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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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rückgängig zu machen, aber der Pons Varolii und die Medulla im Hinterhirn – für Atmung und Herzschlag zuständig – waren weiterhin intakt. Im Krankenhaus würde ein EEG bestätigen, dass der Vorstandsvorsitzende hirntot war. Danach würde das Ausweiden beginnen.
    Bestes Beef, dachte Smith. Das richtige Schicksal für den Freibeuter der Rinderzucht.

NEW YORK
    Alle Großstädte, diese Erfahrung hatte Belknap gemacht, waren von einer Industriebrache umgeben, und New York machte keine Ausnahme. Während er fuhr, sah er auf beiden Straßenseiten riesige Flüssiggastanks und die Klinkerbauten alter Fabrikgebäude  – dominierend, aber nicht mehr benutzt – wie Skelette von Mastodonten aus einem vergangenen Industriezeitalter. Fabriken machten Lagerhäusern in unterschiedlichen Verfallsstadien Platz, und diese wichen ihrerseits den hoch aufragenden Wohnblocks verlassener Sozialsiedlungen.
    Allmählich zeigten sich Spuren menschlicher Besiedlung: Im Rinnstein lagen Abfälle und Verpackungen aus Schnellrestaurants, die Gehsteige waren mit grünen und braunen Glassplittern, den Schrapnellen des Alkoholismus, übersät. Wärst du obdachlos, wärst du jetzt zu Hause, dachte Belknap säuerlich. Er wechselte abrupt die Spur, riss das Lenkrad scharf nach links und
hielt sich dadurch wach, dass er den rumpelnden und schleudernden Mietwagen abfing.
    Andrea Bancroft, die neben ihm halb geschlafen hatte, blinzelte gähnend.
    »Wie geht’s dir?«, fragte er. Als sie nicht gleich antwortete, legte er seine Hand sanft auf ihre. »Geht’s wieder?«
    »Ich bin noch ein bisschen taub von unserem Flug«, sagte Andrea. Sie waren direkt von Larnaka zum Kennedy International Airport geflogen – aber nicht in einem gewöhnlichen Verkehrsflugzeug. Stattdessen hatten sie einen DHL-Frachter benützt, eine fensterlose Frachtmaschine, deren Pilot seit vielen Jahren mit Belknap befreundet war. Eigentlich waren sie blinde Passagiere gewesen. Die gecharterte DC-8 war nach Tallinn zurückgeflogen. Er wusste nicht, welche neuen Namen jetzt auf der internationalen Watchliste standen, die Gäste der Fluglinien kontrollierten. Die Frachtmaschine löste ihre drängenden Probleme, aber ein Frachter bot Mitfliegenden keinerlei Komfort. Am Schott hinter dem Cockpit gab es einfache Klappsitze für Reservebesatzungen, aber die Schalldämmung war wie die Heizung ziemlich rudimentär.
    »Tut mir leid, dass der Flug so schlimm war«, sagte Belknap. »Trotzdem ist er mir besser vorgekommen als die Alternative.«
    »Ich beschwere mich gar nicht. Wenigstens muss ich mich nicht mehr übergeben.«
    »Dein Körper hat versucht, das Fentanyl loszuwerden.«
    »Ich bedaure nur, dass du das miterleben musstest. Nicht gerade romantisch.«
    »Diese Dreckskerle hätten dich ermorden oder dir noch Schlimmeres antun können.«
    »Richtig. Ich muss daran denken, dir einen Dankesbrief zu schreiben. Jedenfalls kennst du jetzt alle meine Geheimnisse. Ich habe ganz schön viel geschwatzt, was?«
    »Ein guter Zeitvertreib.« Seine Augen lächelten.
    »Ich bin noch immer ziemlich groggy.«
    »Vier Duragesic-Pflaster. Die hauen einen ganz schön um.«
    »Vier was?«
    »Das hab ich dir schon erzählt. Zwei am Hintern, eines unter der Brust, eines innen am Oberschenkel. Alle haben ein starkes Betäubungsmittel in deinen Kreislauf abgegeben. Und an der Hüfte hast du eine hässliche Prellung, die du im Auge behalten solltest.«
    »He, wie hast du die Pflaster eigentlich alle gefunden?« Sie war rot geworden.
    »Wie glaubst du denn? Leider war gerade keine Anstandsdame oder Krankenschwester da.«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Verringerte Atmung ist kein sehr gesunder Zustand, okay? Was hätte ich sonst tun sollen?«
    »Ich beschwere mich doch gar nicht. Jesus! Ich bin dir dankbar.«
    »Das ist dir peinlich. Und das ist verrückt.«
    »Ja, ich weiß, ich weiß. Das war nur ein bisschen … weiter, als ich normalerweise beim ersten Date gehe. Die Sache mit der völligen Nacktheit.«
    Belknap konzentrierte sich auf den Verkehr vor ihnen und sagte nichts. Nach einiger Zeit fragte er: »Du kannst dich noch immer nicht an die Entführung erinnern?«
    »Ich weiß noch, dass ich in Larnaka angekommen bin. Ich weiß noch, wie ich ins Hotelzimmer hinaufgefahren bin. Aber danach verschwimmt alles in schwarzem Nebel. Das kommt von den Drogen, vermute ich. Es gibt einen langen Zeitraum, von dem ich kaum etwas weiß. Nur zusammenhanglose Bruchstücke. Vielleicht war das Einbildung, aber ich

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