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Die Bank im Park

Die Bank im Park

Titel: Die Bank im Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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es blieb allein der Strang oder – noch schlimmer – das Rad, die Folter.
    Schande übers Grab hinaus …
    Ob man vielleicht in dieser letzten Stunde eines nur von Laster und Verfolgung anderer geprägten Lebens Gerechtigkeit mit eigener Hand übt? Ob sich zusammengeraffter Mut in diesem letzten Augenblick noch nützlich machen kann?
    Vielleicht naht schon die Garde, poltern ihre Stiefel bald die steile Treppe zum Versteck herab.
    Der kleine Dicke schwitzte nicht mehr, sondern ihn fror nun. Er spürte die Grabeskälte, die ihn schon umwehte.
    Es gelang ihm, von der Mauer einen Kalkstein zu lösen. Er schnitt eine scheußliche Grimasse, grinste diabolisch und leistete der Hölle, die sich immer über Zugang freut, einen zusätzlichen letzten Dienst, indem er an die geschwärzte Wand schrieb: ›Strafet Orléans und den Burgunder! Der Bastard trachtet nach der Krone!‹
    Dann setzte er sich auf ein Faß, riß von den Kisten die verrotteten Strickreste und flocht aus ihnen ein langes, festes Seil. Mit zitternden Fingern knüpfte er die Teile zusammen und prüfte ihre Haltbarkeit immer wieder durch ruckartiges Ziehen und Reißen. Um Gott zu lästern, preßte er bei dieser Tätigkeit die schauerlichsten Flüche, deren sich der verkommenste Matrose geschämt hätte, zwischen den Zähnen hervor.
    Als er mit der Herstellung des Seiles fertig war und eine letzte Prüfung ergab, daß es seinen Ansprüchen genügte, schlang er es um einen Deckenbalken, knüpfte eine Schlinge, stellte sich ein Faß darunter, bestieg es und – stieg noch einmal vom Faß herunter. Er hatte etwas vergessen. Sorgsam nahm er die Spitzenkrause vom Hals, wie er es jeden Abend getan hatte, und legte sie fein zusammengefaltet auf den Strohsack.
    Dann stand er wieder auf dem Faß, ergriff mit beiden Händen, die vor seinem Gesicht baumelnde Schlinge und setzte, ehe er den Kopf in sie steckte, zu einem letzten gotteslästerlichen Fluch an. Doch plötzlich verließ ihn dieser satanische Mut, und er änderte seine Praxis. Er warf das Steuer herum, indem er begann, mit krächzender Stimme ein Vaterunser zu beten. Ganz langsam tat er es, um sich selbst noch ein bißchen Zeit zu geben. Einmal aber endet auch das längste Gebet.
    Ein zweites Vaterunser ertönte in dem dunklen Keller und ein drittes. Dann aber ermannte sich die Kreatur, die noch vor kurzem der allmächtige Polizeipräfekt von Paris gewesen war, und legte sich die Schlinge um den Hals. Ein letzter Blick fiel noch einmal auf die Schrift an der geschwärzten Wand.
    »Orléans, du bist ein Schurke«, sagte eine Stimme, die ihrem Besitzer selbst völlig fremd war. »Auf baldiges Wiedersehen …«
    Der Selbstmörder sprang vom Faß, sein Körper fiel, bis sich der Strick am Hals raffte und krachend das Genick brach. Mit hervorgequollenen Augen, die Zunge im Mundwinkel, hing der Präfekt im Keller, eine Leiche, deren Anblick Entsetzen hervorrufen konnte, aber keine Trauer.
    So fanden ihn die von den zwei Dirnen rasch gerufenen Gardisten und knüpften ihn mit rohen, unflätigen Bemerkungen vom Balken. Gut, daß sie nicht lesen konnten. Die Schrift an der Wand sagte ihnen deshalb nichts.
    Allein ihr Kommandant, der Marquis de Bréguérac, enthielt sich abfälliger Kommentare. Schweigend stand er vor der Schrift und las sie zum wiederholten Male. Er überlegte. Plötzlich nahm er einen Lappen und löschte des Präfekten letzten Liebesdienst am Herzog von Orléans.
    Ein halber runder Strich, dachte der Marquis, ein Strich, der unvollendet blieb, da der Dolchstoß den Buron traf. Sagte ich nicht gleich, es könnte ›Orléans‹ bedeuten? Aber nun fehlt der Beweis, ich habe ihn beseitigt. Warum habe ich das getan? Ich weiß es selbst nicht. Welchen Dank ich mir dafür von welcher Seite eventuell gesichert habe, ist klar. Des Dauphins falscher Freund kann jetzt jedenfalls nicht mehr des beabsichtigten Königsmordes bezichtigt werden. Ob Chartier das vermag? Noch sind seine Erkenntnisse und Möglichkeiten und das, was durch ihn entstehen kann, nicht geklärt. Ich muß ihn heute noch vor dem Fest sprechen.
    Mit langsamen Schritten verließ der Marquis den Keller, kletterte auf sein Pferd und ritt davon.

XI
    Vergeblich hielt sich der Marquis de Bréguérac unter irgendwelchen Vorwänden in der Nähe des Schloßportals auf, um den Dichter Alain Chartier, wenn er kam, nicht zu verpassen. Zwar hatte der Offizier des Tores an der Avenue de Neuilly durch einen reitenden Boten melden lassen, daß Chartier im

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