Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
behauptet Christina.
» Nein, kannst du nicht. «
» Was das angeht, hat er nicht ganz unrecht … « , sagt Tris schmunzelnd.
Christina schlägt ihr auf den Arm und Tris schlägt zurück.
» Dann ist also alles geregelt « , ergreift Matthew das Wort. » Ich denke, wir sollten uns am Freitag noch einmal treffen, nachdem Tris bei der Ratssitzung war. Kommt um fünf hierher. «
Er gesellt sich zu Cara und Caleb und sagt etwas über chemische Komponenten, was ich nicht verstehe. Christina geht hinaus und rempelt mich dabei an. Tris sieht mir in die Augen.
» Wir sollten reden « , sage ich.
» Na schön « , sagt sie, und ich folge ihr nach draußen.
Wir warten neben der Tür, bis alle anderen weg sind. Sie zieht die Schultern ein, als wolle sie sich noch kleiner machen, oder am besten gleich in Luft auflösen. Wir stehen weit auseinander, die ganze Breite des Flures liegt zwischen uns. Ich versuche mich an das letzte Mal zu erinnern, als ich sie geküsst habe, und kann es nicht.
Endlich sind wir allein, es ist still im Flur. Meine Hände kribbeln und fangen an, taub zu werden, so wie sie es immer tun, wenn ich in Panik gerate.
» Wirst du mir jemals verzeihen? « , frage ich.
Sie schüttelt den Kopf, sagt aber: » Ich weiß es nicht. Ich werde es wohl erst herausfinden müssen. «
» Du weißt, dass ich das nicht gewollt habe. Ich habe nie gewollt, dass Uriah verletzt wird, das weißt du doch? « Mein Blick fällt auf die Verletzung an ihrer Stirn. » Oder du. Ich wollte auch nicht, dass du verletzt wirst. «
Sie tippt mit dem Fuß auf den Boden. Sie nickt. » Das weiß ich. «
» Ich musste irgendetwas tun « , sage ich. » Ich musste. «
» Eine Menge Leute sind verletzt worden « , sagt sie. » Und das nur, weil du nicht auf mich gehört hast, weil – und das ist das Schlimmste, Tobias – weil du dachtest, ich sei kleinlich und eifersüchtig. Nur irgendeine dumme Sechzehnjährige, mehr nicht. « Sie schüttelt den Kopf.
» Ich würde dich niemals dumm oder kleinlich nennen « , antworte ich schroff. » Ich habe vielleicht kurz an deinem Urteilsvermögen gezweifelt, aber das ist auch alles. «
» Das ist genug. « Sie fährt sich mit den Fingern durchs Haar und wickelt einzelne Strähnen darum. » Es ist wieder genau wie damals, nicht wahr? Du respektierst mich nicht so, wie du immer behauptest. Wenn es darauf ankommt, denkst du immer noch, ich könne nicht rational denken … «
» Das stimmt doch gar nicht! « , sage ich hitzig. » Ich respektiere dich mehr als irgendjemanden sonst. Aber im Moment frage ich mich, was dich mehr stört, dass ich eine dumme Entscheidung getroffen habe oder dass ich nicht genau das gemacht habe, was du von mir wolltest. «
» Was soll das heißen? «
» Es heißt, dass du zwar gesagt hast, wir sollen ehrlich zueinander sein, aber tatsächlich etwas ganz anderes willst: nämlich, dass ich immer deiner Meinung bin. «
» Ich fasse es nicht! Du hast dich geirrt … «
» Ja, ich habe mich geirrt! « Ich schreie jetzt, und ich weiß nicht, woher der Zorn gekommen ist, nur dass er in mir aufwallt, heftig und bösartig und stark wie seit langer Zeit nicht mehr. » Ich war im Unrecht. Ich habe einen Riesenfehler gemacht! Der Bruder meines besten Freundes ist so gut wie tot! Und du benimmst dich wie eine Mutter und bestrafst mich, weil ich nicht getan habe, was man mir gesagt hat. Aber du bist nicht meine Mutter, Tris, und du wirst mir nicht sagen, was ich tun und wie ich mich entscheiden soll! «
» Hör auf, mich anzubrüllen « , sagt sie leise und sieht mich endlich an. Früher habe ich alle möglichen Dinge in ihren Augen entdecken können, Liebe und Sehnsucht und Neugier, aber jetzt ist da nur Zorn. » Hör einfach auf. «
Als ich ihre leise Stimme höre, verpufft meine Wut. Ich lehne mich an die Wand und schiebe die Hände in die Taschen. Ich hatte nicht vor, sie anzubrüllen. Ich hatte überhaupt nicht vor, wütend zu werden.
Entsetzt sehe ich die Tränen auf ihren Wangen. Ich habe sie lange nicht weinen sehen. Sie schnieft und schluckt und versucht, normal zu klingen, aber sie klingt nicht normal.
» Ich brauche einfach etwas Zeit « , stößt sie mit erstickter Stimme hervor. » Okay? «
» Okay « , sage ich.
Sie wischt sich die Wangen ab und geht den Flur entlang. Ich starre auf ihren blonden Haarschopf, bis sie um die Ecke verschwindet, und ich fühle mich nackt und wehrlos gegen den Schmerz. Ihre Abwesenheit tut am meisten weh.
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