Die Bernsteinhandlerin
vertrauenswürdig wäre, hätte ich es verborgen und Euch nicht unter die Nase gehalten.«
Svante verzog das Gesicht. »Kein besonders stichhaltiges Argument, finde ich.«
»Dann solltet Ihr Euch bei Heinrich Heusenbrink erkundigen! Er vertraut mir, und das würde er bestimmt nicht tun, wenn er auch nur irgendeinen Anlass hätte anzunehmen, dass ich etwas mit den Entführern seiner Tochter zu tun habe.«
»Wir werden mit Heinrich Heusenbrink gewiss zu einem späteren Zeitpunkt sprechen«, meinte Johannes. »Zunächst einmal möchte ich, dass wir hier unsere Arbeit beenden.«
»Wonach sucht Ihr â abgesehen vom Besitzer dieses Hauses?«, fragte Erich.
»Nach dem Aufenthaltsort des entschwundenen Hausherrn. Wir verhören dazu die Dienerschaft und untersuchen auÃerdem jedes Stück Papier, das in diesen Mauern zu finden war.«
»Konntet Ihr herausfinden, wohin er verschwunden ist?«, hakte Erich nach.
Johannes nickte. »Er ist wahrscheinlich in Danzig oder auf dem Weg dorthin. Die Aussagen seiner Bediensteten legen das nahe.«
»SpieÃlauf hat dort Besitzungen«, meinte Thomas Bartelsen.
»Wir sollten unser Wissen zusammentragen«, schlug Johannes von Werndorf vor. »Und später möchte ich auch noch mit Heinrich Heusenbrink sprechen.«
»Es geht ihm sehr schlecht â aber ich bin überzeugt davon, dass er Euch bei allem unterstützen wird, was helfen könnte, seine Tochter zu befreien.«
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Die Bediensteten von Gunter SpieÃlauf wurden von den Kreuzlern weiter festgehalten und verhört. Jedem, der bereitwillig aussagte, wurde die Bezahlung eines Ablassbriefes versprochen und darüber hinaus Straffreiheit, falls derjenige
sich nicht nur gegen Gott, sondern auch gegen die Gesetze der Stadt und des Landes vergangen hatte.
Johannes von Werndorf war dieses Vorgehen zutiefst zuwider, und er hätte nichts dagegen gehabt, das Gesinde des Kaufmanns von der Stadtwache oder dem hiesigen Ordenskomtur einkerkern und peinlich befragen zu lassen. Doch dann hätten zwangsläufig zu viele davon erfahren, wie weit der hochmeisterliche Inspector mit seinen Ermittlungen gekommen war. Die örtliche Komturei des Ordens war vermutlich ebenso mit Zuträgern des Ringes der schwarzen Kreuze durchsetzt wie die Kanzlei des Erzbischofs Silvester Stodewescher oder die Stadtwache. Auch dem Rat und der Kaufmannsbruderschaft konnte man nicht trauen, wie sich am Beispiel von Gunter SpieÃlauf gezeigt hatte.
Jedem der Befragten wurde obendrein zugesichert, dass niemand von dieser Aussage erfahren und es ihnen auch bei einem späteren Gerichtsverfahren nicht zugemutet würde, ihre Aussagen zu wiederholen und zu beschwören. Der Eid fand auf der Stelle und ausschlieÃlich im Haus des Gunter SpieÃlauf statt.
Johannes von Werndorf legte den betroffenen Dienern, Schreibern und Waffenknechten Blankoablassbriefe vor, die als Stiche in Serie erstellt worden waren. Genau für diesen Zweck hatten sie zum Gepäck des Inspectors gehört. Der dem Hochmeister sehr zugetane Bischof von Elbing hatte sie mit seinem Federstrich unterzeichnet und gesegnet. Die jeweilige Sünde wurde in den Briefen nicht spezifiziert, aber es fand sich ein Zusatz, der das Höllenfeuer und ewige Verdammnis demjenigen versprach, der wahrheitswidrige Aussagen gemacht hatte. Für diesen Fall verloren die Ablässe ihre Gültigkeit.
So zeigte sich das Gefolge des Gunter SpieÃlauf recht redselig, und Johannes von Werndorf und seinen Männern wurde
schlieÃlich auch die Verschlüsselung zuteil, mit deren Hilfe sich die Botschaften übertragen lieÃen, die innerhalb des Ringes der schwarzen Kreuze versandt wurden. Die Dokumente, die man in der Residenz des Komturs von Memel sichergestellt hatte, konnten nun entschlüsselt werden, auch wenn das eine langwierige Arbeit sein würde.
Da ein zuverlässiger und vertrauenswürdiger Schreiber gebraucht wurde, hielt Johannes Thomas Bartelsen an, sich mit den Dokumenten, aber auch mit verschlüsselten Schriftstücken, die man im Haus SpieÃlauf gefunden hatte, zu beschäftigen. Aus all den Papieren wurde unter anderem klar, dass Gunter SpieÃlauf tatsächlich vor zwei Tagen mit seiner Kogge nach Danzig aufgebrochen war, denn über die geladenen Waren gab es Kontrakte mit dortigen Händlern.
Einer der Waffenknechte gab jedoch auch an, Gunter SpieÃlauf zu einem
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