Die Belagerung der Welt - Romanjahre
Einfachheits-Vorstellungen, weil es dort gut ist. Und Stadt haÃt er, weil Stadt das Element ist, das mich fortzerrt â¦
Ich muà ihm Freundschaft anbieten. Muà ihm klarmachen,
daà ich in meinem Beruf andere Dinge brauche. Muà ihm nochmals meinen Beruf darlegen. Auch das Moment der Besessenheit, Unteilbarkeit â¦
Muà mich für meine Ungerechtigkeit entschuldigen. Muà ihm klarmachen, daà dieser Beruf aus tausend kontrafamiliären Dingen besteht, aus scheinbaren Träumen, aus freien Rhythmen, aus Mobilität, aus Elfenbeinturm auch â¦
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Ein Haus auf dem Lande. Warum die überflüssige Zurückweisung der bloÃen Zumutung, daà ich mit einem Haus auf dem Lande etwas zu schaffen haben könnte? Warum diese spontane ressentimentgeladene Reaktion? Weil ich mir das Gästebuch ansah und drinnen Sätze des Behagens las, Sätze, die den Luftkrieg gegen die Libellen in Erinnerung bringen, die steinerne Bank drauÃen nachkostend erwähnen, das Brot- und Wein-Dasein? â das einfache Leben als Möglichkeit â¦
Ich habe sogleich nach meiner Ankunft in Carona ein beklemmendes Unbehagen verspürt. Wie ein Verbannter. Die Natur, dachte ich, mit Schrecken.
Und angesichts dieser Natur drauÃen, die mich anschweigt, mit ihren Erfindern zusammen wartet, daà ich den Atem finde einzustimmen, den Landmannsatem, die Einstellung für die steinerne Bank, wenn es schön würde, das Ohr für die Libellen â¦
Ich würde hier gar nicht erst auspacken, mich keinesfalls einrichten.
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Heute DubÄeks Rede gehört. Keine Floskeln, eine schöne direkte Rede an das Volk wie an eine Familie, jedenfalls an eine Gemeinschaft, ergreifend. So menschlich, daà sogar der Stil groÃartig wird.
Die Tschechoslowakei heute das groÃartigste Beispiel für Hoffnung.
Der Ideenumsatz geht heute schneller als jede Ãbermittlung durch den Ãther. Die Jugend zehrte von kommunistischen Ideen, ich meine die Jugend in ihren Revolten rund um die Erde. Die Tschechen wieder verwenden entwickelte Praktiken der Franzosen und Deutschen (der Studenten â¦), und das wirkt wieder zurück. Das ist Internationalismus.
Und Amerika â auf dem Weg zu Wallace und zum Faschismus.
Prag: das Beispiel von Intelligenz und Vernunft und Glaube und Hoffnung; Idee als tatsächliche weltbewegende Macht.
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London
Ich liebe diese Stadt mit einer zärtlichen Intensität, mit einer Dankbarkeit, Rührung. Ich sehe sie an, das heiÃt, ich sehe hinaus â irgendwohin und weiÃ, daà das Auge mit etwas zurückkommt, als wäre es Traum. Das Auge holt sich drauÃen eine milde Verzauberung, eine innere Schau, zurück. Das ist das Wunderbare.
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Das Grau des Alltags hat hier etwas Hochlebendiges, Hochpoetisches und atmet Anstand, Takt, Feinheit, Freiheit . Ich bin verliebt in diese Stadt, die so leise ist.
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Die Schweiz kann man als Avantgarde auffassen, insofern sie etwas vorwegnimmt, was dem ganzen westlichen Europa blüht: die Einübung in den Tod. Hier ist das Licht des Lebens schon lange erloschen, hier hat man schon lange Ãbung darin, lebend tot, das heiÃt ohne Zukunft zu sein, das heiÃt nur im eignen Materialismus zu schmoren. Das
heiÃt ohne Hoffnung und doch dick zu sein und hoffärtig und dünkelhaft.
Die Schweiz hat 100 Jahre Vorsprung in der Einübung in den Tod.
Die Lebenszentren haben sich verschoben, die Sonnenzentren haben sich verschoben, wir sind Trabanten, die im Schatten fortdauern, ohne Möglichkeit ins Leben zu investieren, ins Leben zu hoffen.
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London, Fitzroy Road 34A
Wenn ich an meinem Roman schreibe, habe ich nicht bloà die ständigen Fluchtinstinkte zu unterdrücken (die Widerstände), nein: Ich ertappe mich dabei, daà ich â wie ein Kind, das erst die Aufgaben machen muÃ, bevor es hinaus darf â dauernd an irgendwelche Vergnügungen denke, die ich mir nachher oder danach werde leisten dürfen. Als hätte ich ein Pensum zu absolvieren, als würde ich mir mit dem Schreibpensum ein biÃchen Lebensabenteuer (Lebenserwartung) verdienen. Eigentlich komisch, denn wenn ich an einem Essay sitze, geht es mir anders. Ich fühle mich dann viel weniger in Klausur oder im Gegensatz zum Leben, weniger ausgesperrt. Ich kann kontinuierlicher und eigentlich auch genuÃvoller vor mich hin
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