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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hinter seiner dicken Hornbrille, und er lächelte ungezwungen. Im Gegensatz zu den meisten Journalisten, die der Texaner bisher kennengelernt hatte.
    »Nun, die Wahrheit ist beredt, wie mein Daddy oft gesagt hat. Was diese Gerüchte angeht, Mittel aus dem Pensionsfonds meiner Angestellten seien zweckentfremdet worden – das sind tatsächlich nur Gerüchte. Das von mir unterbreitete Angebot bedient am besten die Interessen der Aktionäre. Damit will ich sagen: Rechnen Sie selbst nach. Sind Aktionäre nicht auch Menschen? Altjüngferliche Tanten und kleine alte Ladys, sogar viele
davon. Haben Sie schon mal gehört, dass eine Aktivistengruppe sich Sorgen um Aktionäre macht?«
    Der Mann mit dem Kassettenrekorder nickte nachdrücklich. »Und unsere Leser werden mehr darüber hören wollen. Aber solange noch gutes Licht von draußen einfällt, möchte unser Fotograf vielleicht ein paar Aufnahmen von Ihnen machen. Wäre das okay?«
    Ein Lächeln, das viel Zahn sehen ließ. »Nur zu! Mein linkes Profil ist am besten, glaub ich.«
    Der Journalist ging hinaus und kam mit einem kräftig gebauten Mann mit breitem Schädel und kurzem braunem Haar zurück, das nicht sofort als Toupet zu erkennen war. Außer einer Kameratasche trug er etwas, das wie ein Stativ in einer Tragetasche aussah.
    Der Vorstandsvorsitzende streckte ihm die Hand hin. »Avery Haskin«, sagte er. »Aber das wissen Sie. Wie ich Jones hier erklärt habe, ist mein linkes Profil wahrscheinlich am besten.«
    »Ich bin Smith«, sagte der Fotograf. »Und ich werd’s so kurz wie möglich machen. Bleiben Sie einfach wie jetzt an Ihrem Schreibtisch sitzen.«
    »Sie sind der Boss«, sagte Haskin. »Nein, Augenblick – ich bin der Boss.«
    »Sehr witzig«, sagte Smith. Er stand jetzt hinter dem Vorstandsvorsitzenden von Haskin Beef und zog den Reißverschluss der vermeintlichen Stativtasche auf und holte einen pneumatischen Bolzenschussapparat heraus.
    Der Texaner drehte sich in seinem Sessel um und sah, was Smith in den Händen hielt. Sein Lächeln verschwand schlagartig.
    »Was zum Teufel …«
    »Oh, Sie erkennen das Ding. Na ja, das ist nicht verwunderlich, oder? Das verwendet ihr Viehzüchter, um Rinder zu schlachten, nicht wahr?«
    »Gottverdammt noch mal …«
    »Wär ein Fehler, sich zu bewegen«, unterbrach Smith ihn eisig. »Natürlich wär’s auch ein Fehler, sich nicht zu bewegen.«
    »He, hören Sie mir zu. Ihr Burschen seid militante Tierschützer? Dann lasst euch eines gesagt sein: Auch wenn ihr mich ermordet, ändert sich nicht das Geringste.«
    »Das rettet die Pensionen von fünfzehntausend Mitarbeitern«, sagte Jones leichthin, wobei er seinen angeklebten Bart befingerte. »Fünfzehntausend von denen, einer von Ihnen. Rechnen Sie selbst nach, ja?«
    »Aber mir gefällt, dass Sie uns gleich für durchgeknallte Tierschützer gehalten haben«, warf Smith ein. »Eine verständliche Annahme, wenn man den Boss eines Fleischkonzerns mit genau dem Gerät umlegt, mit dem professionell geschlachtet wird. Das haben wir uns zumindest überlegt. Das bringt die Ermittler todsicher auf die falsche Fährte.«
    »Erinnern Sie sich an den kalmückischen Politiker, den wir letztes Jahr liquidiert haben?« Jones wechselte einen Blick mit Smith. »Woraufhin die Regierung einen Toxikologen aus Österreich hat einfliegen lassen? Kein Mensch konnte die Todesursache feststellen. Zuletzt hat’s geheißen, er sei an einer wirklich üblen Fischvergiftung gestorben.«
    »Ich wette, dass unser Freund Avery nicht viel von Fisch hält«, sagte Smith. »Sind Sie ein Organspender, Avery?«
    »Was?« Auf der Stirn des Texaners standen Schweißperlen. »Was haben Sie gesagt?«
    »Jetzt ist er einer«, erinnerte Jones seinen Kollegen. »Ich habe die Erklärung in seinem Namen vor über einer Woche ausgefüllt.«
    »Da haben wir’s«, sagte Smith, während er die Eindringtiefe des Schlagbolzens nachstellte. »Richtig ein Blitz aus heiterem Himmel, was? Irgendwie komisch, wenn ein Viehzüchter so stirbt.«
    »Das finden Sie komisch? O Jesus, bitte, barmherziger Jesus …«
    »Tatsächlich werden wir eines Tages an diese Szene zurückdenken und lachen«, sagte der Mann mit dem Bolzenschussgerät. Er nickte Jones zu.
    »Und lachen? Ihr seid ja verrückt!« Avery Haskins Stimme überschlug sich fast in ungläubigem Zorn.
    »Oh, ich hab nicht Sie gemeint«, sagte Smith, als er den Bolzen tief in Haskins Gehirn schnellen ließ. Die sofort eintretende Bewusstlosigkeit war nicht mehr

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