Die Auswanderinnen (German Edition)
den beiden etwas anbahnt. Jedenfalls hat Bill im Anschluss dann in Miras Gästezimmer übernachtet. Sie gibt aber nichts zu. Ich möchte wissen, warum sie solch ein Geheimnis daraus macht. Ist doch nur gut, wenn Mira und Bill ...“
„Jo Ann!“, stöhnte Isabella. „Bleib beim Thema!“
„Entschuldigung. Also, Bill vertraut John bedingungslos, weshalb wir davon ausgehen können, dass er uns ebenfalls glauben wird. Bill schlägt nun vor, dass wir drei Frauen sofort nach Dubbo kommen und dort unsere Aussage machen sollen. Bei ihm persönlich! Er ist zuständig für den Bezirk, und ich nehme an, dass er sich bei seinen Vorgesetzten damit profilieren will, dass es ihm gelungen ist, den Skelett Fall , wie sie ihn jetzt nennen, so reibungslos und noch dazu mit solch spektakulärem Ausgang aufzuklären. Ohne lange Suchaktionen, ohne langwieriges Aktenwälzen. Uwe kann seine Zeugenaussage hier in Sydney machen, wenn er will, oder ebenfalls in Dubbo. Falls es zu einem Gerichtstermin kommt, wird er allerdings erscheinen müssen. Du übrigens auch, Isabella. Aber das kann dauern, bis zu einem Jahr, meint Bill.“
„Dann fliege ich natürlich wieder her“, sagte Isabella. „Und was ist mit Dieter? Hast du John von unserem Plan erzählt?“
„Selbstverständlich! John findet ihn klasse. Wenn wir es schaffen sollten, Dieter ins Land zu locken, wird Bill ihn aufgrund unserer Aussagen sofort verhaften lassen, davon ist John überzeugt.“
„Na, dann werde ich so schnell wie möglich die Webseite fertig machen“, meinte Steve und stand auf. „Ich muss sie bei OzEmail anmelden, sonst kann uns Dieter nicht kontaktieren. Wann werdet ihr denn eure Reise nach Dubbo antreten?“
„Ich habe John versprochen, dass wir schon morgen Abend dort sein werden“, antwortete Jo Ann und dabei überzog eine leichte Röte ihr Gesicht.
„Aha!“, meinte Isabella. „Kannst du überhaupt noch so lange warten?“
Aber Jo Ann ignorierte sie und versuchte sich nichts weiter anmerken zu lassen, obwohl ihr Herz einen Takt schneller schlug, wenn sie an Johns Abschiedsworte dachte. Ich kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen, hatte er gesagt. Ich freue mich so auf dich. Es war so einsam ohne dich.
„Heute Nachmittag haben wir aber erst noch einen wichtigen Termin bei der Bank. Wir müssen nachprüfen, ob das Geld von Uwe überwiesen wurde. Falls ja, schlage ich für heute Abend eine kleine Feier in privater Runde vor, nur für uns vier Musketiere hier. Einverstanden?“
Um drei Uhr rief Uwe an und informierte Eva, dass ein Scheck für sie in seinem Büro bereitlag, da er eine Überweisung in dieser Höhe nicht vornehmen wolle. Anscheinend hatte er tatsächlich einige Summen von seinem Geschäftskonto abgezweigt, weil er den Transferweg nicht offen darlegen wollte.
Die Frauen begannen einen Freudentanz aufzuführen und jubelten so laut, dass Steve aus dem Arbeitszimmer auftauchte. „Aha, es hat also geklappt!“, grinste er und gratulierte ihnen. Sie fielen sich gegenseitig um den Hals und waren so begeistert, dass Steve sie daran erinnern musste, doch endlich loszufahren. „Um vier Uhr machen die Banken zu, und du willst den Scheck doch sicher heute noch einlösen, Jo Ann, oder etwa nicht?“
„Klar“, lachte sie. „Ich möchte die Million so schnell wie möglich auf meinem Konto wissen. Der Champagner heute Abend geht selbstverständlich auf mich. Ich will den teuersten, den besten, den französischsten aller Champagner haben!“
Uwe war korrekt und höflich, das musste man ihm lassen. Er ließ sich den Scheck von Jo Ann quittieren, dann schüttelte er allen die Hände, als wären sie Geschäftspartner. Als Eva an der Reihe war, hielt er ihre Hand eine Sekunde länger fest, als nötig. „Du hast dich verändert“, sagte er leise, beinahe verführerisch. „Du bist stärker geworden.“
„Das will ich auch hoffen“, fauchte sie ihn an und entzog ihm schnell ihre Hand. „Schließlich musste ich deine Tochter und mich ja auch ohne deine Hilfe durchbringen.“
Uwes Augenlider zuckten, er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber anders. Eva ließ ihn einfach stehen, drehte sich um und ging aus seinem Büro.
Nachdem sie den Scheck einer ziemlich verdutzten Bankangestellten vorgelegt hatten, und Jo Ann die Einzahlungsquittung überschwänglich in Empfang genommen hatte, waren sie nach Avalon gefahren. Jo Ann beschloss im Weinladen an der Ecke nicht nur eine, sondern gleich zwei Flasche
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