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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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lautes und vorwurfsvolles Quietschen von sich. Er blieb wie erstarrt stehen. Nichts. Als er vorsichtig in den dunklen Flur blickte, ängstigten ihn die Schatten, dennoch trat er mannhaft hinaus. Barfuß schlich er an der Wand entlang und hielt dabei den Atem an.
    Draußen prasselte der Regen wie Nägel auf Blech und dämpfte die Geräusche, die der Junge machte, während er die Treppe erklomm. Gott stand ihm bei, das wurde ihm jetzt klar.
    Nur noch wenige Schritte und er betrat die verbotene Zone des Elternschlafzimmers. Linker Hand wartete geduldig der Schrank mit den frischen, gestärkten Laken. Die Beute war zum Greifen nah. Ich kann das, dachte er. Ich kann sie austricksen.
    Plötzlich schwebte ein erschreckendes Geräusch durch die stickige Luft und drang an sein Ohr. Der Fernseher im Schlafzimmer seiner Eltern? Die Tür des Zimmers stand einen Spalt offen, trübes Licht drang heraus, wie eine Scheibe Margarine.
    Schleich dich schnell vorbei. Beeilung. Sie hört dich nicht. Gott hat den Fernseher eingeschaltet. Begreifst du nicht? Er hält Wort. Er ist ein gütiger Gott. Achte nur darauf, dass du deinen Teil der Abmachung einhältst und ein braver Junge bleibst. Andernfalls …
    Draußen fuhr ein greller Blitz hernieder. Der Junge zuckte zusammen; das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er bewegte sich wachsam, aber zielstrebig, passierte die Tür und unterdrückte jedes Atemgeräusch, je näher er ihr kam.
    Plötzlich fiel das margarinefarbene Licht auf sein Gesicht. Er spürte, wie es auf seiner Haut brannte und ihn zwang, sich zu ihm zu drehen wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht.
    Widerwillig spähte er durch die Tür. In dem Zimmer herrschte unebenmäßiges, nur vom Flackern des Fernsehers unterbrochenes Dunkel. Seine schändlichen Augen zeigten ihm die Mutter auf dem Bett, auf dem Rücken, nackt, mit Brüsten, die glibberigem Eidotter glichen. Ein weißer Rauchkringel stieg provozierend über einer Brust auf. Er sah ihre dunklen Brustwarzen und jene intimste, von Haaren bedeckte Stelle. Er war entsetzt und schämte sich, und doch konnte er den Blick nicht abwenden, als hielte eine unsichtbare dämonische Kraft ihn fest.
Dafür komme ich in die Hölle. Das weiß ich jetzt. Und sie auch.
    Der Schein des Fernsehers flackerte in ihren Augen, tanzte über ihr Gesicht wie eine Projektion in einem dunklen Kino. Sie sah ihm nicht in die Augen, als hätte sie etwas Finsteres, Verbotenes und Falsches getan.
    Mama?,
flüsterte er, doch er sprach das Wort nicht aus, fantasierte es nur.
    Und plötzlich, blitzartig, sah er es in furchtbarer Deutlichkeit. Blut. Braune, angetrocknete Furchen in ihren Handflächen; Rot auf ihren Fingerspitzen wie zu dick aufgetragener Nagellack; Blut, das hell und gefährlich aus ihrer aufgeschlitzten Kehle quoll.
    Er sperrte den Mund auf wie ein Frosch. Der Magen drehte sich ihm um. Er taumelte rückwärts und schlotterte heftig; seine Zähne klapperten wie Kastagnetten.
    »Schon gut, kleiner Junge«, ertönte eine leise Stimme, die ihn erschreckte, aus der Ecke des Zimmers. Die Stimme gehörte einem großen Mann mit teigigem Gesicht und irren Augen. Er hatte Ähnlichkeit mit einem überaus seltsamen Baby – das zu spät aus dem Mutterschoß gekommen war. Der Mann war nackt, zupfte an seinem blutigen Schwanz und entfernte Hautpartikel, als wäre er der unbekümmerteste Mensch auf der Welt. »Wie heißt du, kleiner Junge?«
    Plötzlich spürte der Junge die erdrückende Dunkelheit, so heimelig für Eindringlinge, so wohlmeinend mit Mördern, überall ringsum und im Inneren.
    »Komm her, kleiner Junge. Ich will dir etwas zeigen; etwas Magisches, voll wunderbarer Mysterien.«
    Der Junge schrie, flüchtete von der Tür Richtung Treppe, suchte Schutz. Mit dem linken Fuß fand er keinen Halt auf einer lockeren Treppenstufe. Durch diese Unachtsamkeit stürzte er kopfüber hinunter und suchte mit wild fuchtelnden Armen Halt. Mit knapper Not bekam er den Handlauf zu fassen und lief leicht hinkend weiter.
    Die Bügelkammer. Still. So stickig und still, dass er kaum Luft bekam, obwohl nichts als Dunkelheit sich erdrückend an ihn schmiegte. Er wünschte sich, sein Herz würde nicht so heftig klopfen. Der nackte Mann hörte es bestimmt.
    »Komm raus, kleiner Junge, komm raus, wo immer du stecken magst … du kannst weglaufen, aber du kannst dich nicht verstecken …«, flüsterte der nackte Mann. Ganz nahe. Die Stimme hatte einen eigenen Geruch.
    Der Junge hielt den Atem an. Er roch die Reste des

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