Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
Finger an den Abzug. Diese Waffe ist anders als diejenigen, die wir in der Stadt hatten – das Magazin lässt sich nicht zur Seite drehen, der Abzug ist leichter zu spannen und der Lauf liegt anders in der Hand. Deshalb fällt es mir auch leichter, die Waffe zu halten – sie weckt nicht dieselben Erinnerungen.
Matthew ringt nach Luft. Auch ich atme schwer, allerdings nehme ich das kaum noch wahr, so oft wie ich schon durch Angriffe und Chaos sprinten musste. Der nächste Flur ist menschenleer – bis auf eine gefallene Soldatin. Sie liegt reglos auf dem Boden.
» Nicht mehr weit « , keucht er. Ich lege einen Finger auf die Lippen, damit er still ist.
Wir verlangsamen unsere Schritte, und ich schließe die Finger fester um die Waffe, damit sie nicht aus meinem verschwitzten Griff gleitet. Ich weiß weder, wie viele Kugeln im Magazin sind, noch wie ich das herausfinden kann. Als wir an der Soldatin vorbeikommen, bleibe ich kurz stehen und suche nach ihrer Waffe.
Ich finde eine Pistole unter ihrer Hüfte, wo die Frau auf ihr Handgelenk gefallen ist. Matthew starrt wie gebannt auf die Tote, während ich ihre Waffe nehme.
» Hey « , sage ich leise. » Bleib einfach nur in Bewegung. Lauf jetzt, denke später. «
Ich stoße ihn mit dem Ellbogen an und übernehme die Führung. Hier sind die Gänge düsterer, an den Decken ziehen sich Eisenstangen und Rohre entlang. Etwas weiter vorne höre ich Stimmen. Jetzt weiß ich auch ohne Matthews gewisperte Anleitung, wo es langgeht.
Als wir den Punkt erreichen, wo der Gang in den nächsten mündet, presse ich mich flach gegen die Wand, gehe vorsichtig in Deckung und spähe um die Ecke.
Vor uns sind doppelwandige Glastüren, die so schwer und massiv wirken wie Metalltüren. Sie stehen weit offen.
Dahinter ist ein enger Durchgang zu sehen – und drei Gestalten in Schwarz. Sie tragen schwere Kleidung und Waffen, die so groß sind, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich sie überhaupt halten könnte.
Ihre Gesichter sind von schwarzem Stoff verdeckt, nur die Augen sind ausgespart.
David kniet vor der Doppeltür. Ich sehe den Waffenlauf an seiner Schläfe und das rote Blut, das ihm über das Kinn rinnt. Zwischen den Eindringlingen steht ein maskiertes Mädchen mit dunklem Pferdeschwanz.
Nita.
2 7 . Kapitel
Tris
» Lass uns rein, David « , sagt Nita. Die Maske verzerrt ihre Stimme.
Davids Augen wandern träge zur Seite, zu dem Mann, der die Waffe auf ihn richtet.
» Du wirst mich nicht erschießen « , sagt er. » Ihr wollt das Serum, und ich bin der Einzige, der weiß, wie man hier reinkommt. «
» Es muss ja kein Kopfschuss sein « , antwortet der Mann, » es gibt noch andere Stellen. «
Der Mann und Nita sehen sich kurz an, dann richtet er die Waffe auf Davids Füße und feuert. Ich schließe die Augen, als Davids Schreie durch den Flur hallen. Er ist zwar einer derjenigen, die Jeanine Matthews das Serum für die Angriffssimulation verschafft haben, aber seine Schmerzensschreie gehen mir trotzdem durch und durch.
Ich starre auf die Waffen, die ich bei mir trage, eine in jeder Hand. Meine Finger schimmern bleich auf den schwarzen Abzügen. Ich stelle mir vor, wie ich meine wuchernden Gedanken stutze und mich nur auf diesen Ort konzentriere, nur auf das Hier und Jetzt.
Ich beuge mich ganz nah zu Matthew und murmle ihm ins Ohr: » Hol Hilfe. Schnell. «
Matthew nickt und eilt davon. Eines muss man ihm lassen, er bewegt sich schnell und lautlos. Am Ende des Gangs schaut er sich noch einmal nach mir um, dann verschwindet er um die Ecke.
» Ich bin diesen Scheiß leid « , sagt die rothaarige Frau. » Spreng endlich die Tür. «
» Nein. Eine Explosion aktiviert eine besondere Sicherheitsmaßnahme « , sagt Nita. » Wir brauchen den Code. «
Ich spähe wieder um die Ecke, und diesmal fange ich Davids Blick auf. Sein Gesicht ist bleich und glänzt von Schweiß und neben seinem Knöchel breitet sich eine Blutlache aus. Die Aufmerksamkeit der anderen ist auf Nita gerichtet, die eine schwarze Schachtel aus ihrer Tasche nimmt, in der sich eine Spritze und eine Nadel befinden.
» Hast du nicht gesagt, das Zeug funktioniert bei ihm nicht? « , fragt der Mann mit der Waffe.
» Ich habe nur gesagt, dass er ihm widerstehen kann , nicht dass es gar nicht funktioniert « , erwidert sie. » David, das ist eine hochwirksame Mischung aus Wahrheitsserum und Angstserum. Ich werde es dir spritzen, wenn du uns den Code nicht verrätst. «
» Ich weiß, dass es nur an deinen Genen
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