne euch wäre die Wahrheit nie herausgekommen. Ich hätte das alles nie alleine durchstehen können. Ich würde die nächsten Jahre im Gefängnis sitzen! Und Uwe hätte sich nie auf diesen Handel eingelassen, wenn nur ich bei ihm aufgetaucht wäre. Nein, ihr müsst das Geld annehmen! Es steht euch zu. Wenn ihr es nicht nehmt, will ich es auch nicht!“
Sie setzte sich wieder und legte die Hände in den Schoß. Im Raum herrschte absolute Stille. Die Frauen vergaßen fast zu atmen, und die Zeit schien stehen zu bleiben.
Bis sich Steve endlich räusperte, wenn auch äußerst vorsichtig, und meinte: „Auch auf die Gefahr hin missverstanden zu werden, Eva, aber ich finde, Jo Ann hat Recht.“
„Danke“, sagte Jo Ann eindringlich.
„Bist du dir wirklich sicher?“, fragte Isabella. „Du weißt, dass wir das nicht erwartet haben. Du musst uns nicht ein Drittel ...“
Da lachte Jo Ann laut auf. „Kannst du denn nicht rechnen? Das ist doch gar kein Drittel! Mir bleiben noch immer Hunderttausend Dollar mehr als euch, abzüglich der Champagnerkosten
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