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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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gleichen Rituale getötet worden waren. Es machte ihm nichts aus zu beobachten, wie die Vord niedergemetzelt wurden, dennoch war er froh, die Schlachterei nicht anschauen zu müssen, die über die unglücklichen Wesen vor jenem Teil der Festungsmauer hereingebrochen war.
    Die Shuaraner waren geübt. Sie gingen berechnend, brutal und gründlich vor. Sie kämpften nicht gegen die Vord, sondern sie vernichteten sie einfach, sobald sich eins auf der Mauer zeigte. Für jeden Krieger, der auf dem Wehrgang starb, mussten vierzig oder fünfzig Vord ihr Leben lassen.
    Dennoch dehnte sich das Heer der Vord bis zum Horizont aus.
    Der Feind konnte es sich leisten, den Preis zu zahlen.
    Die Shuaraner hingegen nicht.
    »Sag mir, was du siehst, Aleraner«, knurrte Varg leise.
    Tavi schaute hinüber zu dem ergrauten Kriegsführer. Varg hatte sich den schweren Mantel umgehängt, den alle Canim-Krieger bei sich trugen. Er hockte da, vollständig vom Mantel eingehüllt, während Graupel und Regen auf den Turm niederprasselten. Die Kapuze bedeckte sein gesamtes Gesicht bis auf die vordersten ein oder zwei Zoll seiner Schnauze.
    »Die Vord benutzen keine Besessenen«, stellte Tavi leise fest.
    Varg grunzte und deutete nach links. »Schau mal dort unten.«
    Tavi blickte in die angegebene Richtung, in die erste Straße hinter der Wehranlage, auf der sich die Verteidigung abspielte. Dort entdeckte er eine Reihe junger Canim, Jugendliche und Kinder zum größten Teil, die im Abstand von zehn oder zwanzig Fuß aufgestellt waren. Alle trugen kurze Keulen und hockten genauso wie Varg unter ihren Mänteln im Regen.
    »Wachen«, vermutete Tavi. »Um die Fänger daran zu hindern, in die Stadt einzudringen.«
    »Fänger stinken«, sagte Varg. »Und sie machen seltsame Geräusche, wenn sie laufen. Die Jungen haben die schärfsten Sinne. Und die Fänger sind nur eine Bedrohung, wenn man nicht mit ihnen rechnet. Lararl hat die Jungen überall in der Stadt aufgestellt.« Der Cane wandte sich zu Tavi um, und in den Tiefen seiner Kapuze leuchteten seine Augen. »Aber wie du dir denken kannst, habe ich das nicht gemeint.«
    »Nein.« Tavi richtete den Blick wieder auf die Schlacht. »Die Vord benutzen keine fliegenden Soldaten. Sie hätten längst ein halbes Dutzend Breschen schlagen und Lararl in die nächste Verteidigungslinie zurückdrängen können. Stattdessen verschwenden sie ihre Soldaten zu Zehntausenden. Sie haben etwas vor.«
    Varg sah ebenfalls wieder zu dem Kampf. »Als wir jung waren, habe ich versucht, Lararl Ludus beizubringen. Er wollte nicht. Um Kriegsführung zu lernen, sagte er, müsse man den Krieg studieren. Spiele und Bücher seien Zeitverschwendung.«
    Tavi schüttelte den Kopf. »Wird er dein Volk wirklich angreifen?«
    Varg nickte.
    »Angesichts eines Feindes, der uns alle vernichten will, wird er Angehörige seiner eigenen Art ermorden? Mir erscheint das töricht«, sagte Tavi.
    Varg zuckte mit den Schultern. »Shuar konnte sich selbst in den besten Zeiten mehr schlecht als recht von seinen eigenen Erzeugnissen ernähren. Sie haben immer Nahrung aus anderen Gebieten einführen müssen. Aus Lararls Sicht ist mein Volk sowieso zum langsamen Tod durch Hunger verdammt. Das ist eine unehrenwerte Art zu sterben. Weitaus besser ist man angesehen, wenn man sein Leben einem nützlichen Zweck opfert.«
    »Wenn ich an Lararls Stelle wäre, würde ich alle Waffen nutzen, die mir gegen eine solche Bedrohung zur Verfügung stehen.«
    »Wenn du Lararl wärst, derjenige, der mit seinen Entscheidungen die Kinder seines Volkes verteidigen muss, würdest du die Waffen wählen, die du kennst und denen du zutraust, den Feind zu vernichten. Du wärest zu der Entscheidung darüber gezwungen, wer leben und wer sterben darf, Aleraner. Und wenn du die Wahl zwischen Angehörigen deines eigenen Volkes und denen deiner benachbarten Feinde hättest, die ebenfalls in Gefahr sind, würdest du dein eigenes Volk beschützen. Ich würde mein eigenes Volk beschützen, und Lararl beschützt eben seines.« Varg schüttelte den Kopf. »Er befürchtet, sein Volk könnte das Vertrauen in ihn verlieren. Dadurch ist er fast blind. Nicht einmal das kann er sehen.«
    Tavi seufzte. »Obwohl er gesagt hat, dass er dein ganzes Volk ermorden würde, darunter auch deinen eigenen Sohn, und obwohl er den Geist seines Friedenswortes gebrochen hat, indem er uns bei diesem Wetter hier aussetzt, verteidigst du ihn.«
    Varg gab ein warnendes Knurren von sich. »Nein«, widersprach der

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