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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Jedenfalls reite ich zurück nach Sunder, um zu sehen, was ich herausbekommen kann. Großvater geht es besser, doch um seinetwillen möchteich, dass er versteckt bleibt, bis ich der Sache auf den Grund gekommen bin.«
    Das war es also. Er reiste nach Sunder, um der Sache auf den Grund zu kommen. Gut, dass er ging, denn sie wollte ihn nicht mehr in ihrem Kopf.
    Aber sie wollte auch nicht, dass er ging. Und das wusste er jetzt, weil sie es gedacht hatte. Und wusste er auch, dass sie wusste, dass er es wusste, weil sie auch das gedacht hatte?
    Das war absurd, es war unmöglich. Mit ihm zusammen zu sein war unmöglich.
    Trotzdem wollte sie nicht, dass er ging.
    »Ich hatte gehofft, du würdest mit mir gehen«, sagte er und sie starrte ihn sprachlos an. »Wir wären ein gutes Gespann. Ich weiß noch nicht einmal genau, wohin. Aber ich hatte gehofft, du würdest erwägen, mit mir zu gehen. Wenn du noch meine Freundin bist.«
    Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. »Sagt dir nicht deine Gabe, ob ich noch deine Freundin bin?«
    »Weißt du es selbst?«
    Sie versuchte nachzudenken, aber ihr Kopf war leer. Sie wusste nur, dass sie wie betäubt und traurig war und ohne jedes klare Gefühl.
    »Ich kann deine Gefühle nicht kennen«, sagte er, »wenn du selbst sie nicht kennst.«
    Plötzlich schaute er zur Tür. Dann wurde geklopft und ein Diener kam hereingelaufen, ohne auf ihre Antwort zu warten. Beim Anblick seines bleichen, verzerrten Gesichts stürzte alles wieder auf sie ein: Randa. Randa wollte sie sehen, höchstwahrscheinlich wollte er sie töten. Vor diesem ganzen Durcheinander mit Bo hatte sie Randa den Gehorsam verweigert.
    »Der König befiehlt, dass Sie sofort zu ihm kommen, My Lady«, sagte der Diener. »Verzeihen Sie mir, My Lady. Er sagt, wenn Sie nicht kommen, wird er seine gesamte Wache nach Ihnen schicken.«
    »Gut«, antwortete Katsa. »Sag ihm, dass ich sofort zu ihm gehe.«
    »Danke, My Lady.« Der Diener drehte sich um und eilte davon.
    Katsa schaute ihm grimmig nach. »Seine gesamte Wache. Was glaubt er, dass sie mir tun können? Ich hätte dem Diener sagen sollen, sie könnten ruhig kommen, nur um des Spaßes willen.« Sie schaute sich im Zimmer um. »Soll ich ein Messer mitnehmen?«
    Bo beobachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. »Was hast du getan? Worum geht es?«
    »Ich habe ihm nicht gehorcht. Er hat mich ausgeschickt, einen armen, unschuldigen Lord zu quälen, und ich habe beschlossen, es nicht zu tun. Meinst du, ich sollte ein Messer mitnehmen?« Sie ging hinüber in ihren Waffenraum.
    Er folgte ihr. »Wozu? Was wird deiner Meinung nach bei diesem Treffen geschehen?«
    »Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Oh Bo, wenn er mich wütend macht, fürchte ich, dass ich ihn töten will. Und was, wenn er mich bedroht und mir keine Wahl lässt?« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und den Kopf auf den Ratstisch sinken. Wie konnte sie ausgerechnet jetzt zu Randa gehen, da in ihr ein Wirbelwind tobte? Beim Klang seiner Stimme würde sie die Beherrschung verlieren. Sie würde etwas Schreckliches tun.
    Bo glitt in den Stuhl neben ihr und sah sie an. »Katsa, hörmir zu. Du bist der mächtigste Mensch, der mir je begegnet ist. Du kannst tun, was du willst, was immer du willst. Niemand kann dich zu irgendetwas zwingen, und dein Onkel kann dir nichts tun. Sowie du in seine Nähe kommst, hast du alle Macht. Wenn du ihn nicht verletzen willst, Katsa, dann musst du dich nur entschließen, das nicht zu tun.«
    »Aber was werde ich tun?«
    »Das wirst du herausbekommen«, sagte Bo. »Du musst nur zu ihm gehen und wissen, was du nicht tun wirst. Du wirst ihn nicht verletzen und du wirst dich von ihm nicht verletzen lassen. Das Übrige wirst du nebenbei herausbekommen.«
    Katsa seufzte auf die Tischplatte. Sie hielt nicht viel von seinem Plan.
    »Es ist der einzig mögliche Plan, Katsa. Du hast die Macht, zu tun, was immer du willst.«
    Sie setzte sich auf und schaute ihn an. »Du sagst das ständig, aber es ist nicht wahr. Ich habe nicht die Macht, dich daran zu hindern, dass du meine Gedanken spürst.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Du könntest mich töten.«
    »Das könnte ich nicht, denn du würdest merken, dass ich das vorhätte, und du würdest mir entkommen. Du würdest dich von mir fernhalten.«
    »Das würde ich keinesfalls.«
    »Würdest du doch«, sagte sie, »wenn ich dich töten wollte.«
    »Würde ich nicht.«
    Wegen der Sinnlosigkeit dieses Wortwechsels warf sie die Arme in die Luft.

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