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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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glänzende Woge heran.
    Von oben jedoch konnte man viel mehr Einzelheiten erkennen.
    Die Vord hatten sich verändert und sahen nicht mehr so aus wie jene, die Tavi mit eigenen Augen schon gesehen oder von denen er Beschreibungen gehört hatte. Er kannte die vielbeinigen Hüter, fremdartige, spinnenähnliche Wesen, die auf dem grün leuchtenden Kroatsch hausten, jenem seltsamen Gewächs, welches das gesamte Land dort überzog, wo immer die Vord auftauchten. Hüter hatten ungefähr die Größe von mittleren Hunden und wogen dreißig oder vierzig Pfund. Ihr Biss war giftig, und sie bewegten sich mit beängstigender Schnelligkeit.
    Doch Tavi hatte auch die Berichte seines Onkels über die Kriegerwesen der Vord gelesen, riesige Kreaturen von Bullengröße, die mit ihren dicken Panzern und Scherenarmen an Krebse erinnerten, sich jedoch mit ihren Flügeln auch in die Luft erheben konnten.
    Diese hingegen waren ganz anders.
    Alle Vord, die gegen die Festung Sturm liefen, waren in das gleiche glatte und schwarze Chitin eingehüllt und ebenso kantig, außerdem hatten sie diese eigenartigen Glieder, doch damit hörten die Gemeinsamkeiten auf.
    Manche Vord gingen auf zwei Beinen und waren zehn Fuß große und sehr breite Ungeheuer. Sie bewegten sich mit langsamen Schritten, hoben Steine auf, die deutlich über hundert Pfund wogen, und schleuderten sie gegen die Festung wie ein Junge, der Steine in einen Teich wirft. Manche von ihnen gingen fast auf allen vieren, weil ihre oberen Gliedmaßen unnatürlich lang und stark ausgeprägt waren. Dadurch waren sie zu riesigen Sprüngen über vierzig, fünfzig und sogar sechzig Fuß in der Lage, wie riesige eklige Frösche oder dämonenhaft übergroße Grillen, und ihre Angriffstaktik bestand darin, dass sie ihrem Gegner den stachelübersäten Körper in den Leib rammten.
    Der Großteil der Vord hatte mächtige Schultern und kräftige Arme, die nicht in Händen, sondern in sichelartigen Haken endeten. Der Kopf war in die Länge gezogen und hatte augenscheinlich keine Augen, dafür jedoch ein albtraumhaft riesiges Maul mit krummen schwarzen Reißzähnen – so wirkten sie wie eine gespenstische Kreuzung aus Wolf und Gottesanbeterin.
    Voller Entsetzen begriff Tavi, dass die Vord sich von den Feinden, gegen die sie kämpften, hatten inspirieren lassen.
    Sie hatten sich den Canim angepasst.
    Tavi schaute hinüber zu den Verteidigern. Die Krieger von Shuar kämpften lieber mit Äxten als mit den geschwungenen Schwertern, wie sie Vargs Krieger aus Narash bevorzugten, und sie setzten diese mit vernichtender Wirksamkeit ein. Die Shuaraner gingen dabei mit Methode vor, in Gruppen zu zweit oder dritt, während die Vord versuchten, eine Bresche in die Mauer zu schlagen. Ein oder zwei Krieger spießten einen Vord mit Lanzen auf, deren Spitzen Querstücke hatten, während ein dritter die Axt schwang und dem Gegner den tödlichen Hieb versetzte.
    Hier und da entdeckte Tavi zwischen den Verteidigern einen Ritualisten im schwarzen Kapuzenmantel. Allerdings waren diese Roben nicht aus dem hellen Leder gefertigt, an das Tavi sich inzwischen gewöhnt hatte. Stattdessen waren sie aus glitzernden schwarzen Chitin-Schuppen gemacht. Die Ritualisten, so erkannte Tavi, trugen Mäntel, die aus der Haut ihrer Feinde hergestellt worden waren.
    Dementsprechend mussten die hellen Ledermäntel von Sarl und den Ritualisten aus Narash …
    Tavi schauderte.
    Einer der Ritualisten grub seine Pfotenhand in einen Ledereimer neben sich und nahm sie blutgetränkt wieder heraus. Das Blut schleuderte er über die Kante des Wehrgangs, den er verteidigte, als mehrere Vord gleichzeitig oben ankamen und drohten, eine Bresche zu schlagen. Tavi hörte den Cane von seinem Standpunkt aus nicht, aber er sah, wie der Ritualist die Schnauze in den Nachthimmel reckte und die Kiefer zum Geheul öffnete.
    Es flackerte hell, als die Bluttröpfchen flogen, grünlich goldene Funken, und plötzlich wallte eine Woge aus ekelhaft grünem Gas in die Luft auf. Das Gas hüllte die bedrohlichen Vord ein, die sich darin einfach auflösten und vor Schmerzen krümmten, während ihre Leiber sich sofort verflüssigten, sobald die grüne Wolke sie erfasste. Der Ritualist hob die blutige Pfotenhand und riss sie nach unten, als würde er ein Insekt mit einem Buch plattschlagen, und die grüne Wolke breitete sich genauso abrupt aus.
    Tavi hatte während des zweijährigen Kriegs gegen die Narashaner mit ansehen müssen, wie seine eigenen Männer durch die

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