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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wertvolle Einband nicht beschädigt wurde. Geburtstagsmäßig verpacken wollte sie das Buch selbst.
    Eilig schoben sie ihre Räder durch die Fußgängerzone. Sobald sie wieder im Verkehrsgetümmel waren, strampelten sie zum Esels-Brunnen.
    Karl saß auf dem Rand und wartete. Sobald er die beiden sah, bewegte er seine langen Arme wie Windmühlenflügel.
    Der Esels-Brunnen hieß so, weil er von einem in Stein gemeißelten Esel verziert wurde. Das Langohr beugte sich über den Rand, als wollte es saufen.
    Karl begutachtete den Bildband und fand ihn eindrucksvoll. Dann hockten sie sich auf den Brunnenrand. Sie ließen die Beine baumeln. Karl bot Kaugummi an. Natürlich erfuhr er brühwarm, was sich vor der Buchhandlung abgespielt hatte – mit Grombali und Argoub.
    »Was ich von meinem Papi über die JAA-Sekte gehört habe«, sagte Gaby dann, »ergänzt das, was wir von Bäumler wissen. Die Sekte steht tatsächlich in dem Verdacht, Jugendliche außer Landes zu bringen. Geraubt und verschleppt werden die zwar nicht – so viel man weiß. Doch ansonsten benutzen die Bettelmönche jedes Mittel, um ihre Opfer zum Eintritt in die Sekte zu überreden. Sobald die bereit dazu sind, ist es allerdings mit dem freien Willen vorbei. Das heißt, sie können nichts mehr entscheiden, sondern werden heimlich nach Tunesien gebracht und dort... Na, wir wissen es. Was Uwe Widmann betrifft, so meldete sich heute ein Zeuge bei der Polizei. Er will Uwe, den er vom Sehen kennt, gestern im Hafen von Genua entdeckt haben. Allerdings sah er ihn nur von Weitem. Deshalb war sich der Zeuge nicht sicher. Erst als er hier von Uwes Verschwinden hörte, hat er sich die Sache zusammengereimt.«
    »Genua?«, sagte Tarzan. »Ist das nicht die italienische Hafenstadt, von wo Fährschiffe übers Mittelmeer nach Tunis fahren?«
    »Richtig. Deshalb ja. Es passt also alles. Die hiesige Abteilung der Sekte umfasst übrigens 17 oder 18 Personen. Sie haben ein Landhaus gemietet. In dem Wald vor Hirschenau.
    Ich glaube, wir sind da schon mal vorbeigekommen. Bei einem Ausflug. Von unserer Schule ist das also gar nicht so weit entfernt. Nur etwas mehr in westliche Richtung.«
    Mit der Zungenspitze feuchtete sie die Lippen an, bevor sie fortfuhr: »Bei dem Landhaus startet täglich ein Kleinbus mit sechs bis acht Bettelmönchen. Sie fahren über Land. In Dörfern wird um Spenden gebettelt und das Geschäft scheint einträglich zu sein. Der Rest der Mannschaft hält hier in der Stadt die Hand auf. Meistens sind sie zu zweit unterwegs. Einen allein sieht man nie. Vermutlich, weil ihre Trickdiebereien zu zweit besser funktionieren. Außerdem werben sie natürlich um Mitglieder. Aber dabei sind sie vorsichtig. Offenbar haben sie einen Blick dafür, wer ein Opfer sein könnte. Wenn ein Jugendlicher Interesse zeigt, treffen sie sich mit ihm. Auch am Abend und in Kneipen und so.«
    »Kann mir das richtig vorstellen«, meinte Tarzan. »Diese Sekte lauert auf Opfer wie eine Spinne in ihrem Netz.«
    »Die Polizei«, berichtete Gaby weiter, »hat vor drei Wochen in dem Landhaus da draußen eine Haussuchung gemacht. Man hoffte auf belastende Hinweise. Aber es kam nicht viel dabei raus. Entdeckt wurden nur einige Schachteln mit Pistolenmunition. Waffen allerdings nicht. Na, und die haben dann auch behauptet, sie hätten die Munition im Wald gefunden und an sich genommen.«
    »In mir erwacht der sehnliche Wunsch«, sagte Tarzan, »das Landhaus der Bettelmönche mal aus der Nähe anzusehen.«
    »Da komme ich mit.« Karl putzte seine Brille am Ärmel. »Ich auch.« Gaby seufzte.
    »Komisch sind ja die Namen. » Tarzan klatschte dem steinernen Esel aufs Hinterteil. »Chedli Hamouda – das ist ein tunesischer Name. Aber Grombali und Argoub – das klingt nach Fantasieprodukten, zumal beide glasklar aus deutschen Landen stammen. Dem Dialekt nach ist Grombali aus Köln und Argoub aus Hamburg.«

     
    »So ungefähr«, nickte Gaby. »Ganz genau würde ich mich da nicht festlegen. Aber die Richtung stimmt. Mein Papi sagte, alle hätten sie tunesische Pässe – mit diesen komischen Namen. Offenbar lässt sich das bewerkstelligen – auf der anderen Seite des Mittelmeers. Und laut Pass sind natürlich alle über 18; und dass sie so hervorragend Deutsch sprechen, verdanken sie angeblich ihren großartigen Lehrern bei der JAA-Sekte in Tunesien. Solange keine kriminelle Handlung nachweisbar ist, sagt mein Papi, besteht kein Anlass, sie aus dem Lande zu weisen. Verdacht allein genügt nicht.

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