Die besten Freundinnen
war noch immer nicht gelöst.
Mit dem nächsten Donnerschlag fing es an zu regnen. Das heißt, es war kein Regen, sondern ein Wolkenbruch. Die Mädchen sprangen auf, rannten zu den Zelten. Trotzdem wurden sie patschnaß. Es war nicht schlimm, eher eine Erfrischung. Sie lachten und kreischten und vergaßen, dass sie eigentlich hätten leise sein müssen.
Das Gewitter dauerte nur zehn Minuten. Petra hatte nicht einmal Zeit, sich zu fürchten. Dann tauchten die ersten frisch gewaschenen Sterne wieder am Himmel auf, der Donner brum- melte nur noch abschiednehmend.
Gleich darauf erschien nacheinander die gesamte Lindenhofer „Überwachungsmannschaft“, wie Carlotta mit der spitzen Zunge die Erwachsenen getauft hatte, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Sogar Mamsell kam im Bademantel und ermahnte ihre „lieben Mädchen“, sich gründlich abzutrocknen, damit sich keine verkühlte.
Alles war in Ordnung. Nur die Hauptsache nicht.
Eine einfache Erklärung
Am nächsten Morgen sah die Landschaft so grün und strahlend aus wie noch nie. Die Stimmung war nicht so strahlend. Alle hockten bedrückt am Frühstückstisch. Den meisten schmeckte nicht einmal der Kuchen, den Maria aus Porto Petro geholt hatte. Anne verdrückte allerdings zwei Stück.
Nachher hielt Frau Martin eine kleine Ansprache.
„Ich muss noch einmal mit euch über den verschwundenen Ring reden. Ich hatte gehofft, dass diese häßliche Sache unter uns geregelt werden könnte, wenn sich die Betreffende freiwillig meldet. Wer eine Dummheit macht und sie dann bereut und zu seinem Fehler steht - nun gut. Aber leider . Trotzdem möchte ich die Angelegenheit im Augenblick als erledigt betrachten. Nur eine kann den Ring genommen haben. Alle anderen sind unschuldig und sollen ihre Ferien genießen. Ich bin nach wie vor für jede von euch jederzeit zu sprechen.“
Es war ganz still. Die Mädchen starrten auf ihre leeren Teller. Später brachen sie zu einem Ausflug auf. Ein romantisches altes Kloster im Inneren der Insel war das Ziel. Inge hütete das Camp und die gatitos, Peter fuhr den Bus, und Maria und Mamsell waren die besten Fremdenführerinnen, die man sich denken konnte. Mamsell hatte alles über Mallorca gelesen, was sie finden konnte. Sie wußte nicht nur Jahreszahlen und Baustile, was die Mädchen eher langweilig fanden, sondern hatte auch eine handfeste Geister- und Mordgeschichte auf Lager. Im 17. Jahrhundert war es bei den Mönchen manchmal ausgesprochen unchristlich zugegangen. Und dass der Geist des vergifteten Klosterbruders noch heute einmal im Monat um Mitternacht, selbstverständlich bei Vollmond, im Glockenturm spuken sollte
wer wollte es ihm verübeln?
Mittags aßen sie in einem einfachen Lokal Fischsuppe mit Knoblauchbrot. Anne und Petra streikten beim Knoblauch.
Irgendwann sagte Jenni: „Wieder so ein schöner Tag! Und jede von uns denkt im geheimen, eine der elf anderen hat den Ring geklaut. Wenn es keine von uns war, dann bleiben noch Maria und Peter und Inge. Das ist genauso schlimm.“
„Es ist zum Kotzen“, erklärte Hanni.
Mamsell saß neben ihr und hörte jedes Wort. Normalerweise duldete sie derartige Ausdrücke nicht. Aber diesmal schwieg sie. Denn sie fand selber, dass es zum Kotzen war.
Petra und Anne behaupteten später auf der Rückfahrt, im Bus würde es grauenhaft nach Knoblauch stinken, sie wollten aussteigen und lieber zu Fuß gehen. Peter lachte und hielt sofort an. Er duftete wie die übrigen nach Knoblauch. Aber da es noch fünf oder sechs Kilometer bis zum Camp waren, machten die beiden ihren übereilten Entschluß wieder rückgängig.
„Lieber vom Knoblauch halb zu Tode erstunken als Blasen an den Füßen“, meinte Anne.
Abends regnete es wieder. Ungewöhnlich für Mallorca um diese Jahreszeit. Aber heute war es ein sanfter, freundlicher Rieselregen. Zum erstenmal wurde im Wohnraum gegessen und nicht auf der Terrasse. Nachher las Mamsell aus einem Buch, das sie irgendwo aufgetrieben hatte, alte mallorquinische Geschichten vor. Es waren lauter traurige, ziemlich grauslige Geschichten, so grauslig, dass sie fast schon wieder komisch waren.
Zum Beispiel die von der „Timonera“, der Steuerfrau, die ein Fischerboot besser durch Wind und Wellen steuern konnte als jeder Mann. Einmal geriet sie zusammen mit ihren fünf Söhnen in einen Sturm. Alle Söhne ertranken, sie kehrte allein zurück. Sie weinte keine Träne. Am Tag darauf sprang sie von einem Felsen ins Meer.
„ Muss das sein?“ spottete
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