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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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kommenden Schrecken benachrichtigt worden. Viele aber auch nicht. Von Letzteren hatten sich die meisten Wehrhöfer auf die Dammwege begeben, um in den Schutz ihres Hohen Fürsten und seiner Legionen zu fliehen, und waren dabei geradewegs in die Krallen und Zangen der Vord geraten.
    Fürst Cereus hatte das Leben seiner Legionares eingesetzt, um die Flüchtlinge so lange wie möglich zu beschützen, und er hatte kleine Reitereiabteilungen ausgeschickt, die das Volk von den Dammwegen fortführen und um die gefährlichsten Gebiete herumlenken sollten, doch hatte er weder genug Zeit noch genug Männer. Die Langsamen, die Dummen oder auch die nur schlicht Unglücklichen starben zu Hunderten auf den Straßen von Ceres.
    Dagegen konnten sie und Bernard nichts tun. Es waren einfach zu viele Vord. Durch ihr Eingreifen hätten sie sich lediglich verraten und damit für sich das gleiche Schicksal besiegelt, das die Flüchtlinge erlitten. Doch ihr Auftrag war wichtiger. Sie konnten Hunderttausenden das Leben retten. Amara durfte sich vom Mitgefühl für die Opfer nicht blenden lassen und dabei ihre weitaus größere Verantwortung dem Reiche gegenüber vergessen. Sie musste ihre Arbeit tun, alles andere wäre unlogisch.
    Trotzdem weinte sie um die tapferen Legionares und das arme Wehrhofvolk, und alle Vernunft bot ihr wenig Trost.
    Sie weinte, wenn auch still. In den folgenden Stunden zogen die Vord in immer größeren Zahlen an ihnen vorbei, manche im Abstand von wenigen Schritten an der Stelle, wo sie und ihr Gemahl sich unter ihrem elementargewirkten Tuch verbargen. Der Feind sammelte sich zum Angriff, und bald würde er über die einzige aleranische Festung herfallen, die eine Herausforderung für ihn darstellte.
    Ceres selbst.
    Seit vier Tagen hatte sie kein Wort mit ihrem Mann gesprochen.
    Das war vielleicht überhaupt das Schwierigste an der ganzen Sache. Sprechen war ein Luxus, den sie sich nicht erlauben durften, nicht, wenn der Feind unter jedem Laubblatt am Boden lauern konnte. Sie konnten sich beinahe lautlos und vollständig unsichtbar bewegen, aber ihre Stimmen könnten sie selbst im Flüsterton verraten.
    Die Späher der Legion hatten eine Reihe von Handzeichen entwickelt, mit denen man sich bei einem Einsatz verständigen konnte, aber das war kein Ersatz für Sprache. Es gab zum Beispiel keine Geste für »Ich kann diesen Anblick nicht mehr ertragen« oder für »Irgendwer muss dafür bluten!«.
    In den vier Tagen, seit sie in das besetzte Gebiet vorgedrungen waren, hatten sie mehrere Orte entdeckt, wo Massaker an Wehrhöfern und Legionares stattgefunden hatten, und gelegentlich auch Stellen, wo die Vord weniger Erfolg gehabt hatten. Zweimal waren breite Streifen Wald bis zum Boden abgebrannt, und nur die nackten Baumstämme und die leeren Panzer der Vord gaben Zeugnis von der Wut der Ritter und Fürsten von Ceres. An anderen Stellen war die Zerstörung nicht so umfangreich, aber nicht weniger brutal. Verzweifelte Wehrhöfer hatten alle ihre Elementarkräfte eingesetzt und die Vord zerschmettert. An wieder anderen Orten fanden sie einzelne tote Vord, die wohl wilden Elementaren zum Opfer gefallen waren, als sie nach dem Tod ihres Aleraners allein durch die Welt zogen. Außerdem gab es Plätze, an denen nicht Aleraner, sondern Wild, Schweine und andere Tiere des Waldes niedergemetzelt worden waren, ohne jede Spur von Erbarmen, als würden die Vord sie ebenfalls als Feind betrachten und nicht als harmlose Waldbewohner. Es gab sogar Stellen, an denen Pflanzen ausgerottet worden waren.
    Außerdem hatten sie auch mehrere Nester des leuchtenden grünen Kroatsch gefunden, das wuchs und gedieh und nur von einer Handvoll der spinnenähnlichen Hüter bewacht wurde. Worum auch immer es sich dabei handeln mochte, es schien sich von Alera selbst zu ernähren. Die Hüter zogen gleichgültig Lebendes und Totes, Tiere und Pflanzen unter die Oberfläche des Kroatsch . Als sie einmal nur wenige Schritt vom Rand eines solchen Gewächses entfernt stand, bildete sich Amara ein, sie könnte es regelrecht wachsen hören, weil Laub raschelte, während es sich langsam ausbreitete.
    In der Nähe des Kroatsch hielten sie sich nie lange auf. Es wurde rasch klar, dass dieses Gebiet als eine Art Vorratsspeicher für den Feind diente. Einzelne Vord oder Gruppen näherten sich immer wieder rasch einem Nest Kroatsch , steckten ihre Köpfe hinein, wühlten wie Schweine in einem Trog darin herum und vertilgten den stinkenden Schlamm unter der

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