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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Drahtesel aus dem Fahrradkeller. Als sie zum Tor fuhren, sahen sie Gaby und Karl.
    »Wir sind gerade angekommen«, rief Gaby. Ihr hübsches Gesicht war erhitzt. Auf dem Gepäckträger hatte sie eine zusammengerollte, weiße Strickjacke festgeklemmt.
    Der späte Frühling brachte zwar schon recht warme Tage zustande, aber sobald die Sonne sank, wurde es zum Frösteln kühl.
    Karl sagte, er hätte nochmal auf einer Wanderkarte nachgesehen. Jetzt wüsste er den Weg ganz genau. Aber den wusste Tarzan auch.
    Sie fuhren nicht in Richtung Stadt, sondern über einen schmalen Feldweg, der untergehenden Sonne nach. In einem Kohlfeld saßen zwei Hasen. Sie machten Männchen und richteten ihre Ohren wie Radarspiegel aus.
    »Von uns habt ihr nichts zu befürchten«, rief Klößchen. Aber sie verstanden ihn nicht und flüchteten.
    Gaby sagte, sie hätte vorgehabt, Oskar – ihren Cockerspaniel – mitzubringen. Aber er hätte tiefschlafend in seinem Körbchen gelegen. Ihr wäre es herzlos erschienen, ihn zu wecken.
    »Er war nämlich den ganzen Nachmittag mit meiner Mammi unterwegs und ist jetzt so müde – sogar geschnarcht hat er.«
    »Dann war er sozusagen hundemüde«, meinte Klößchen. »Ich bin’s manchmal auch. Tarzan behauptet, dass ich dann ebenfalls schnarche.«
    »Und wie!«, ließ Tarzan sich vernehmen. »Der einzige Unterschied ist: Oskar träumt von einem großen Knochen. Du träumst von einem Berg Schokolade.«
    »Und wovon träumst du?«, fragte Gaby. Sie fuhr hinter Tarzan. »Träumst du auch manchmal von Menschen?«
    »Manchmal schon.« An ihrem koketten Ton hatte er sofort gemerkt, worauf sie hinauswollte.
    »Von wem träumst du am häufigsten?«
    Von dir, dachte Tarzan. Komischerweise. Aber auf die Nase binden werde ich dir das bestimmt nicht. Das käme ja fast einer Liebeserklärung gleich. Karl und Klößchen würden vor Lachen vom Rad fallen. Und Gaby hätte einen Grund mehr, mich mit ihren Fragen zu löchern. Und ich würde mir ein Mauseloch wünschen, wo ich reinkriechen könnte – vor Verlegenheit.
    »Von Oskar«, sagte er.
    »Waaaas?«, rief sie. »Und ich bin nie dabei?«
    »Selten. Eigentlich nur, wenn du ihm das Futter bringst.« Jetzt merkte sie, was los war, fühlte sich auf den Arm genommen,blies heftig gegen ihre Ponyfransen und hätte doch am liebsten langes Haar bis zum Kinn gehabt. Denn sie spürte, dass sie rot wurde. Ausnahmsweise mal sie und nicht Tarzan – wenn es um eine Plänkelei ging.
    Doch von dem zarten Roséton ihrer Haut bemerkten die Jungs nichts, denn sie fuhren hintereinander. Außerdem schwand das Tageslicht. Die Dämmerung kam.
    Endlich erreichten sie die Landstraße, die in südwestlicher Richtung führte, durch einen Wald nach Hirschenau. Am Weg aber, inmitten des Waldes, lag das besagte Landhaus. Vor langer Zeit war es mal die Jagdvilla eines reichen Fabrikanten gewesen. Dann hatte eine Familie Lembke darin gewohnt – was die Kinder so genau wussten, weil Petra Lembke als externe Schülerin die 9a, die Parallelklasse, besuchte.
    Schmal und reich an Schlaglöchern führte die Straße zum Wald.
    Der Wagen, der sich aus Richtung Stadt näherte, fuhr viel zu schnell. Erst kurz hinter den Kindern bremste der Fahrer an. Dann überholte er die TKKG-Freunde.
    Es war ein roter Ford. Nur der Fahrer saß darin.
    Er duckte sich hinters Lenkrad. Für die Kinder hatte er keinen Blick. Sein Gesicht war rot und verbiestert.
    Kaum dass er überholt hatte, heulte der Motor auf. Der Wagen schoss davon.
    »Das war Herr Widmann!«, rief Gaby.
    »Widmann?« Tarzan wandte den Kopf. »Etwa Uwe Widmanns Vater?«
    Gaby nickte. »Ich kenne ihn. Er ist Gastwirt. Mit meinen Eltern habe ich ab und zu in seinem Restaurant gegessen. Mein Gott! Wie der aussah! Als würde er vor Wut gleich platzen.«
    Tarzans Fäuste schlossen sich hart um den Lenker. Blitzartig wurde ihm klar, was sich höchstwahrscheinlich abspielen würde.
    »Du hast Recht!«, rief er. »So sieht jemand aus, der gleich durchdreht. Warum wohl? Weil auch er überzeugt ist, dass die Bettelmönche seinen Sohn nach Tunesien verschleppt haben! Und weshalb ist er hier und fährt in dieselbe Richtung wie wir? Weil er zum Landhaus will.«
    »Du meinst, um Rabatz zu machen?«, fragte Karl.
    »Was sonst!« Tarzan beugte sich tief über den Lenker. »Ich sause hinterher. Ich will sehen, was da läuft. Wenn ihr beim Landhaus ankommt, bleibt bitte im Hintergrund.«
    Wie von der Sehne geschnellt, schoss er los. Seine muskulösen Beine arbeiteten

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