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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Militärpolizisten aufzuhalten und ihnen Andrea abzunehmen, indem er sie mit einer raschen, professionell wirkenden Bewegung an den Ellbogen packte. Die anderen DEA-Leute würden sich darauf verlassen, dass McGee notfalls protestieren würde, und die Zyprer hatten Anweisung, die operativen Entscheidungen den Amerikanern zu überlassen.
    »Ich rufe Sie an, wenn ich den F-83 ausfülle«, sagte Belknap zu McGee. »Irgendwelche Diskrepanzen spuckt der Computer sofort aus.« Er sprach in einem Tonfall, der seine Anstrengung tarnte, denn in Wirklichkeit musste er Andreas Gewicht fast ganz tragen. Im nächsten Augenblick war er mit ihr zu dem Elektrokarren unterwegs, mit denen einige Militärpolizisten zu der Gulfstream hinausgefahren waren. Der Fahrer, ein Einheimischer mit Boxernase, war es offenbar gewöhnt, Befehle auszuführen; Belknap setzte sich neben Andrea auf die Rückbank und erteilte seine Befehle in kurzen, klaren Worten.
    Der Fahrer drehte sich um und sah Belknap an. Suchte er auf seinem wie aus Stein gemeißelten Gesicht die Befugnis, Befehle
zu erteilen, fand er sie offenbar. Der Elektrokarren rollte davon.
    Belknap tastete nach ihrem Puls, der langsam war. Ihre Atmung war flach, aber gleichmäßig. Andrea war betäubt, aber nicht vergiftet worden.
    Er dirigierte den Fahrer zu seinem schwarzen Land Rover und ließ sich von ihm helfen, Andrea auf den Rücksitz zu betten. Dann entließ er den Mann, indem er lässig mit zwei Fingern an die Schläfe tippte.
    Sobald Belknap mit ihr allein war, inspizierte er ihre verengten Pupillen. Sie gab undeutliche kleine Geräusche von sich, ein Mittelding zwischen Gemurmel und Gewimmer. Ein weiteres Anzeichen für einen Opiatrausch. Er fuhr rasch davon und nahm sich ein Zimmer im ersten Motel, das er sah – ein hässlicher ebenerdiger Bau im Stil einer amerikanischen Lodge aus senffarben gestrichenen Hohlblocksteinen. Er trug Andrea hinein und fühlte nochmals ihren Puls. Bisher keine Besserung. Kein Anzeichen dafür, dass sie aus ihrer Benommenheit erwachte.
    Belknap legte sie auf das französische Bett und ließ seine Hände über ihr gehäkeltes Baumwolltop gleiten. Dabei bestätigte sich sein Verdacht. Unter ihrer linken Brust ertastete er ein Duragesic-Pflaster: ein Pflasterquadrat mit einem durch die Haut aufgenommenen Fentanylpräparat. Dieses starke synthetische Opiat – für Krebskranke und Patienten mit chronischen Schmerzen entwickelt – würde mit stetigen fünfzig Mikrogramm pro Stunde in ihren Kreislauf gelangen. Andrea war jedoch so stark betäubt, dass sie mindestens zwei Pflaster, die sie nicht zu klarem Bewusstsein kommen ließen, am Körper haben musste. Während er weitersuchte, war ihm unwohl bei dem Gedanken daran, welche Freiheiten er sich herausnehmen musste, während seine Hände über ihren Körper glitten. Auf der Innenseite eines Oberschenkels entdeckte er ein weiteres Pflaster, das er ebenfalls entfernte. Aber gab es noch mehr?
    Das durfte er nicht riskieren. Er zog Andrea ganz aus, auch die Unterwäsche, und inspizierte ihren nackten Körper.
    An der rechten Hüfte sah er einen kleinen Bluterguss, ein dunkles Oval unter der Haut. Er untersuchte ihn genauer und entdeckte einen Einstich, der auf den Einstich einer dicken Injektionsnadel deutete. War sie in dem Hotelzimmer, aus dem sie entführt worden war, auf diese Weise gefügig gemacht worden – durch eine Injektion eines rasch wirkenden Betäubungsmittels? Dann musste sie sich gewehrt haben, denn dies war keine übliche Stelle für eine Injektion. Du hast’s ihnen nicht leicht gemacht, was?, dachte Belknap bewundernd.
    Er setzte seine Untersuchung fort. Zwischen ihren Gesäßbacken klebten zwei weitere quadratische Duragesic-Pflaster. Diese stetig abgegebene Fentanyldosis, die knapp unterhalb der tödlichen Schwelle lag, hätte dafür gesorgt, dass Andrea willenlos blieb.
    Wer hatte ihr das angetan?
    Nachdem die Pflaster abgezogen waren, gelangten noch Reste von Fentanyl aus der Epidermis in ihren Kreislauf. Er ließ ein Bad einlaufen, setzte sie in die Wanne und seifte die Stellen, wo Pflaster gesessen hatten, kräftig ein. Diese Tätigkeit war intim und klinisch zugleich. Die Verwendung solcher Pflaster, um Gefangene für längere Zeit willenlos zu halten, war an sich nicht neu. Aber ihn beunruhigte der Gedanke, was diese Leute mit ihr vorgehabt haben mochten. Er erinnerte sich an die Geschichte von dem Mann, der zwei Jahre lang intravenös ernährt und völlig unbeweglich in einem

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