Die Auswanderinnen (German Edition)
mehr im Ostschacht war. Kurt hatte ihn doch kurz vor seinem Tod abgeriegelt und markiert. Ich habe damals nie so richtig darauf geachtet, in welchem der vielen Schächte wir gerade arbeiteten. Und als ich die Mine später alleine betrieb, ging ich davon aus, dass der Ostschacht unrentabel ist. Ich habe seitdem immer nur in den anderen Schächten gearbeitet und neue angelegt.“
„Was willst du damit andeuten?“, fragte Steve, der bereits ahnte, worauf sie hinauswollte und nun laut weiterüberlegte: „Warum hat Kurt den Ostschacht verriegelt? Hat er dort vielleicht den großen Opal, von dem Uwe spricht, gefunden?“
„Du hast es erfasst, Steve. Es kann durchaus vorkommen, dass man tatsächlich nur einen einzigen großen Stein findet – so wie es wohl der Fall war, als die drei Männer gemeinsam geschürft haben – aber eigentlich ist das eher unwahrscheinlich. Meist stößt man auf eine ganze Ader, die man dann nach und nach abbaut. Wenn man Glück hat, läuft die Ader dick und fett durchs Gestein, und man findet jede Menge Opale verschiedener Größe. Genauer ausgedrückt, findet man jede Menge Steine, die Opalschichten von unterschiedlicher Stärke eingeschlossen haben. Pech hat man, wenn der erste Fund eine vereinzelt auftretende Schicht ist, eine sogenannte Opalblase, der Opal also ein Einzelstück ist. Aber ich kann nicht glauben, dass das auf den Opal, den die Männer gefunden haben, zutrifft. Vielmehr glaube ich, dass er der Vorbote einer Ader war, die hauptsächlich im Ostschacht verläuft. Kurt hat wohl nicht damit gerechnet, dass sie so weit ausläuft, und nur deshalb sind die Männer auf den Opal gestoßen. Kurt hat nach dem Fund bestimmt sofort jede Arbeit im Schacht abgebrochen und Uwe und Dieter nach oben geschickt. Das muss an jenem letzten Tag gewesen sein, als sie alle so übel gelaunt aus der Mine zurückgekommen sind. Sie müssen einen heftigen Streit gehabt haben. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass Kurt den Ostschacht damals bereits vor eurer Ankunft verriegelt hat, weil die dortige Ader so vielversprechend war, und dass er vorhatte, ihn gleich nach eurer Abreise wieder zu öffnen. Jetzt werde ich das tun, versteht ihr. Ich muss unbedingt den Ostschacht untersuchen!“
„Und wenn du Glück hast, findest du noch mehr!“, jubelte Eva. „Das ist aufregend. Toll! Ich wünsche es dir. Steve, jetzt müssen wir ein Fläschchen köpfen. Es ist höchste Zeit, miteinander anzustoßen.“
„Vorsicht, meine Damen“, mahnte er. „Feiern sollten wir erst, wenn Uwes Überweisung auf Jo Anns Konto eingetroffen ist. Aber auf ihre großartige Idee können wir jetzt schon anstoßen. Ich wünsche dir jedenfalls, dass du noch viele Opale findest und viel Spaß beim Schürfen hast.“
„Den werden wir haben!“
„Wir?“, fragte Isabella.
„Meine Freundin Mira und ich. Ich werde sie nachher gleich anrufen und ihr sagen, dass ich sobald wie möglich nach Lightning Ridge zurückkommen werde. Sie hat mir eine Partnerschaft angeboten, als es mir mehr als schlecht ging, jetzt werde ich sie mit meinem Angebot überraschen. Wir werden zusammen schürfen und den ganzen Tag lang, trotz der schweren Arbeit, verdammt viel Spaß haben. Und abends ...“ Sie grinste und schwieg.
„Und abends geht ihr zu John ins Pub“, beendete Isabella den Satz. „Gott, was bin ich froh, dass alles so gekommen ist. Ich bin so unendlich erleichtert, dass für dich alles so gut ausgegangen ist und dass du endlich wieder Freude am Leben haben kannst. Du bist ja jetzt schon völlig aufgeblüht, sieh dich nur an, du siehst zehn Jahre jünger aus!“ Tatsächlich stand Jo Ann die Vorfreude auf die kommende Schatzsuche ins Gesicht geschrieben. „Und Eva, für dich freut es mich, dass du Uwe endlich Paroli geboten hast und dass er da bestraft wird, wo es ihm am meisten wehtut, bei seinem Geldbeutel. Muss eine große Genugtuung für dich sein, nachdem er dich so mies behandelt hat.“
„Schade nur, dass du nicht die gleiche Genugtuung erfahren wirst. Es ärgert mich, dass Dieter ungeschoren davonkommen wird.“
Steve war aus dem Zimmer gegangen, um eine Flasche Wyndham Estate zu holen und hatte deshalb nur den letzten Satz gehört, als er jetzt wieder hereinkam. „Wieso sollte er?“
„Nun, wir nehmen an, dass ihn die Amerikaner nicht ausliefern werden, falls man ihn in den Staaten überhaupt finden wird. Wir wissen doch gar nicht, wo und ob er sich überhaupt noch dort aufhält, wir haben nur seinen Namen“, sagte
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