Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
der zur Tarnung im Auswärtigen Dienst arbeitete. Eine Version war so gut wie die andere. Der Mann, mit dem er sprach, trug ein Khakihemd mit einem runden Ärmelaufnäher, auf dem oben quer U.S. JUSTICE DEPARTMENT und unten bogenförmig DRUG ENFORCEMENT AGENCY stand. In der Mitte segelte ein
Adler vor blauem Himmel über einem halbkreisförmigen grünen Stück Erde. Der Mann trug einen Anstecker, der ihn als Special Agent auswies.
»Sie wissen, dass der Vogel Nikos Stavros gehört?«, fragte Belknap.
Der Amerikaner zuckte nur mit den Schultern und nickte zu einem anderen hinüber, der offenbar sein Vorgesetzter war.
»Bowers«, wiederholte Belknap. »State. Wir sind gleichzeitig mit Ihnen benachrichtigt worden. Mit einer zwanzig-drei-fünf.« Das war das Bürokratenkürzel für eine Weisung, die sofortiges Handeln erforderte. »Bin nur als Beobachter hier.«
»McGee. Die Zyprer haben die Maschine gerade gestürmt.« Der Amerikaner hatte eine blonde Haartolle, kleine abstehende Ohren und einen Sonnenbrand im Gesicht, wie ihn Männer bekommen, die viel im Freien herumstehen. »Bei ihnen ist eine Bombenwarnung eingegangen – eine mit dem Höhenmesser gekoppelte Sprengladung.« Aus der Flugzeugkabine kam aufgeregtes Hundegekläff. Die Tür stand offen; die Fahrgasttreppe war ausgefahren.
»Uns ist gemeldet worden, dass der Vogel Heroin an Bord hat.« Belknap wirkte gelangweilt, unfreundlich. Er wusste, dass nichts rascher Verdacht erregt hätte als demonstrative Freundlichkeit oder der Versuch, sich einzuschmeicheln. Beamte der Innenrevision verrieten sich immer durch ihre Umgänglichkeit.
»Wahrscheinlich ein paar Kilo Bockmist«, sagte der blonde Amerikaner. Er sprach leicht gedehnt wie jemand aus einem an die Südstaaten angrenzenden Bundesstaat. »Aber das kriegen wir noch zu sehen, richtig?« Ein prüfender Blick.
»Sie werden’s sehen«, antwortete Belknap. »Ich hänge hier nicht den ganzen Nachmittag herum. Wissen Sie schon, wem die Gulfstream gehört?«
Der Mann zögerte einen Herzschlag zu lange. »Noch in Arbeit.«
»Noch in Arbeit?« Belknap warf ihm einen finsteren Blick zu. »Wenn ich verarscht werden will, sage ich’s Ihnen rechtzeitig.«
Der DEA-Mann lachte. »Na ja, das ist kein großes Geheimnis, stimmt’s?«
»Mich interessiert nur, ob Stavros bestätigt ist. Und was ist mit dem Piloten?«
»Der ist auch bei Stavros angestellt«, sagte der DEA-Mann nickend. »Da kommt er übrigens.«
Zwei bewaffnete zyprische Drogenfahnder führten den Piloten, der lautstark gegen seine Festnahme protestierte, zwischen sich die Fluggasttreppe hinunter.
Belknap klappte das gestohlene Handy auf und hielt es ans Ohr. »Hier Bowers. Also, der Pilot scheint tatsächlich ein Angestellter von Stavros zu sein.« Etwas Theater für seinen amerikanischen »Kollegen« McGee.
Der blonde DEA-Mann sprach kurz mit einem der Zyprer, dann wandte er sich wieder an Belknap. »Vorerst noch keine Drogen. Aber eine unter Drogen stehende Passagierin.«
Belknap blickte auf und sah die zusammengesunkene Gestalt einer halb bewusstlosen Frau, die von zwei bulligen zyprischen Militärpolizisten aus der Maschine geführt wurde.
Andrea Bancroft.
Gott sei Dank! Sie schien unverletzt zu sein, obwohl ihre Augen halb geschlossen und ihre Glieder kraftlos schlaff waren. Anscheinend durch ein Opiat betäubt. Eine vorübergehende Entkräftung, die sich jedoch rasch beheben ließ.
Auf dem Vorfeld in der Nähe des olivgrünen Militärlasters beteuerte der Pilot lautstark seine Ahnungslosigkeit. Belknap zweifelte jedoch nicht daran, dass er auf ausdrücklichen Befehl von Nikos Stavros gehandelt hatte.
Von Nikos Stavros … der wiederum auf Befehl eines anderen gehandelt haben musste.
»Wer das wohl ist?«, fragte McGee mit einem Blick auf die benommene Andrea.
»Das wissen Sie nicht? Wir schon. Eine Neuengländerin aus Connecticut. Wir kriegen sie zuerst. Der Pilot gehört ganz Ihnen.«
»Das können Sie nicht einfach bestimmen«, nörgelte McGee. Aber sein Tonfall zeigte, dass er sich schon damit abgefunden hatte.
Belknap gab keine Antwort, sondern sprach wieder in sein Handy. »Nehme die junge Frau in Gewahrsam. In ein paar Tagen überstellen wir sie der DEA in Nikosia.« Er machte eine Pause und gab vor, jemandem zuzuhören. »Kein Problem«, sagte er dann. »Die DEA-Jungs sollen sehen, wie effizient wir arbeiten. Vielleicht brauche ich einen Krankenwagen.«
Er nützte die augenblickliche Verwirrung aus, um die zyprischen
Weitere Kostenlose Bücher