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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Stahlsarg am Leben erhalten worden war. Dahinter muss eine Fantasie wie von Poe stecken, hatte Ruth Robbins gesagt. Belknap erschauderte unwillkürlich.
    In der folgenden Stunde ließ Andreas Benommenheit nach, und ihre Äußerungen wurden allmählich als Englisch erkennbar. Ihre kurzen Sätze machten klar, dass sie praktisch keine Erinnerung an die Ereignisse nach ihrer Ankunft hatte. Das überraschte
ihn nicht. Die starken Drogen würden einen rückwirkenden Gedächtnisverlust bewirkt haben, der alle Ereignisse unmittelbar vor und nach ihrer Entführung betraf. Im Augenblick wollte Andrea nur schlafen. Ihr Körper sehnte sich nach Schlaf, um das Fentanyl abbauen zu können.
    Der Alarmzustand, in den er alle möglichen Dienststellen versetzt hatte, würde seine Gegner lähmen, das wusste Belknap. Also waren sie vorläufig in Sicherheit.
    Nicht jedoch Nikos Stavros. Belknap ließ sie friedlich schlafend in dem französischen Bett zurück, setzte sich in den Land Rover und raste zu Stavros’ Landsitz hinaus. Die kurvenreiche Zufahrt entsprach ganz seiner Erinnerung, aber er war überrascht, das Tor offen vorzufinden.
    Vor der Villa, deren Terrakottadachziegel in der untergehenden Sonne leuchteten, sah er drei Streifenwagen parken. Der Butler Cajus, den er kaum wiedererkannte, war aschfahl. Mit den einheimischen Beamten konferierte jemand, den er auf dem Flughafen kennengelernt hatte: der DEA-Mann McGee.
    Er stieg aus seinem schwarzen Land Rover, nickte dem DEA-Mann schroff zu und ging mit großen Schritten ins Haus.
    In der Bibliothek stieß er auf die von Kugeln durchsiebte Leiche von Nikos Stavros. Sein Körper wirkte im Tod noch schmächtiger, die Gliedmaßen noch spindeldürrer. Er lag in einer Blutlache. Seine Augen standen offen, blickten leblos zur Decke auf.
    Belknap sah sich in der Bibliothek um. Die reich verzierte Wandtäfelung wies zahlreiche Einschusslöcher auf. Er hob einen verformten Bleiklumpen auf, der einen Holzstuhl durchschlagen hatte, und wog ihn prüfend in der Hand, um ein Gefühl für sein Gewicht, seinen Durchmesser zu bekommen. Dies war keine Militärmunition; dies waren amerikanische Special-Ops-Geschosse mit Hohlspitze und teilweiser Kupferummantelung – genau die Munition, die Belknap immer bevorzugt hatte. Als ob jemand es darauf angelegt hätte, ihn zu belasten.
    Durch ein offnes Fenster in der Eingangshalle hörte er McGee mit dem Handy telefonieren – offenbar mit einem Vorgesetzten. Dabei ging es hauptsächlich um ballistische Fragen und Details der Tatausführung. Dann hörte Belknap ihn mit gedämpfter Stimme sagen: »Er ist hier.« Eine längere Pause. »Nein, ich habe das Foto gesehen und sage Ihnen, dass er jetzt hier ist!«
    Belknap ging zu seinem Land Rover zurück. McGee drehte sich nach ihm um und winkte ihm mit freundlicher Miene breit grinsend zu.
    »He«, sagte McGee, »da kommt genau der Mann, mit dem ich reden wollte.« Sein Tonfall war herzlich, fast einschmeichelnd.
    Belknap rannte zu seinem Wagen und raste mit aufheulendem Motor davon.
    Im Rückspiegel konnte er die verwirrte Reaktion der Männer beobachten, die er hinter sich gelassen hatte. Sie würden telefonieren, um Anweisungen zu erhalten – sollten sie ihn verfolgen? Aber bis sie die Genehmigung dazu erhielten, würde es zu spät sein.
    Vor seinem inneren Auge erschien wieder Stavros’ verängstigter Gesichtsausdruck bei seinem Besuch an diesem Vormittag. Man hätte glauben können, dem Großreeder sei zumute, als statte der Tod persönlich ihm einen Besuch ab.
    Hatte er recht gehabt?

Kapitel zweiundzwanzig

AMARILLO, TEXAS
    »Nimmt das Ding denn noch auf?« fragte der große Texaner grinsend. Er war aus sich herausgegangen, um sich gegen seine Kritiker zu verteidigen, und schien sich darüber zu freuen, dass der Journalist – kam er von Forbes oder Fortune? – seinen Redefluss nicht unterbrochen hatte.
    Die Wand hinter ihm hing voller Fotos, die ihn auf der Jagd, beim Angeln und Skilaufen zeigten. Das gerahmte Titelblatt einer Fachzeitschrift erklärte ihn zum FREIBEUTER DER RINDERZUCHT.
    »Keine Sorge«, sagte der kleine bärtige Mann im Besuchersessel vor dem Mahagonischreibtisch des Texaners. »Ich habe immer Ersatzbatterien dabei.«
    »Weil ich ganz schön viel reden kann, wenn ich in Fahrt komme.«
    »Man wird nicht Vorstandsvorsitzender eines der größten Rindfleischproduzenten des Landes, ohne seine Grundsätze erläutern zu können, denke ich.« Die Augen des kleinen Mannes glitzerten

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