Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Clarke, als eine große, dünne Frau mit zurückgestecktem Haar, aus dem sich einzelne Locken lösten, über den matschigen Pfad auf sie zukam. Sie war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet – bei einer Beerdigung nicht gerade unerwartet –, doch ihre Stiefeletten mit den Pfennigabsätzen hätten eher in eine Bar gepasst.
»Lass mich raten«, bemerkte Jo grinsend, während sie die Jimmy-Choo-Schuhe musterte. »Die Person, die dich überhaupt erst zum Kauf dieser Dinger überredet hat, ist auch verantwortlich dafür, dass du sie heute trägst, richtig?«
Ironisch hob Mona Thomas die Augenbrauen und blickte betont auf die roten Mary-Janes an Jos Füßen. »Da spricht die Richtige«, erwiderte sie.
»Typisch Nicci, was?« Gegen die Tränen ankämpfend, umarmte Jo Mona. Nicci hatte gewusst, dass ihren Freundinnen nicht der Sinn danach stehen würde, darüber nachzudenken, was sie anziehen sollten. Außerstande, mit einer lebenslangen Gewohnheit zu brechen, hatte Nicci das kurzerhand für sie übernommen.
»Hallo, Si.« Mona strich Si, der hinter Jo stand, über die Wange. »Bin ich die Letzte?«
Si schüttelte den Kopf, während er zur Seite trat, um eine Gruppe unbekannter Leute vorbeizulassen, die ungeduldig im Nieselregen hinter seiner Frau und deren Freundin warteten.
»Lizzie ist bereits in der Kirche. Gerry hat sie am Tor abgeladen und sich auf die Suche nach einem Parkplatz gemacht. Bist du allein gekommen?«
»Ja. Dan wollte ich das lieber ersparen. Ich weiß, er hat Nicci sehr gern gehabt – und er vergöttert David –, aber, na ja … Kinder und Beisetzungen …« Mona brach ab, und Jo und Si nickten. Sie verstanden das gut. Erwachsene und Beisetzungen waren auch nicht einfach.
»Geht ihr beiden schon mal rein«, sagte Si. »Ich warte auf Gerry. Der, ähm, der … Leichenwagen … also, der wird bald eintreffen.«
Dankbar nickte Jo ihm zu und nahm Monas Arm. Ihr Mann wusste, wie schlimm es für sie wäre, ihre beste Freundin auf diese Weise vorfahren zu sehen.
»Hast du es Si schon erzählt?«
»Was erzählt?«, flüsterte Jo, über die Kirchenbank gelehnt, damit Lizzie und Mona sie hören konnten, aber nicht die verschiedenen Familienangehörigen, Kunden und Bekannten, die gekommen waren, um der Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.
»Von dem Brief natürlich«, zischte Mona.
Wütend funkelte Jo sie an. »Wie hätte ich verd…« Sie unterbrach sich, da ihr wieder einfiel, wo sie sich befand. Jo war nicht religiös, aber trotzdem. »Natürlich nicht! Was hätte ich denn sagen sollen? ›Hey, Si, nach diesen grauenvollen drei Jahren, dem ganzen Geld, das wir ausgegeben haben, der ganzen …‹«, sie schluckte und blickte auf ihre Hände, bis Lizzie einen sommersprossigen Arm ausstreckte und ihr tröstend die Hand drückte, »›… der ganzen Enttäuschung, habe ich eine kleine Überraschung für dich. Es spielt keine Rolle, dass wir keine Kinder kriegen können, weil wir Anteile an den Kindern von jemand anderem geerbt haben?‹ Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie das ankommen würde.«
Eigentlich hatte Jo auch jetzt noch keine Ahnung, wie Si auf diese Mitteilung reagieren würde. Es war Monate her, seit sie zuletzt über das Thema Kinder gesprochen hatten.
»Du musst es ja nicht so direkt sagen«, wisperte Lizzie. »Immerhin ist das eine ziemlich komplizierte Angelegenheit.«
»Kompliziert ist noch untertrieben.«
Jo schloss die Augen und lehnte sich gegen die Kirchenbank. Das jahrhundertealte Eichenholz grub sich unangenehm in ihre Wirbelsäule, und die Orgelmusik verursachte ihr Kopfschmerzen. Wie immer Niccis Anweisungen für die heutige Zeremonie aussehen mochten – und Nicci wäre nicht Nicci, gäbe es davon nicht eine ganze Menge, zum Beispiel die Blumen, die Kirche war mit Blau und Gelb förmlich überschwemmt, weit und breit nicht eine einzige Lilie –, Jo war sich sicher, dass diese Anweisungen auf keinen Fall eine keuchende, knarrende Wiedergabe von Didos Klage enthalten hatten oder überhaupt irgendeine Klage von irgendjemandem.
»Ich habe Gerry davon erzählt«, stieß Lizzie errötend hervor. Lizzie konnte Spannungen nicht aushalten. Gab es eine Missstimmung, musste Lizzie sie ausbügeln. Trat ein Schweigen ein – peinlich oder nicht –, musste sie es füllen.
Jo riss die Augen auf. »Von unserem Vermächtnis?«, fragte sie entgeistert. »Hatten wir nicht abgemacht, dass das vorerst unter uns bleibt, bis wir überlegt haben, was wir tun werden,
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