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Die Bank im Park

Die Bank im Park

Titel: Die Bank im Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das Schreckliche, das sein berserkerhaftes Auftreten total ins Unrecht setzte, zur Kenntnis genommen hatte, wußte er nicht, wie er sich aus der Situation herauswinden sollte, bis ihm einfiel, daß ja noch seine Untergebenen vorhanden waren, die als Blitzableiter dienen konnten.
    »Ihr Hundesöhne!« brüllte er sie an. »Was steht ihr herum und grinst und glotzt unverschämt? Ich bin mit euch geschlagen und verlerne es dadurch, den himmelweiten Unterschied zwischen euch und einem Auserwählten zu sehen! Werft euch zu Boden, damit der größte Dichter Frankreichs sich seine Schuhe an euren Visagen abputzen kann, ehe er die Stadt Paris betritt!«
    Alain Chartier verzichtete auf diesen Genuß, den er als solchen nur empfunden hätte, wenn ihm dazu das Gesicht des Leutnants zur Verfügung gestanden wäre. Er winkte ab und durchschritt das Tor, das vor ihm plötzlich, wie von Geisterhand bewegt, aufflog.
    Der Leutnant lief neben ihm noch ein paar hundert Meter in die Stadt hinein her und hörte nicht auf, ihm mit Klagen in den Ohren zu liegen über seine Leute, die an allem schuld seien.
    »Habt Ihr schon einmal mit solchen bornierten Ochsen zu tun gehabt?« fragte er den Dichter, der nur knappe Antworten gab und seinen Schritt beschleunigte, um den Leutnant abzuschütteln.
    »Nein.«
    »Seid froh. Man wird selbst auch noch ganz blöd davon; das hat sich ja soeben gezeigt.«
    »Ja.«
    »Könnt Ihr mir verzeihen?«
    »Ja.«
    »Oder werdet Ihr Euch revanchieren, indem Ihr mich dem Marquis de Bréguérac meldet?«
    »Nein.«
    »Auch nicht dem Dauphin?«
    »Nein, sage ich!«
    Chartier wußte ja nicht einmal, ob er dazu kommen würde, überhaupt ein Wort mit dem Dauphin zu wechseln. Möglich war doch sogar, daß der ganze Ball, wie der Kommandant der Garde gemeint hatte, ausfiel.
    Der Leutnant, ein unverschämter Mensch, wollte sich vergewissern und fuhr fort: »Ihr schwört mir das?«
    »Was?«
    »Daß Ihr Euch bei niemandem über mich beschwert?«
    Chartiers Absicht, dem lästigen Kerl zu enteilen, mußte als gescheitert angesehen werden. Der kräftige, gutgenährte Offizier hielt sich mit Leichtigkeit an der Seite des verhungerten, von seiner Krankheit ausgehöhlten Dichters.
    Alain Chartier blieb stehen.
    »Ihr geht mir auf die Nerven«, sagte er.
    »Ihr habt mir doch«, legte der Leutnant von seiner Impertinenz Zeugnis ab, »soeben verziehen.«
    »Ja, aber –«
    »Und Ihr habt – ein Mann, ein Wort! – versprochen, mich nicht dem Kommandanten der Königsgarde zu melden.«
    »Ja, aber –«
    »Auch nicht dem Dauphin.«
    »Ja, aber –«
    »Dann könnt Ihr mir das doch auch schwören.«
    »Ja, das könnte ich, aber«, ließ sich Chartier endlich das Wort nicht mehr abschneiden, »es würde Euch nicht viel helfen.«
    Der Leutnant erschrak.
    »Warum nicht?«
    »Weil es auch noch die Dauphine gibt, mit der zu sprechen sich eine Gelegenheit bieten wird.«
    »Die Dauphine«, entsetzte sich der Leutnant, »eure besondere Gönnerin!«
    Ihm war natürlich die Sache mit dem Kuß im Bois de Boulogne auch bekannt.
    »Das wäre ja schlimmer«, fuhr er fort, »als wenn Ihr beim Dauphin oder beim Gardekommandanten über mich Beschwerde führen würdet.«
    »Kann schon sein.«
    »Und Ihr wollt das tun? Ihr wollt mich wirklich unglücklich machen?«
    »Wenn Ihr nicht aufhört, mich zu belästigen, ja.«
    »Schuld an allem sind doch meine stupiden Kerle, das habe ich Euch schon gesagt. Um Euch Genugtuung zu verschaffen, verspreche ich Euch, die Hundesöhne so lange auf Wasser und Brot zu setzen, bis ihnen alle Zähne ausgefallen sind – oder sie gleich verhungern zu lassen! Glaubt mir, ich mache das!«
    »Das würde Euch ähnlich sehen.«
    »Was«, entgegnete der Leutnant, der an seinem Zorn fast erstickt wäre; er mußte ihn ja bändigen, »soll das heißen?«
    »Das soll heißen, daß ich genau das Gegenteil wünsche. Ihr habt die armen Kerle in Ruhe zu lassen. Wegen mir sollen die keine Repressalien erleiden müssen. Nur so könnt Ihr Euch meine Zusage einhandeln, mit der Dauphine nicht über Euch zu sprechen.«
    »Einverstanden«, stieß der Offizier rasch hervor.
    »Seid aber gewiß, daß ich mich vergewissern werde, daß Ihr Euer Wort nicht brecht. Ihr werdet bestimmt nicht nur einmal erleben, daß ich an Eurem Tor wieder auftauche.«
    Der Leutnant nickte ergebenst, innerlich dachte er jedoch: Du wirst nicht mehr oft, wenn ich dich so ansehe, bei uns auftauchen. Wo du auftauchen wirst, kann ich dir sagen – im Friedhof!
    Rasch

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