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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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überzeugte sich davon, dass der Flur menschenleer war, kniete vor der Türklinke nieder – runde Türknöpfe waren in diesem
Land praktisch unbekannt – und schob ein winziges optisches Sichtgerät durch das Schlüsselloch. Wenn ihm eine DPI gelang, konnte er die Wohnung wirkungsvoll überwachen, bis das alarmierte Entführungsteam eintraf.
    Ein großes Wenn – aber diesmal war die Fährte kurz genug, sodass Belknap hoffnungsvoll war. Angefangen hatte alles mit einem nächtlichen Besuch der Herrentoilette auf dem Bahnhof Friedrichstraße, wo er schließlich einen der sogenannten Bahnhofsjungen, einen Stricher, der sich hier herumtrieb, angesprochen hatte. Wie sich bald herausstellte, gaben sie Informationen widerstrebender preis als ihre Körper – und für weit mehr Geld. Die speziellen Vorlieben, die Lugner zum Überlaufen veranlasst hatten, würden den Verräter eines Tages verraten, davon war Belknap schon immer überzeugt gewesen. Sein Appetit auf minderjähriges Fleisch: Wäre Lugner in Washington geblieben, hätte diese Vorliebe ihm den Hals gebrochen, und sein Appetit war nicht leicht und nie lange zu stillen. Lugner war ein privilegierter Gast der Ostblockstaaten und konnte sich darauf verlassen, dass seine Vorlieben übersehen, vielleicht sogar gefördert werden würden. Andererseits waren auch die in einem Polizeistaat arbeitenden Bahnhofsjungen aus Notwendigkeit eine verschworene Gemeinschaft. War einer von ihnen von einem gut zahlenden Amerikaner mit pockennarbigem Gesicht und einer Vorliebe für Zwölf- bis Dreizehnjährige mitgenommen worden, war es Belknaps Überzeugung nach ziemlich wahrscheinlich, dass seine Genossen davon erfahren hatten.
    Er hatte reichlich Überredungskunst aufwenden und alle möglichen Versicherungen abgeben müssen – von einem Packen DM-Scheine ganz zu schweigen –, bis der Stricher schließlich loszog, um sich umzuhören. Zwei Stunden später war er mit einem Zettel in der Hand und einem triumphierenden Ausdruck auf seinem leicht pickeligen Gesicht zurückgekehrt. Belknap erinnerte sich an den Sauermilch-Atem seines Informanten,
an seine feuchten Hände. Aber dieser Zettel! Der hatte ihn für alles entschädigt.
    Belknap drehte die Glasfaseroptik des Sichtgeräts, schob sie vorsichtig weiter. Darin waren seine Finger nicht gerade geübt. Und er durfte sich keine Fehler erlauben.
    Er hörte ein Geräusch hinter sich, das Scharren von Stiefeln auf den Korridorfliesen, warf sich herum und starrte in die Mündung eines SKS-Karabiners mit kurzem Lauf. Dann sah er zu dem Mann auf, der die Waffe im Anschlag hielt: Er trug eine dunkelgrau-blaue Uniform mit Stahlknöpfen und hatte ein Sprechfunkgerät mit beige Plastegehäuse vor der rechten Schulter hängen.
    Stasi. Staatssicherheitsdienst. Die ostdeutsche politische Geheimpolizei.
    Der Mann war zweifellos ein Wachposten mit dem Auftrag, den eminent wichtigen Herrn Lugner zu beschützen. Er musste außer Sicht in einer unbeleuchteten Nische auf dem Korridor gesessen haben.
    Belknap kam mit erhobenen Händen langsam auf die Beine und spielte den Verständnislosen, während er seinen Gegenangriff plante.
    Der Stasiposten blaffte etwas mit den charakteristischen harten Konsonanten eines echten Berliners in sein beige Sprechfunkgerät, wobei er den Karabiner nur lässig in einer Hand hielt. Diese Ablenkung durch das Funkgerät bedeutete, dass der Mann nur schlecht darauf vorbereitet sein würde, einen plötzlichen Angriff abzuwehren. Belknaps eigene Waffe steckte in einem Knöchelhalfter. Er würde so tun, als wollte er dem Uniformierten die mitgebrachten Gerätschaften vorweisen, während er heimlich ein weit tödlicheres Werkzeug zum Vorschein brachte.
    Plötzlich hörte er, wie die Wohnungstür hinter ihm aufgerissen wurde, fühlte herausströmende warme Luft … und spürte einen gewaltigen Schlag gegen seine linke Kopfseite. Kräftige Arme rangen ihn zu Boden und schleuderten ihn aufs Parkett der
Diele, auf dem er auf dem Bauch liegen blieb. Sofort setzte ihm jemand einen Stiefel in den Nacken. Unsichtbare Hände tasteten ihn ab, zogen die versteckte kleine Pistole aus dem Knöchelhalfter. Dann wurde er hochgerissen und in den nächsten Raum gestoßen, dessen Tür mit dumpfem Knall hinter ihm zufiel. Der Raum war abgedunkelt, die Jalousie vor dem großen Fenster herabgelassen; Licht fiel nur durch ein schmales Erkerfenster ein, das auf die Seitenstraße hinausführte. Seine Augen brauchten einige Sekunden, um sich an

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