Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
hin. » David ist auf der Krankenstation. Er wird überleben, aber sie sind sich nicht sicher, wann er wieder laufen kann. Die meisten anderen Verletzten sind inzwischen versorgt. «
Der saure Geschmack in meinem Mund nimmt zu. David kann nicht laufen. Und die ganze Zeit waren sie damit beschäftig, die Verletzten zu versorgen. So viel Zerstörung, und wofür? Ich weiß es nicht. Ich kenne die Wahrheit nicht.
Was habe ich getan?
» Gibt es schon Opferzahlen? « , erkundigt Shelly sich.
» Noch nicht « , antwortet Tris.
» Danke, dass du uns Bescheid gegeben hast. «
» Hör zu. « Tris verlagert das Gewicht auf einen Fuß. » Ich muss mit ihm reden. « Sie nickt in meine Richtung.
» Wir können wirklich nicht … « , beginnt Shelly.
» Nur für eine Sekunde, versprochen « , sagt Tris. » Bitte. «
» Lass sie « , mischt sich der andere Wachtposten ein. » Was soll es schon schaden? «
» Na schön « , sagt Shelly und nickt mir zu. » Zwei Minuten, mehr nicht. «
Da meine Hände immer noch gefesselt sind, stütze ich mich mit dem Rücken an der Wand ab, um aufzustehen. Tris kommt zwar näher, bleibt aber in sicherer Entfernung stehen – der Abstand zwischen uns und ihre vor der Brust verschränkten Arme bilden eine Barriere, als würde sie ein Mauer zwischen uns aufziehen. Sie richtet den Blick auf irgendeinen Punkt unterhalb meiner Augen.
» Tris, ich … «
» Willst du wissen, was deine Freunde getan haben? « , fragt sie. Ihre Stimme zittert, aber ich weiß, dass dies kein Zeichen von Tränen ist. Ihre Stimme zittert vor Zorn. » Sie waren gar nicht auf das Gedächtnisserum aus. Sie wollten das Gift – das Todesserum. Damit sie möglichst viele wichtige Regierungsleute töten und einen Krieg anzetteln können. «
Ich blicke auf meine Hände, auf die Kacheln, auf die Spitzen ihrer Schuhe. Ein Krieg. » Ich wusste nicht … «
» Ich hatte recht. Ich hatte recht, und du hast nicht zugehört. Wieder einmal « , sagt sie leise. Ihre Augen fixieren mich, und ich stelle fest, dass ich den herbeigesehnten Blickkontakt nicht will, weil er mich Stück für Stück zerreißt. » Uriah stand direkt neben einer Sprengladung. Er ist ohne Bewusstsein, und es ist noch nicht sicher, ob er je wieder aufwachen wird. «
Seltsam, wie sich ein Wort, ein Begriff, ein Satz anfühlen können wie ein Schlag auf den Kopf.
» Was? «
Ich sehe Uriahs Gesicht vor mir, als er nach der Zeremonie der Bestimmung im Netz aufschlug, sein triumphierendes Lächeln, als Zeke und ich ihn danach auf die Plattform zogen. Uriah beim Tätowieren, sein Ohr nach vorn geklappt, damit es Tori nicht in die Quere kam, während sie eine Schlange auf seine Haut zeichnet. Uriah, nie wieder bei wachem Bewusstsein? Uriah, fort für immer?
Und ich habe es versprochen. Ich habe Zeke versprochen, auf ihn aufzupassen, ich habe versprochen …
» Er ist einer der wenigen Freunde, die ich noch habe. « Ihre Stimme bricht. » Ich weiß nicht, ob es zwischen dir und mir jemals wieder sein kann wie früher. «
Sie dreht sich um und geht weg. Ich höre Shellys gedämpfte Stimme, die mir befiehlt, mich zu setzen. Die Handgelenke auf die Oberschenkel gestützt, sinke ich auf die Knie. Ich kämpfe darum, dem Grauen zu entfliehen, dem Entsetzen über das, was ich getan habe. Aber es gibt keine raffinierte Logik, die mich erlösen kann; es gibt keinen Ausweg.
Ich schlage die Hände vors Gesicht und versuche, nicht zu denken.
Die Deckenlampe im Verhörraum wirft einen verschwommenen Kreis auf die Mitte des Tisches. Dorthin richte ich den Blick, während ich die Geschichte herunterbete, die Nita mir eingetrichtert hat und die der Wahrheit so nahe kommt, dass ich keine Probleme habe, sie zu erzählen. Als ich fertig bin, tippt der Mann, der alles mitschreibt, meinen letzten Satz ein; der kleine Bildschirm wird jedes Mal hell, wenn seine Finger ihn berühren. Dann sagt Angela, Davids Stellvertreterin: » Du hast also nicht gewusst, warum Juanita dich gebeten hat, das Sicherheitssystem außer Kraft zu setzen? «
» Nein « , bestätige ich wahrheitsgemäß. Ich wusste den Grund wirklich nicht, ich kannte nur eine Lüge.
Sie haben alle anderen unter Wahrheitsserum gesetzt, nur mich nicht. Die genetische Anomalie, die dazu führt, dass ich während Simulationen bei Bewusstsein bleibe, legt auch die Vermutung nahe, dass ich resistent gegen Seren sein könnte, daher wäre meine Aussage unter dem Einfluss des Wahrheitsserums nicht verlässlich genug. Solange
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