Die beste Frau der Space Force
keine Menschen«, erinnerte Charity gereizt. »Und wer immer sie sind, das da unten sind nicht unsere wirklichen Gegner. Es sind ihre Panzer.« Aber sie verstand, was Mike meinte. Neben der ungeheuerlichen Gefahr, die diese Armee aus Horrorkreaturen darstellte, gab es auch noch einen psychologischen Effekt, und sie war nicht einmal sicher, ob er nicht sogar beabsichtigt war. Nicht nur Mike wäre es einfach leichter gefallen, gegen eine Armee gefühlloser Roboter mit Strahlenwaffen zu kämpfen. Diese Invasion der Ungeheuer lahmte schon durch ihren bloßen Anblick. »Und wahrscheinlich haben sie es schon auf Dutzenden von Welten getan«, knüpfte sie an ihre unterbrochene Rede an. »Sie schicken diese Ungeheuer, und wenn alles vorbei ist, kommen sie selbst und sammeln die Trümmer auf.« Sie setzte endgültig den Feldstecher ab, verstaute ihn sorgsam in der ledernen Hülle an ihrem Gürtel und begann langsam den Hang wieder hinabzukriechen. Mike folgte ihr. Auf halber Strecke erhoben sie sich und rannten geduckt zum Hubschrauber. Charity schickte ein Dankgebet zum Himmel, dass der Wind gegen sie stand und das Rotorengeräusch vom Hügel fortwehte. Sie hoben ab. Charity flog sehr vorsichtig, kam höher als fünf, sechs Meter, und so langsam, wie es die Maschine überhaupt zuließ. Erst, als sie sich eine gute Meile vom Hügel und damit dem Camp der Fremden entfernt hatte, wagte es Charity, den Hubschrauber ein wenig höher zu steuern und in eine sanfte Linkskurve zu lenken. »Was hast du jetzt schon wieder vor?« fragte Mike ärgerlich. »Ich warne Stan und die anderen«, erwiderte Charity. »Falls du nichts dagegen hast.« Mike sagte nichts, aber sein Blick sprach Bände, und er schwieg auf eine ganz bestimmte, nicht sehr freundliche Art. Charity war ziemlich sicher, dass er sie nach der nächsten Zwischenlandung nicht noch einmal an den Steuerknüppel lassen würde. Verdammt, was war nur mit ihm los? dachte sie. Er hatte sich verändert, seit sie New York verlassen hatten. Sie war plötzlich sehr sicher, dass sie sich voneinander trennen würden, sobald sie ihr Ziel erreicht hatten.
12. Dezember 1998
Sie schaffte es nicht.
Irgend jemand schien beschlossen zu haben, den Teil der Rocky Mountains, in denen sich der Bunker befand, als Amboß zu benutzen, jedenfalls waren die Erschütterungen beinahe unbeschreiblich. Trotz aller Panik war sie umsichtig genug, nicht den Aufzug zu benutzen, was ihr wahrscheinlich das Leben rettete. Sie verlor für Sekunden das Bewusstsein, so hart war der Schlag, der den Berg traf und sie von den Füßen riss, und als sie wieder erwachte, war das Licht erloschen und dem düsteren Rot der Notbeleuchtung gewichen. Der Berg stöhnte. Überall rings um sie herum krachte und polterte es, als stürze der ganze unterirdische Bunker zusammen. SS Nulleins war in ein natürliches Höhlensystem hineingebaut worden. Einige schwere Erschütterungen konnten das ganze verdammte Labyrinth zusammenbrechen lassen. Mühsam arbeitete sie sich auf die Füße, wischte sich Staub und Blut aus dem Gesicht und verzog schmerzhaft die Lippen, als die alte Wunde in ihrem Oberschenkel sich wieder meldete. Warmes Blut lief an ihrem Bein herab. Sie biss die Zähne zusammen, klaubte ihren Tornister unter dem Berg von Schutt und Staub hervor und humpelte weiter. Vor ihr wurden die Schreie lauter, dann hörte sie das Geräusch von Schüssen und das hohe, boshafte Summen eines Lasers. Großer Gott - waren sie schon hier? Ihr Armbandfunkgerät meldete sich piepsend. Charity drückte die Antworttaste und hielt das Gerät ans Ohr, aber alles, was sie hörte, war ein helles, an- und abschwellendes Pfeifen und ein paar vollkommen unverständliche Wortfetzen. Sie fluchte, humpelte mit zusammengebissenen Zähnen weiter und ließ Gewehr und Rucksack einfach fallen, als sie eines der Wandtelefone entdeckte. Sie hatte kaum damit gerechnet - aber es funktionierte noch. Becker höchstpersönlich meldete sich, als sie den Knopf drückte. »Laird - wo sind Sie?« »Irgendwo auf halber Strecke«, antwortete Charity. »Was ist passiert?« Becker ignorierte ihre Frage. »Versuchen Sie sich zum Schiff durchzuschlagen, Captain«, sagte er. »Wir kommen so schnell wie möglich nach.« »Der halbe Bunker ist zusammengebrochen«, antwortete Charity. »Ich glaube nicht, dass ich die Schleuse erreiche. Wir...« »Verdammt, dann benutzen Sie den Fluchttunnel!« brüllte Becker. »Ich habe jetzt keine Zeit für Diskussionen,
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