Die besten Freunde meines Lebens - Roman
sich in einem wilden Durcheinander ein Teekessel, eine glänzende alte Teekanne, ein buntes Sortiment an Tassen sowie zwei Packungen mit Kräutertee stapelten. An der hinteren Wand des Schuppens hing ein altmodisches Wasch becken aus dem 19. Jahrhundert. Es schien angeschlossen zu sein.
Eine der Tassen erkannte Lizzie wieder: Sie hatte all ihren Freundinnen aus den Flitterwochen » I LOVE NY «-Tassen mitgebracht. Der Sessel, in dem David saß, stammte aus seiner ersten gemeinsamen Wohnung mit Nicci. Ein ramponiertes altes Teil, das damals, als sie es für einen Zehner in einem Trödelladen kauften, mehr Löcher als Leder gehabt hatte. Nicci hatte ihn renoviert.
»Ich habe mich immer gefragt, was aus dem Sessel geworden ist«, sagte Lizzie. »Und diese Kissen …«
»Wofür hat sie denn einen Teekessel gebraucht?«, fragte Mona. »Sicher, es ist ein großer Garten, aber so groß nun auch wieder nicht.«
»Mona«, rief Jo scharf.
»Was denn?«
»Das kannst du dir doch selbst denken.«
Ein verlegenes Schweigen trat ein. Lizzie und Jo dachten an das Gleiche: Zwanzig, dreißig Meter sind ein langer Weg, wenn man gerade eine Chemotherapie macht.
»Wie gesagt«, David stand auf, »Nicci ist gern zum Nachdenken hierhergekommen. In den letzten Wochen dann nicht mehr. Da hatte sie wegen des Gartens ein zu schlechtes Gewissen. Sie war nicht kräftig genug, um ihn auf den Winter vorzubereiten, und das hat sie sehr bedrückt. Sie meinte, der Anblick ihres vernachlässigten Gartens fühle sich an wie ungeliebte Kleidung.«
Ja, dachte Lizzie, das hört sich ganz nach Nicci an.
David sah fix und fertig aus. Jeder, der ihn nicht mit dem knallroten Irokesenschnitt kannte, hätte meinen können, sein kurzes braunes Haar wäre von Kindheit an vom selben Friseur geschnitten worden. Die braunen Augen waren blut unterlaufen, das Gesicht verquollen. Sein Mund, sonst immer zu einem stillen Lächeln bereit, war zu einem schmalen Strich zusammengepresst, als dürfte er sich nicht das geringste Zittern erlauben, da er sonst zusammenbrechen würde.
»Entschuldige«, sagte Lizzie. »Uns war nicht klar … Ich meine, hätten wir gewusst, dass du hier bist, hätten wir dich nicht gestört.«
»Schon okay.« Er klopfte seine Hose ab, obwohl sich nichts darauf befand. »Ich sollte sowieso wieder zurückgehen. Schließlich ist es meine Party …«
»Und ich heule, wenn ich will«, beendeten die Frauen seinen Satz im Chor.
»David«, sagte Lizzie, »es tut mir so leid.«
»Ich weiß«, antwortete er mit kaum hörbarer Stimme. »Aber nicht so leid wie mir.«
»Er weiß über die Briefe Bescheid«, sagte Mona, nachdem David die Schuppentür fest hinter sich geschlossen hatte.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Lizzie. »Dann hätte er doch etwas gesagt, oder?«
»Wir wissen Bescheid«, stellte Jo klar, »und wir haben auch nichts gesagt.«
»Natürlich weiß er es«, beharrte Mona. »Mit David war es doch noch nie so verkrampft wie gerade eben. Er kennt uns genauso lange, wie er Nicci kennt. Und mit ihm war es nie komisch oder peinlich. Noch vor zwei Wochen hätte ich gesagt, dass ich ihm viel näherstehe als meinen Brüdern, und für Dan ist das ganz bestimmt so. In den vergangenen fünfzehn Jahren habe ich David jedenfalls öfter zu Gesicht gekriegt als meine Brüder.« Sie grinste. »Himmel, als wir in dieser Bruchbude in Hove wohnten, hat er uns fast genauso oft nackt gesehen wie Nicci.«
Ihr Grinsen verschwand schlagartig, als ihr einfiel, wie David eines Tages aus Versehen zu ihr ins Badezimmer her eingeplatzt war. Sein bewundernder Blick, ehe sie beide von Verlegenheit übermannt wurden. Niccis kühles Verhalten in den nächsten Tagen, Davids gemurmelte Entschuldigung in Niccis Beisein und der Argwohn, mit dem Nicci sie und David in den Wochen danach beobachtete. Ihr Misstrauen war unbegründet gewesen. Selbst wenn Mona gewollt hätte, wäre David niemals darauf eingegangen.
»Verdammt«, murmelte sie. »Er weiß es.«
»Vielleicht sind wir es, die sich verkrampft benehmen«, bemerkte Lizzie. »Ich habe mich in seiner Gegenwart früher nie unwohl gefühlt, aber stellt euch doch mal die Situation vor. Wir spazieren einfach in seinen Schuppen – den Schuppen, zu dem ich inzwischen den Schlüssel habe –, als würde er uns gehören.«
»Er gehört dir ja auch«, sagte Mona. »Falls diese Briefe irgendeine Bedeutung haben. Was wieder ein völlig anderes Thema ist.«
»Nehmen wir mal an, dass Mona recht hat«, fiel ihr Jo
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