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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Namen der Pflicht getan habe.«
    Isana lächelte schwach. »Solche Tage gibt es bei mir auch«, sagte sie leise. »Und das ändert nichts oder widerspricht nicht meiner Frage. Ist er ein guter Mann? Frag dein Herz.«
    Die Fürstin Placida sah Isana einen Moment lang an, ehe ihr Mund sich zu einem eher angestrengten Lächeln verzog. Dann lachte sie leise. »Für einen Hohen Fürsten? Ja. Er hat einen Dickkopf und ist arrogant, und er ist so aufgeblasen, dass er einen Berg überragen müsste. Er verachtet jeden, den er nicht respektiert, er ist häufig grob und hat keine Geduld. Doch ansonsten …« Sie schüttelte den Kopf. »Ansonsten ja. Ich habe meine Söhne zu Antillus geschickt, damit er sie unterwies, als sie erwachsen wurden. So sehr vertraue ich Antillus Raucus.«
    Isana lächelte sie an. »Ich danke dir, Aria. Das ist ermutigend. Vielleicht haben wir doch die Chance, etwas zu erreichen.«
    »Vielleicht hast du mir gerade nicht zugehört, als ich seine Eigenschaften aufgezählt habe«, erwiderte Aria trocken.
    Die Kutsche setzte mit einem sanften Stoß auf, und der Wind erstarb. Eine Sekunde später begann eine Kapelle der Legion die Kronhymne zu spielen.
    Isana verzog das Gesicht.
    »Das gehört zur Tradition«, murmelte Aria.
    »Ja, ja«, seufzte Isana. »Aber die Melodie ist grässlich. Sie klingt wie ein sterbender Gargant. Warum ist es eigentlich die Kronhymne geworden?«
    »Tradition«, erwiderte Aria prompt.
    »Und vermutlich nur deswegen«, sagte Isana. »Vielleicht ist ja auch einfach mein Musikgeschmack ein wenig … schlicht.«
    »Ach, ganz und gar nicht«, sagte Aria. »Ich kenne mich schon ganz gut mit verschiedenen Musiktraditionen aus, und ich kann dir versichern, die Kronhymne ist tatsächlich schrecklich.«
    Araris hatte den größten Teil der Reise schweigend dagesessen und sich kaum gerührt. Eigentlich hatte er geschlafen, oder vielmehr wie eine Katze gedöst, jederzeit bereit zu erwachen. Jetzt schlug er die Augen auf, als die Ritter, die die Kutsche getragen hatten, zur Tür kamen und diese öffneten. »Meine Damen«, murmelte er. »Wenn ihr mich entschuldigen würdet.« Er stieg als Erster aus, etwas, worauf er in letzter Zeit ständig bestand, und einen Moment später beugte er sich wieder herein und reichte Isana die Hand. »Alles in Ordnung.«
    Isana nahm Araris’ Hand und stieg aus. Sie wurde nicht von Elementarlampen empfangen, sondern von schlichtem Fackelschein. Dieses Licht war weitaus trüber und wirkte ursprünglicher als die klaren blauweißen Elementarlampen in der Kutsche. Rotes Licht und Schatten lagen über allem, und sie spürte, wie sie instinktiv ihre Umgebung wachsamer aufnahm.
    Auf der Schildmauer stand man, so empfand es Isana, eher wie auf einer Brücke oder einer Straße, eigentlich sogar wie auf einem Platz in einer kleinen Stadt. Die Mauer war fünfzig Fuß breit, und es gab eine ganze Reihe von Gebäuden in Sichtweite von der Stelle, wo sie gelandet waren. Vier Türme bildeten einen Rahmen um den Platz und erhoben sich aus der Mauer, die von einer zwanzig Fuß hohen Brustwehr begrenzt wurde, obwohl sie selbst bereits sehr hoch war. Hier und da sah sie kniehohe Mäuerchen, vermutlich die Einfassungen von Brunnen, die durch die Mauer führten. Der Bereich, auf dem sie hier standen, hätte sicherlich einer kleinen Stadt ausreichend Platz geboten.
    Das erklärte wohl auch die Anzahl der Legionares , die sich zum Empfang der Kutsche trotz der späten Stunde versammelt hatten. Es mussten fast zwei volle Kohorten sein, oder vielleicht einfach die Kohorte Prima der Legion, die in ordentlichen Reihen angetreten waren. Und ungefähr die fünffache Zahl Legionares schob auf der Mauer Dienst, auf allen Ebenen der Brustwehren und an erleuchteten Stellungen in beiden Richtungen der Mauer, die sich bis zum Horizont erstreckte, so weit das Auge reichte.
    Auf dem Brustpanzer jedes Legionare sah man die drei schrägen Balken der Legionen von Antillus. Auf mehreren Helmen und Schilden entdeckte Isana allerdings mehr ins Detail gehende Darstellungen, die wahrscheinlich von den Legionares selbst gemalt worden waren: drei ausgefranste blutende Wunden, wie von den Krallen eines der riesigen Bären aus dem Norden.
    Ein Mann in der edleren Rüstung und dem verzierten Helm eines Tribuns auf dem Kopf trat vor und salutierte. Er war groß, sauber rasiert und sah von Kopf bis Fuß wie ein Berufssoldat aus. »Hoheiten. Ich möchte euch im Namen meines Fürsten, Hoheit Antillus Raucus auf

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