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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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einem Polizeistaat zwischen drei blutüberströmten Leichen, aber er schien es nicht im Geringsten eilig zu haben. Er streckte die Hand aus. »Übrigens, mein Name ist Jared Rinehart.« Sein Händedruck war fest und trocken. Belknap, der nicht weit von ihm entfernt stand, stellte verblüfft fest, dass Rinehart nicht schwitzte; auf seinem Kopf schien nicht ein Haar in Unordnung zu sein. Er war ein Muster an Kaltblütigkeit. Belknap dagegen, das bestätigte ein Blick in den Spiegel, sah grässlich aus.
    »Sie haben sich für einen Frontalangriff entschieden. Mutig, aber ein bisschen unüberlegt. Vor allem, wenn die Wohnung über dieser leer steht.«
    »Verstehe«, grunzte Belknap, und das tat er wirklich: Er begriff sofort, wie Rinehart vorgegangen war, und bewunderte die Geschicklichkeit, mit der er seine Taktik den Erfordernissen der Lage angepasst hatte. »Sie haben recht.«
    Rinehart war leicht in die Länge gezogen wie ein Christus auf einem manieristischen Gemälde; er hatte lange, elegante Glieder und eigenartig seelenvolle graugrüne Augen. Er bewegte sich katzengleich geschmeidig, als er jetzt einen Schritt auf Belknap zutrat. »Machen Sie sich keine Vorwürfe, weil Sie den Stasi-Mann übersehen haben. Ich habe offen gestanden einen Heidenrespekt vor dem, was Sie geleistet haben. Ich habe monatelang versucht, Mr. Lugner aufzuspüren, leider ohne den geringsten Erfolg.«
    »Diesmal haben Sie ihn erwischt«, sagte Belknap. Wer zum Teufel sind Sie?, hätte er am liebsten gefragt, aber er beschloss, den rechten Augenblick dafür abzuwarten.
    »Eigentlich nicht«, sagte sein Retter. »Ich habe Sie erwischt.«
    »Mich.« Die Schritte auf dem Marx-Engels-Forum. Das spurlose Verschwinden eines wirklichen Profis. Das schemenhafte Spiegelbild des schlaksigen Arbeiters im bronzefarbenen Glas des Palasts der Republik.
    »Hierher bin ich nur gelangt, weil ich Ihnen gefolgt bin. Sie waren sehenswert, kann ich Ihnen sagen. Ein Spürhund auf der Fährte des Fuchses. Und ich atemlos hinter Ihnen her wie ein Landedelmann in Reithosen.« Er machte eine Pause, sah sich um, als begutachte er seine Umgebung. »Du meine Güte! Man könnte glauben, hier habe ein zugekiffter Rocksänger sein Hotelzimmer demoliert. Aber ich denke, die Sache ist auf den Punkt gebracht, nicht wahr? Zumindest meine Auftraggeber werden kein bisschen unzufrieden sein. Mr. Lugner war ein so schlechtes Beispiel für ehrbare Spione: Er hat im Luxus gelebt und Morde verüben lassen. Jetzt ist er ein sehr gutes Beispiel.« Sein Blick streifte den toten Lugner, dann sah er wieder Belknap an. »Der Sünde Lohn und so weiter.«
    Belknap sah sich um, sah das Blut der drei Erschossenen in dem rostbraunen Teppich versickern, wobei es durch Oxidation fast genau den gleichen Farbton annahm. Übelkeit brandete wie eine Welle über ihn hinweg. »Woher haben Sie gewusst, dass Sie mir folgen mussten?«
    »Ich habe die Suks am Alexanderplatz erkundet, mich ehrlich gesagt dort herumgetrieben . Plötzlich ist mir Ihre äußere Erscheinung aus Bukarest bekannt vorgekommen. Ich glaube nicht an Zufälle, Sie etwa? Sie hätten natürlich einer von seinen Kurieren sein können. Jedenfalls standen Sie irgendwie mit ihm in Verbindung. Das Risiko erschien mir lohnend.«
    Belknap starrte ihn nur an.
    »Also gut«, fuhr Jared Rinehart lebhaft fort, »damit wären wir bei der entscheidenden Frage: Sind Sie Freund oder Feind?«
    »Wie bitte?«
    »Das ist unhöflich, ich weiß.« Er zeigte ein gespieltes Zusammenzucken wegen seiner Taktlosigkeit. »Wie wenn man bei einem Dinner fachsimpelt oder Leute auf Cocktailpartys fragt, womit sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen. Aber ich habe ein praktisches Interesse an dieser Frage. Ich würde gerne wissen, ob
Sie im Sold der … oh, sagen wir, der Albaner stehen. Die sollen geglaubt haben, Mr. Lugner habe das wirklich gute Material für ihre Rivalen im Ostblock zurückgehalten, und Sie wissen ja, wie die Albaner sind, wenn sie sich in ihrer Ehre gekränkt fühlen. Und was die Bulgaren angeht … nun, von denen will ich gar nicht erst anfangen.« Während er sprach, zog er ein Taschentuch heraus und tupfte damit Belknaps Kinn ab. »Dieser Kombination aus Tödlichkeit und Beschränktheit begegnet man nicht jeden Tag. Also muss ich Sie jetzt fragen: Sind Sie eine gute Fee oder eine böse Hexe?« Er überreichte Belknap das Taschentuch mit einer schwungvollen Bewegung. »Sie hatten etwas Blut am Kinn«, erklärte er ihm. »Behalten

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