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Die Bank im Park

Die Bank im Park

Titel: Die Bank im Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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für heute abend.«
    Endlich sah der Marquis de Bréguérac ein, daß es keinen Zweck hatte, den Hofball vor einer Katastrophe bewahren zu wollen. Jedes Wort war hier in den Wind gesprochen. Am liebsten wäre deshalb der Hochadelige zum Schluß noch außerordentlich ordinär geworden und hätte Zuflucht zu einer weiteren deutschen Formulierung genommen, die er auch in Trier an der Mosel – nicht am Rhein – aufgeschnappt hatte, eine Formulierung, welche gute dreieinhalb Jahrhunderte später durch den größten deutschen Dichter der Weltliteratur eingeführt wurde; die Rede ist von Johann Wolfgang von Goethe und seinem Stück ›Götz von Berlichingen‹.
    Sich beherrschend, machte der Marquis stumm auf dem Absatz kehrt und wandte sich zur Tür. Dort drehte er sich aber noch einmal um und sagte in verletzender Schärfe zu Chartier: »Ihr werdet doch wenigstens ein Bad nehmen, ehe Ihr hier aufbrecht?«
    Dann fiel die Tür hinter ihm zu, und der Lärm, der sich draußen erhob, kündete davon, daß sich der Kommandant und seine berittene Begleitung rasch entfernte. Den fühlbarsten Schaden vom Ganzen hatte nun das Pferd des Marquis, der in seiner Stimmung am Zaumzeug riß und dem geplagten Tier die Sporen in die Flanken stieß. Und immer wenn der Gaul dann nach vorne schoß, wurde er wieder schmerzhaft gezügelt.
    Alain Chartier saß auf seinem Bett und las noch einmal den Brief des Dauphins. Spürte er, daß sich die große Wende seines Lebens angebahnt hatte? Meinte er, daß er aus dem Dunkel des Elends ins Licht jener Zeit zu treten sich anschickte? Fühlte er das? Man weiß es nicht.
    Man weiß – und auch er selbst wußte das damals schon –, daß er nur noch eine knappe Zeit zum Leben hatte, zwei, drei Jährchen.
    Sogar das Sitzen auf seinem Bett ermüdete ihn, er legte sich, die Augen fielen ihm zu, und er schlief. Als er wieder die Lider aufschlug, stand draußen die Morgensonne hell am Himmel. Der letzten Worte des Kommandanten entsann er sich. Und wenn er mich noch sosehr beleidigte, dachte er, er hatte recht, ich brauche ein Bad.
    Er setzte sich auf, strich sich die verschwitzten Haare aus der Stirn, rutschte vom Bett und schlurfte mit zögernden, ziellosen Schritten in der Kammer umher. Er war noch nicht ganz wach. Dann hatte er die letzten Schlafensreste abgeschüttelt und blieb stehen. Er blickte sich um, als suche er im Raum einen immer gewohnten Gegenstand, und er rief, als er diesen nicht entdeckte, leise: »Jeanette!«
    Nichts erfolgte.
    »Jeanette!« rief er daraufhin mit lauterer Stimme noch einmal.
    Wieder nichts.
    »Jeanette!«
    Er hätte tausendmal rufen können, Jeanette war nicht mehr da. Mit den scharfen Ohren und dem Instinkt eines liebenden, jungen Weibes hatte sie von draußen mitangehört, was zwischen Alain und dem Kommandanten der Garde gesprochen worden war. Sie hatte dadurch von der Einladung des Dauphins erfahren und wußte, was diese für den Dichter Chartier – aber auch für sie, die kleine Brokatstickerin Jeanette Mellier – bedeutete. Wieder einmal mußte die Liebe zwischen zwei Menschen, deren Lebenswege auseinandergingen – der eine nach oben, der andere nach unten –, ein Ende haben. Ein Klotz am Bein ihres Alains, das wollte die kleine, unbekannte, tapfere stolze Jeanette nie und nimmer sein. Deshalb folgte sie schon wenige Minuten später zu Fuß der Kavalkade des Marquis de Bréguérac, schlug aber bald eine andere Richtung ein, eine katastrophale Richtung – die zur Seine. L'inconnue de la Seine, die berühmteste Selbstmörderin der Menschheit – obwohl ohne Namen – die ›Unbekannte aus der Seine‹ sollte wieder einmal ihr Beispiel nicht umsonst gesetzt haben.
    Als Alain endlich einsah, daß es zwecklos war, nach seiner Jeanette zu rufen, weil sie ihn verlassen hatte, fing er an zu weinen, denn er begriff, daß seine Einsamkeit vollkommen war.
    Und die Tränen des Dichters wollten schier kein Ende mehr nehmen …

VIII
    Die Dauphine Margarete von Schottland hatte eine unruhige Nacht hinter sich – nicht eine Nacht der Liebe mit ihrem Mann, sondern eine Nacht lebhafter, mehr oder minder ungewohnter Geräusche. Die Korridore waren voll gewesen vom Getrampel eilender Füße, der Hof des Schlosses hatte gebebt unter dem Marschtritt der Garde. An den Fenstern war der Schein von Fackeln vorübergehuscht, und das Wiehern aufgeschreckter Pferde aus den Stallungen hatte, zusammen mit allem anderen, die Frage nahegelegt, was denn los sei.
    Die Dauphine hätte ja, wenn

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