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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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herausgebrochen hatte.
    Max verneigte sich und lud Tavi mit einer eleganten Handbewegung ein. »Der Sommerpalast ist bereit.«
    Sie sammelten ihre Ausrüstung ein und zogen sich aus dem Regen zurück. Allerdings war es längst nicht so angenehm, wie Tavi sich das erhofft hatte. Sie wurden zwar nun nicht länger nass, doch in der kleinen Höhle war es trotzdem nicht besonders warm. Jedenfalls nicht, bis Max die Stirn in tiefe Falten legte und, die Zunge zwischen den Lippen, mit den Fingerspitzen eine Wand der Kuppel berührte. Seine Hände schimmerten von der Hitze – nicht den grell weißen Flammen eines Feuers in der Schlacht, sondern viel sanfter und kaum wahrnehmbar. Kurz darauf war es in ihrem Unterschlupf so warm wie in einer Backstube.
    Kitai schnurrte und machte sich auf dem Boden lang. »Ich mag dich.«
    Max lächelte müde und kauerte sich zusammen. »Das sollte uns eine Weile lang warm halten. Wenn wir einen Mantel über den Eingang hängen, noch länger.«
    »Ich mach das«, sagte Durias und zog seinen schlichten grünen Mantel aus. »Wir sollten schlafen.«
    »Kitai«, sagte Tavi.
    »Nein«, erwiderte sie, »ich mache es.«
    Max blickte zwischen den beiden hin und her. »Was ist denn?«
    »Ich übernehme die erste Wache«, meinte Kitai.
    Durias sah sich zu ihnen um. »Brauchen wir überhaupt eine Wache? Ich weiß, wir sind Gefangene, aber Lararl hat uns sein Wort gegeben, dass uns heute Nacht nichts geschehen wird. Wenn ein Cane sein Wort gibt, kann man sich darauf verlassen.«
    »Soweit ich weiß, hat Varg Jäger, die er manchmal einsetzt, wenn sein Ehrenkodex irgendwie mit seinen eigentlichen Interessen im Widerstreit liegt«, gab Tavi zurück. »Bisher hat Varg seine Jäger stets im Geiste dieses Kodex eingesetzt, auch wenn sie sich nicht immer buchstabengetreu an alles gehalten haben. Mir scheint jedoch, ein Kriegsführer könnte unter bestimmten Bedingungen den Jägern Befehle erteilen, die gegen den Geist verstoßen, obwohl er selbst sich buchstabengetreu an sein Versprechen hält. Du weißt schon, was ich meine.«
    Durias runzelte die Stirn. »Möglicherweise schätzt du Lararl einfach falsch ein. Ist dir dieser Gedanke schon gekommen?«
    »Natürlich ist mir der Gedanke gekommen«, sagte Tavi. »Trotzdem ist das unwahrscheinlich. Er hat uns für heute Nacht Frieden geschworen und uns anschließend auf ein Dach verbannt, wo wir weder Schutz vor der Kälte noch Essen oder Wasser bekommen haben. Er hält sich buchstabengetreu an sein Wort. Aber nicht an dessen Geist. Also stellen wir eine Wache auf.«
    »Ich übernehme die erste«, sagte Kitai. »Du hast schon blaue Lippen.«
    Tavi runzelte die Stirn und sah zu Max’ dunkler Gestalt. »Tatsächlich?«
    »Weiß nicht«, entgegnete Max. »Es ist zu dunkel zum Sehen hier drin.«
    »Na, siehst du?«, meinte Kitai. »Ich bin die Einzige, die es beurteilen kann.«
    Sie schob Durias’ Mantel zur Seite und schlüpfte aus ihrer kleinen Höhle.
    Die anderen waren lang genug bei der Legion, um zu wissen, was sie als Nächstes zu tun hatten.
    Binnen Sekunden waren sie eingeschlafen.
    Tavi wachte auf. Der Stein des Turms fühlte sich hart und unbequem unter seinem Rücken an, aber es war noch auszuhalten – vermutlich hatte er also nicht länger als zwei oder drei Stunden geschlafen. Der Stein war kühl, aber wie Max angekündigt hatte, war die Luft noch mollig warm. Tavi hatte mit den Legionen schon erheblich schlimmere Nächte überstanden.
    Der Mantel vor dem Eingang der Kuppel wurde zur Seite geschoben, und Kitai erschien in der Öffnung. Leise tapste sie zu Tavi, kniete sich hin und küsste ihn. Dann lächelte sie ihn verschlafen an und streckte sich auf dem Boden aus. »Deine Wache.«
    Tavi holte sich seinen Mantel, der inzwischen wieder getrocknet war, und warf ihn sich über die Schultern, ehe er hinaus in die Kälte und den Graupelregen trat. Er zog sich die Kapuze über den Kopf und sah sich auf dem kastenförmigen Gebäude um. An der westlichsten Ecke entdeckte er Varg, der sich niedergelassen hatte. Tavi ging über den nassen, kalten Stein hinüber zum Rand, einige Fuß von Varg entfernt, wo er den Cane immer noch aus den Augenwinkeln sehen konnte. Von hier aus blickte er nach unten.
    Von Lararls Kommandoturm konnte man die gesamte Festung unten überblicken. Die Schlacht tobte weiter mit der gleichen Wut wie vor einigen Stunden. Die Shuaraner in ihren blau-schwarzen Rüstungen kämpften um ihre Stellungen, und die Vord brandeten als schwarz

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