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Morgen werden?«
»In zwei Stunden. Die Sonne muß bald aufgehen.«
»Man sagt, daß sich irgendwo hier in der Nähe ein Schiff befinden soll. Ich habe es nie gesehen. Aber ich weiß, daß es existiert.«
»Was ist das für ein Schiff?« Ihre Stimme klang scharf.
»Eine Raketenfähre.«
»Wird sie es schaffen? Bis zur Mondbasis?«
»Sie ist dafür da. Für Notfalle.« Er massierte seine Stirn.
»Was ist?«
»Mein Kopf. Das Denken fällt mir schwer. Ich kann mich nur mühsam… mühsam konzentrieren. Die Granate scheint mir doch erheblich zugesetzt zu haben.«
»Ist das Schiff in der Nähe?« Tasso glitt auf seine Seite, kniete neben ihm. »Wie weit ist es von hier entfernt? Wo befindet es sich?«
»Ich versuche mich zu erinnern.«
Ihre Finger bohrten sich in seinen Arm. »In der Nähe?« Ihre Stimme war wie Eisen. »Wo könnte es sein? Versteckt unter der Erdoberfläche?«
»Ja. In einem Lagerraum.«
»Wie findet man es? Ist die Stelle markiert? Benötigt man einen Kodegeber, um sie zu finden?«
Hendricks konzentrierte sich. »Nein. Keine Markierungen. Keine Kode.«
»Was dann?«
»Ein Zeichen.«
»Was für ein Zeichen?«
Hendricks antwortete nicht. In dem flackernden Licht waren seine Augen trübe, zwei blicklose Kugeln. Tassos Finger bohrten sich in seinen Arm.
»Was für ein Zeichen? Wie sieht es aus?«
»Ich… ich kann mich nicht erinnern. Lassen Sie mich schlafen.«
»In Ordnung.« Sie ließ ihn los und erhob sich. Hendricks lag mit geschlossenen Augen am Boden. Tasso entfernte sich von ihm, und sie hatte die Hände in die Taschen gesteckt. Sie trat gegen einen Stein und stand da, starrte hinauf zum Himmel. Die Schwärze der Nacht begann sich bereits in Grau zu verwandeln. Der Morgen brach an.
Tasso ergriff ihre Pistole und umkreiste das Feuer, ging hin und her. Am Boden lag Major Hendricks, die Augen geschlossen, bewegungslos. Das Grau wuchs am Horizont empor, höher und höher. Die Umgebung wurde sichtbar; Aschefelder, die sich in alle Richtungen erstreckten. Asche und Ruinen; hier und da eine Wand, Betonhaufen, der nackte Stamm eines Baumes.
Die Luft war kalt und scharf. Irgendwo in der Ferne gab ein Vogel ein trostloses Krächzen von sich.
Hendricks fuhr auf. Er öffnete die Augen. »Ist es schon Morgen?«
»Ja.«
Hendricks setzte sich. »Sie wollten etwas wissen. Sie haben mir eine Frage gestellt.«
»Erinnern Sie sich jetzt?«
»Ja.«
»Was ist es?« Sie zögerte. »Was?« wiederholte sie scharf.
»Ein Brunnen. Ein zerstörter Brunnen. Es befindet sich in einem Lagerraum unter einem Brunnen.«
»Ein Brunnen.« Tasso entspannte sich. »Dann werden wir nach einem Brunnen suchen.« Sie sah auf ihre Uhr. »Wir haben noch über eine Stunde, Major. Glauben Sie, daß wir es innerhalb einer Stunde finden können?«
»Helfen Sie mir hoch«, bat Hendricks.
Tasso steckte die Pistole ein und half ihm auf die Beine. »Es wird schwierig werden.«
»Ja.« Hendricks preßte fest die Lippen zusammen. »Ich glaube nicht, daß wir genug Zeit haben, um ein größeres Gebiet abzusuchen.«
Sie setzten sich in Bewegung. Die Morgensonne schenkte nur wenig Wärme. Das Land war flach und kahl, erstreckte sich grau und leblos, so weit sie blicken konnten. Einige Vögel glitten still und hoch über sie hinweg, kreisten langsam am Himmel.
»Sehen Sie etwas?« fragte Hendricks. »Irgendwelche Klauen?«
»Nein. Noch nicht.«
Sie kamen an einigen Ruinen vorbei, Betonüberreste und Steine. Ein Zementfundament. Ratten huschten davon. Tasso sprang vorsichtig zurück.
»Das war einst eine Stadt«, erklärte Hendricks. »Eine kleine Ortschaft. Ein Provinznest. Früher lag hier ein Weinbaugebiet. Hier, wo wir jetzt sind.«
Sie erreichten eine zerstörte Straße, die von Rissen und Spalten durchzogen und von Unkraut überwuchert war. Zu ihrer Rechten reckte sich ein steinerner Schornstein empor.
»Seien Sie vorsichtig«, warnte er.
Ein Loch gähnte vor ihnen, ein offener Keller. Zerfetzte Rohre ragten daraus hervor, verdreht und verbogen. Sie passierten die Trümmer eines Hauses, eine Badewanne, die auf der Seite lag. Ein zerbrochener Stuhl. Ein paar Messer und die Scherben von chinesischen Tellern. In der Straßenmitte war der Boden eingesackt. Die Grube war mit Unkraut und Schutt und Knochen gefüllt.
»Hier irgendwo«, murmelte Hendricks.
»Diese Richtung?«
»Rechts.«
Sie kamen an den Überresten eines Hochleistungspanzers vorbei. Hendricks Geigerzähler tickte warnend. Der Panzer war
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