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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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los und jagen es in den Wald zurück.»
    «Nein, wir können nicht riskieren, dass es einen Bogen schlägt und die Soldaten alarmiert. Lass es uns locker anbinden, dann
     kann es grasen, bis jemand des Weges kommt und es findet.» Ohne ihn anzusehen, führte sie das Pferd am Zügel weg.
    Kurz darauf pirschten sie sich jenseits der Hecke, die den Weg säumte, in Richtung der Soldaten.
    Sie kamen besser voran, als André es für möglich gehalten hätte. Ob Gott endlich ein Einsehen mit ihm hatte? Er wagte es kaum
     zu glauben, als die leuchtende blauweißrote Kuppel immer näher rückte.
    Endlich erreichten sie das Feld, auf dem der Ballon festgemacht war. Die Sonne war inzwischen hinter dem Horizont verschwunden
     und mit ihr die Farben des Tages, sodass die Szenerie in sanfte Grau- und Blautöne getaucht war. André und Marie-Provence
     hörten Justin und seine Männer die üblichen Witze reißen, als sie sich bis in unmittelbare Nähe des Ballons schlichen. André
     prüfte mit fachmännischem Blick den Zustand der seidenen Kugel. Ihre Flanken waren prall gefüllt. Offenbar hatte Justin es
     nicht riskieren wollen, ihr auf der Reise Gas zu entziehen, selbst wenn der Transport durch den Auftrieb mühsam sein musste.
    «Der Ballon ist startklar», wisperte er an Marie-Provence’ Ohr. «Lass uns einsteigen!»
    Sie warf ihm einen eigentümlichen Blick zu und nickte. In einem Husch waren sie an den Haltepflöcken. André jubelte innerlich,
     als er an dem Korb hochsprang und sich über den knarrenden Rand stemmte. Er streckte die Hände zu Marie-Provence aus. «Und
     jetzt du!»
    Doch sie hob die Arme nicht. Bleich und ernst sah sie zu ihm auf. Stumm schüttelte sie den Kopf.
    |574| Sein Hals wurde trocken. «Was ist, willst du nicht mit?»
    «Es gibt nichts auf der Welt, was ich lieber täte.»
    Er runzelte die Stirn. «Aber dann   …»
    «Willst du es denn wirklich, André? Willst du mich dabeihaben?»
    Und da verstand er. Sie wollte, dass er sich entschied. Hier und jetzt. Ärger wallte in ihm auf. Denn was sie verlangte, war
     nichts weniger, als dass er verzieh, was zwischen ihnen lag. Ihren Verrat, ihre Lügen. Ihren Egoismus und seinen Ruin. «Ich
     kann dich hier nicht mutterseelenallein lassen», sagte er verärgert. «Du würdest sofort gefasst werden.»
    Sie blinzelte und sagte herausfordernd und stolz zugleich, jedoch mit brüchiger Stimme: «Ich habe das Pferd. So schnell fangen
     sie mich nicht. Außerdem kenne ich die Verstecke der Chouans.»
    Er sah, dass sie die Wahrheit sagte, und wurde noch wütender. «Du kannst mich nicht erpressen», fauchte er.
    «Das will ich nicht. Aber ich liebe dich, und   …» Sie brach ab. «So kann ich nicht leben. Ich brauche ein Zeichen von dir oder einen Schlussstrich. Ich bin müde, André,
     verstehst du? Irgendwann wirst du dich entscheiden müssen. Also mach es jetzt gleich. Auch wenn es das Letzte ist, was du
     mir zuliebe tust.» Sie legte ihre Hand auf den Korb. «Verstehst du nicht?», sagte sie leise. «Unsere letzte Ballonfahrt war
     ein Albtraum. Ich habe jede Sekunde gespürt, wie mir dein Hass entgegenschlägt. Noch einmal verkrafte ich das nicht.»
    Wie sie ihn so offen von unten ansah, verstand er, dass sie recht hatte. Und er konnte nicht anders, als Bewunderung für sie
     empfinden. Weil sie nie davor zurückgeschreckt war, schicksalhafte Entscheidungen zu treffen. Jetzt nicht, und auch früher
     nicht, als sie ihn für Charles verlassen hatte. Charles   … Auf einmal sah er sich wieder in Auray in seiner Zelle. Wie er auf ihre Schritte hoffte. Wie sein Herz schlug, wenn sie
     sich näherte. Wie ihn danach verlangte, einen Blick auf sie zu erhaschen. Er erinnerte sich an die Hoffnung und den Groll,
     den ihre Besuche in ihm auslösten, Gefühle, die |575| verhindert hatten, dass er in Gleichgültigkeit versank. Und er begriff in aller Deutlichkeit, was Marie-Provence’ Besuche
     für Charles bedeutet hatten. Für dieses Kind, das keine Tage, sondern Monate in Einzelhaft verbracht hatte.
    Er sah auf sie hinab, auf ihre klaren Züge. Und zum ersten Mal, seit er sie kannte, schien es ihm, als läge ihre Seele offen
     vor ihm. Er streckte die Hände aus. «Komm.»
    Doch sie sah ihn nur sprachlos und aus großen Augen an. Die Unfähigkeit, seine Worte zu deuten, war ihr ins Gesicht geschrieben.
     Er musste lächeln.
    «Nun komm schon, Marie», sagte er neckend. «Wir haben schließlich noch etliches nachzuholen, was deine Ausbildung als

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