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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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oberen Stock, zurückgreifen, aber hier wollte er den Namen nicht verwenden. Hoffentlich hatten Neals E-Mails van Thiessen darauf vorbereitet, dass er einen Decknamen verwendete. Sein Sohn hatte den Bankier gebeten, die Stadt, sofern irgend möglich, etwa eine Woche lang nicht zu verlassen.
    Sie sprach gleichzeitig am Telefon und hackte auf eine Tastatur ein. »Es wird einen Augenblick dauern, Herr Lazzeri. Würden Sie bitte warten?«
    »Natürlich«, erwiderte er. Warten? Seit Jahren träumte er von diesem Augenblick. Er nahm sich einen Stuhl, schlug die Beine übereinander und stellte die Füße hastig wieder auf den Boden, als er seine Schuhe sah. Sicher wurde er von einem Dutzend Kameras beobachtet – gut. Vielleicht erkannten sie ihn, vielleicht auch nicht. Er konnte sie geradezu vor sich sehen, wie sie oben auf die Monitore starrten und sich am Kopf kratzten. »Keine Ahnung, der sieht viel dünner aus, geradezu hager.«
    »Und das Haar. Da hat jemand mit billiger Farbe gearbeitet.«
    Fünf Minuten später erschien aus dem Nichts ein Sicherheitsbeamter mit strenger Miene, dessen Anzug von deutlich minderer Qualität war. »Herr Lazzeri, würden Sie mir bitte folgen?«
    Ein privater Aufzug brachte sie in den dritten Stock, wo Marco in einen kleinen Raum mit dicken Wänden geführt wurde. Bei der Rheinland-Bank schienen alle Wände dick zu sein. Zwei weitere Sicherheitsleute erwarteten ihn. Einer von ihnen lächelte tatsächlich, während der andere keine Miene verzog. Er wurde gebeten, beide Hände auf ein biometrisches Lesegerät zu legen, das seine Fingerabdrücke mit denen verglich, die er vor fast sieben Jahren in genau diesem Raum hinterlassen hatte. Nachdem die hundertprozentige Übereinstimmung festgestellt worden war, wurde er in einen wesentlich angenehmeren Empfangsraum geführt, wo man ihm Kaffee oder Saft anbot.
    Da er nicht gefrühstückt hatte, entschied er sich für Orangensaft. Die Sicherheitsleute saßen wieder in ihrer Höhle. Nun kümmerte sich Elke, eine von van Thiessens attraktiven Assistentinnen, um Mr Backman.
    »Er muss gleich da sein«, versicherte sie ihm. »Er hatte heute Morgen nicht mit Ihnen gerechnet.«
    Nicht so einfach, Termine zu vereinbaren, wenn man sich auf der Toilette versteckt. Joel lächelte sie an. Der gute alte Marco war Geschichte. Nach zwei Monaten hatte er seine Schuldigkeit getan. Marco hatte ihm gute Dienste geleistet, sein Überleben gesichert, ihm Grundkenntnisse des Italienischen beigebracht, ihn durch Treviso und Bologna geführt und zu Francesca, einer Frau, die er nicht so schnell vergessen würde.
    Aber Marco würde auch sein Tod sein, daher verabschiedete er sich endgültig von ihm, während er im zweiten Stock der Rheinland-Bank auf Elkes schwarze Stilettoabsätze starrte und auf ihren Chef wartete. Marco war fort, ein für alle Mal.
    Mikel van Thiessens Büro war dazu bestimmt, Besucher zu beeindrucken. Der persische Läufer, das Ledersofa mit den passenden Sesseln, der antike Mahagonischreibtisch, der größer war als Joels ganze Zelle in Rudley, die elektronischen Geräte, die nur auf Eingaben warteten – alles zeugte von seiner Macht. Van Thiessen empfing Joel an der massiven Eichentür. Sie schüttelten sich die Hände, höflich, aber nicht wie alte Freunde. Schließlich waren sie sich nur ein einziges Mal begegnet.
    Während Joel seit ihrer letzten Begegnung fast dreißig Kilogramm abgenommen hatte, hatte van Thiessen fast ebenso viel zugelegt. Sein Haar war grau geworden, und er wirkte nicht im Entferntesten so adrett und elegant wie die jungen Banker, die Joel in der Straßenbahn gesehen hatte. Van Thiessen führte seinen Kunden zu der Sitzgruppe aus Leder, während Elke und eine weitere Assistentin Kaffee und Gebäck brachten.
    »Ich habe von Ihnen gelesen«, sagte van Thiessen, als sie allein waren und sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.
    »Ja? Und was?«
    »Sie sollen einen Präsidenten bestochen haben, damit er sie begnadigt, Mr Backman. Ist das in den Staaten wirklich so einfach?«
    Joel hatte keine Ahnung, ob das ein Scherz sein sollte. Er war guter Stimmung, aber er hatte keine Lust herumzuwitzeln. »Ich habe niemanden bestochen, nur damit das klar ist.«
    »Na ja, die Zeitungen spekulieren jedenfalls mächtig darüber.« Van Thiessens Stimme klang eher anklagend als jovial.
    Joel entschloss sich, keine Zeit zu verschwenden.
    »Glauben Sie alles, was in der Zeitung steht?«
    »Natürlich nicht, Mr Backman.«
    »Ich bin aus

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