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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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sich die Macht jener bereits verbreitet hatte, die dem Ring der schwarzen Kreuze verpflichtet waren.
    Johannes von Werndorf in seinem Bericht an den Hochmeister Ludwig von Erlichshausen; anno 1450
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    Es war Nacht. Barbara hatte im Bug der Kogge auf dem Overlop geschlafen, denn unter Deck stand das Wasser knietief und schwappte bei jedem Manöver und jeder Welle hin und her, sodass das Schiff in viel stärkere Bewegungen geriet, als es normalerweise unter den recht freundlichen Wetterverhältnissen der Fall gewesen wäre. Niemand konnte unter Deck schlafen, was nicht schlimm war, solange es nicht regnete.
    Der dröhnende Schmerz in ihrem Kopf hatte nachgelassen, und sie konnte wieder klarer ihre Gedanken fassen. Der Schlaf war trotzdem nicht wirklich erholsam gewesen.
    Â»He, aufwachen!«, drang die raue Stimme des Kapitäns in ihr Bewusstsein. Sie rappelte sich auf und blickte über die Reling. Die Kogge hatte sich der Küste genähert und war vor Anker gegangen. Ein Beiboot wurde gerade zu Wasser gelassen. Der Mond tauchte den Strand in ein fahles Licht, in dem schattenhafte Gestalten als dunkle Umrisse zu sehen waren. Mehrere Reiter und sicher ein paar Dutzend Menschen zu Fuß warteten dort.

    Â»Die Fahrt ist hier zu Ende«, verkündete der Kapitän.
    Â»Ihr seid ein Bernsteinschmuggler?«
    Â»Ich bin ein Händler und Kapitän«, erwiderte der Bärtige. »Dass es in mancherlei Landen dumme Gesetze gibt, ist nicht meine Schuld.«
    Zwei der Seeleute packten Barbara und zwangen sie, die Strickleiter hinabzusteigen, über die man ins Beiboot gelangen konnte. Die kleine Nussschale schwankte ziemlich stark. Mehrere Bewaffnete waren an Bord, außerdem ein paar Männer zum Rudern.
    Danach wurde ein zweites Beiboot zu Wasser gebracht. Gleichmäßig tauchten die Ruderblätter ins Meer, und mit jedem Schlag näherten sich beide Boote dem Ufer. Als Barbara nachher an Land ging, raffte sie ihr Kleid zusammen, um es anschließend auch ein wenig anzuheben – gerade so hoch, dass es noch schicklich wäre, trotzdem aber trocken bliebe. Da stand sie auch schon unversehens bis zu den Knien im Wasser. Eine Welle umspülte sie und erfasste den Saum ihres Kleides mitsamt den verschiedenen Unterkleidern. Der Stoff war daraufhin so nass, dass man ihn auswringen konnte. In ihren erst recht mit Wasser vollgesogenen Schuhen watete Barbara durch den Meeressaum an Land. Ihre Füße sanken tief in den Sand ein, bis sie festen Boden erreichte.
    Die Bewaffneten wichen nicht von ihrer Seite.
    Einer der Reiter kam herbei. Er ließ sich aus dem Sattel gleiten und ging auf den Kapitän zu, der mit dem zweiten Boot an Land gekommen war. »Na endlich! Wir haben schon nächtelang darauf gewartet, dass Ihr hier landet!«
    Â»Wir mussten noch auf eine unfreiwillige Passagierin warten!« Der Kapitän deutete auf Barbara. »Bringt sie zum Haus unseres Herrn!«
    Â»Nach Danzig?«

    Â»Nein, auf das Gut, du Narr! Übergib dem Verwalter diesen Brief.« Er holte ein versiegeltes Dokument unter seiner Kleidung hervor. »Und dann richte aus, dass unser Herr mit einem anderen Schiff auf dem Weg hierher ist. In ein paar Tagen wird er eintreffen.«
    Â»Ah, ich verstehe … Der Herr will sich die Hände nicht schmutzig machen.«
    Â»Nun quatsch nicht herum! Zeig mir lieber, was ihr an Bernstein gesammelt habt.«
    Â 
    Nachdem das Schmuggelgeschäft am Strand abgewickelt war, half man Barbara auf eines der Pferde, was wegen ihrer nassen Kleider gar nicht so leicht war. Allerdings band man ihr danach die Hände zusammen und gestattete ihr auch nicht, die Zügel selbst zu nehmen. »Wir wollen ja nicht, dass unser Gast uns vorzeitig verlässt«, lachte einer der Kerle.
    Â»Wie heißt sie?«, fragte einer der anderen.
    Â»Steht bestimmt in dem Dokument, das ich bekommen habe.«
    Â»Dann sieh doch mal nach – falls sie es dir nicht sagt. Oder kannst du etwa nicht lesen?«
    Â»Untersteh dich!«
    Â»Ich meine ja nur …«
    Â»Unser Herr wird mir die Ohren schlitzen lassen, wenn er das Dokument nicht unbeschadet bekommt. Da werde ich meine Neugier wohl noch etwas zu zügeln wissen.«
    Â 
    Ein scharfer Ritt durch die Nacht folgte. Barbara hatte schon nach kurzer Zeit die Orientierung verloren und hätte nicht mehr gewusst, wo es zum Meer zurückging.
    Danzig … Dieser Name war gefallen, und wie sie

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