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Die Bäckereiüberfälle

Die Bäckereiüberfälle

Titel: Die Bäckereiüberfälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami , Kat Menschik
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Ehe ist schon irgendwie merkwürdig, dachte ich nur.

    Unserer wohl als komplett zu bezeichnenden Ausrüstung zum Trotz gelang es uns allerdings nicht, eine durchgehend geöffnete Bäckerei ausfindig zu machen. Durch die nachtleeren Straßen fuhr ich von Yoyogi nach Shinjuku, dann nach Yotsuya, Akasaka, Aoyama, Hiroo, Roppongi, Daikanyama und Shibuya. Wir bekamen im nächtlichen Tōkyō die verschiedensten Leute und Läden zu sehen, nur keine Bäckerei. Mitten in der Nacht gab es kein frisches Brot.
    Unterwegs stießen wir zwei Mal auf Streifenwagen der Polizei. Einer stand versteckt am Straßenrand, der andere kam mit relativ geringer Geschwindigkeit von hinten und überholte uns. Ich schwitzte beide Male unter den Armen, aber meine Frau suchte eifrig unsere Bäckerei und würdigte die Streifen keines Blickes. Mit jeder Änderung ihrer Körperhaltung raschelten die Schrotkugeln in ihrer Tasche wie die Häckselfüllung in einem Kopfkissen.
    »Geben wir auf«, sagte ich. »So spät in der Nacht hat kein Bäcker mehr auf. So was muss man eben vorher auskundschaften …«
    »Stop!«, sagte meine Frau unvermittelt.
    Hastig trat ich auf die Bremse.
    »Die hier nehmen wir!«, sagte sie ganz ruhig.
    Ich legte die Hände aufs Lenkrad und schaute mich um, entdeckte aber nichts, was nach Bäckerei aussah. Die Geschäfte hatten alle ihre tiefschwarzen Gitter unten und waren in Totenstille versunken. In der Finsternis schwebte die blaurote Reklameröhre eines Friseurladens, kalt, ein langgezwirbeltes Glasauge. Nur etwa zweihundert Meter weiter war eine Leuchtreklame zu sehen: McDonald’s Hamburger.
    »Hier gibt’s keine Bäckerei«, sagte ich.
    Doch meine Frau öffnete wortlos das Handschuhfach, nahm eine Rolle Isolierband heraus und stieg damit aus dem Wagen. Ich stieg ebenfalls aus. Meine Frau kauerte sich vorn vor den Wagen, schnitt das Band in passende Stücke und klebte damit das Nummernschild so ab, dass die Nummer nicht mehr zu lesen war. Dann lief sie ums Auto und machte das hintere Schild dort auf die gleiche Weise unkenntlich. Sie ging sehr routiniert vor. Ich stand einfach nur da und schaute ihr zu.
    »Wir nehmen das McDonald’s da«, sagte meine Frau. Es klang so beiläufig, als würde sie mir mitteilen, was es zum Abendessen gibt.
    »McDonald’s ist keine Bäckerei«, verwies ich sie.
    »Aber so etwas Ähnliches«, sagte meine Frau und stieg wieder ins Auto. »Manchmal muss man eben Kompromisse machen. Fahr jedenfalls vor zu McDonald’s.«
    Folgsam fuhr ich die zweihundert Meter vor. Auf dem Parkplatz von McDonald’s stand nur ein Wagen, ein rot funkelnder Bluebird. Meine Frau gab mir das in eine Wolldecke gewickelte Schrotgewehr.
    »Mit so was hab ich noch nie geschossen, und ich möchte auch nicht schießen«, protestierte ich.

    »Schießen ist nicht nötig. Du brauchst es nur zu halten. Niemand wird Widerstand leisten«, sagte meine Frau. »Hör zu. Mein Plan ist folgender: Zuerst gehen wir selbstsicher hinein. Und sobald die Angestellten ihr ›Willkommen bei McDonald’s‹ intonieren, ziehen wir schnell die Skimützen über. Verstanden?«
    »Schon, aber …«
    »Dann richtest du das Gewehr auf die Angestellten und treibst das gesamte Personal und die Gäste an einer Stelle zusammen. Und zwar rasch. Den Rest erledige ich dann schon.«
    »Aber …«
    »Was meinst du, wie viele Hamburger wir brauchen«, fragte sie. »Ob dreißig reichen?«
    »Bestimmt«, sagte ich. Seufzend nahm ich das Schrotgewehr in Empfang und lupfte die Wolldecke ein bisschen. Das Gewehr war schwer wie ein Sandsack und schwarz wie die Nacht.
    »Ist das wirklich nötig?«, sagte ich. Die Frage war halb an meine Frau und halb an mich selbst gerichtet.
    »Natürlich!«, sagte sie.
    »Willkommen bei McDonald’s!«, sagte das Mädchen mit der McDonald’s-Kappe und dem McDonald’s-Lächeln, das hinter der Theke stand.
    Ich hatte geglaubt, dass bei McDonald’s nachts keine Mädchen mehr arbeiten, und war deshalb einen Moment verwirrt, als ich sie erblickte, besann mich aber gleich eines Besseren und zog mir die Skimütze übers Gesicht.

    Das Mädchen starrte uns verblüfft an. In den »Verhaltensregeln für McDonald’s-Personal« steht nirgendwo, wie man Kunden zu begegnen hat, die plötzlich Skimützen überziehen. Sie wollte mit dem weitermachen, was nach dem »Willkommen bei McDonald’s« kommt, aber ihr Mund gefror, und sie brachte kein Wort heraus. Nur ihr Arbeitslächeln blieb ihr unsicher an den Lippen hängen wie die

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