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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schrift sieht ulkig aus. Als hätte sich ein Mäusepärchen mit allen vier Füßen in Druckerschwärze gestellt und dann Samba getanzt – hier auf dem Papier. Weißt du, was El-buliis heißt?«
    »Sicherlich: Schokolade.«
    »Nee. Das habe ich noch nicht gefunden. Es heißt Polizeikommissariat. Vielleicht stammt das Schimpfwort ›Bullen‹ für Polizisten aus dem Arabischen?«
    »O Gott! Ein Sprachforscher wirst du nie.«
    »Aber bestimmt ein El-mudier – ein Direktor – oder ein tualétt. Nein! Das heißt Toilette.«
    »Das zu wissen, kann recht nützlich sein – wenn man’s eilig hat.«
    Klößchen legte den Sprachführer weg. »In zwei Tagen lerne ich Arabisch ja doch nicht. Unter zwei Monaten ist da nichts drin.«
    »Mindestens«, sagte Tarzan todernst. »Vielleicht sogar drei. Aber dann wärst du perfekt.«
    Klößchen holte einen zerfledderten Ferienführer hervor. Auch den hatte er aus der Bibliothek.
    »Die Ureinwohner Tunesiens«, las er leise vor, »waren die Berber. Aber im Laufe der bewegten Geschichte haben sie sich mit anderen Völkern gemischt. Römische Soldaten waren dort, Kreuzritter, Janitscharen und viele Armeen, auch deutsche Landser. Deshalb findet man unter den Tunesiern heute arabische, griechische und morgenländische Profile. Jüdische und römische Nasen. Gut, was! Vielleicht begegne ich jemandem, dem ich wie aus dem Gesicht geschnitten bin.«
    »Es soll zwar ein armes Land sein«, sagte Tarzan, »mit niedrigemLebensstandard. Aber ein paar Reiche, die sich mästen, gibt es überall. Halt die Augen offen, wenn du einem Dicken begegnest. Er könnte dir ähnlich sehen.«
    »Ich bin nicht dick. Ich bin lediglich stattlich. Außerdem habe ich gehört, dass in der arabischen Welt Leibesfülle mit Wohlstand und Ansehen gleichgesetzt wird.«
    In diesem Moment machte der aufsichtführende Lehrer: »Pst!« Die beiden Freunde beugten die Köpfe über ihre Schulhefte.
    Tarzan schrieb einen Brief an seine Mutter. Nach der Arbeitsstunde warf er ihn ein. Dann holte er sein Rad. In schnellem Tempo fuhr er über die Felder zu der Landstraße, auf der man zum Landhaus der JAA-Sekte gelangt.
    Es dunkelte früh an diesem Abend. Das machten die schwarzen Gewitterwolken, die sich seit Spätnachmittag von Westen her über den Himmel schoben. Das Licht über den Feldern war wie ein blaustichiger Film und in der Ferne grummelte es drohend.
    Soll mir recht sein, dachte Tarzan. Je dunkler, um so geringer ist die Gefahr, dass so ein Kahlkopf mich entdeckt.
    Als er in die Forststraße einbog, ging der Abend in die Nacht über. Schwüle hing zwischen den Bäumen. Er überlegte, ob er Licht einschalten sollte. Aber das wäre verräterisch gewesen. Also verließ er sich auf seinen Instinkt. Außerdem hatte er scharfe Augen. Auch im Finstern fiel ihm die Orientierung nicht schwer.
    Er fuhr bis zur letzten Biegung. Durch die Bäume sah er die erleuchteten Fenster des Landhauses.
    Er stieg ab und lehnte das Rad an einen Baum – weit genug von der Straße entfernt, dass es nicht entdeckt werden konnte.
    Wie ein Schatten tauchte er unter die Bäume.Er trug blaue Jeans und ein gleichfarbiges Jeanshemd. In der gewittrigen Nacht tarnte ihn das perfekt. Sogar die Metallknöpfe waren aus dunklem Kupfer.
    Er huschte über Moos, ging an dem gewaltigen Stamm einer hohen Tanne vorbei, bückte sich unter einem Ast hindurch und – verharrte mitten in der Bewegung.
    »Pst!«, hauchte eine Stimme vor ihm. »Bist du’s, Argoub?« Mich laust der Affe!, dachte Tarzan. Was ist denn hier los. Machen die Geländespiele?
    Antworten musste er. Der andere hatte ihn bemerkt. Stillschweigen wäre verdächtig gewesen.
    »Jaaa«, hauchte er zurück. Leiser ging’s nicht. Noch leiser – das wäre nur warme Luft gewesen und hören sollte ihn dieser komische Bettelmönch ja schließlich auch – nur durfte er keinesfalls an der Stimme erkennen, dass er es nicht mit einem »Bruder im Geist« zu tun hatte, mit Argoub in diesem Fall, den er vermutete.
    »Ob er kommt?«, wollte der andere wissen. Er schien hinter einem Stamm zu hocken. Tarzan hätte den Schatten für ein dreijähriges Tännchen gehalten.
    »Weiß nicht.«
    Tarzan duckte sich ebenfalls. Jetzt erkannte er die Silhouette des andern. Vor dem helleren Hintergrund des Vorplatzes, auf den das Licht der Fenster strahlte, hob sie sich nun ganz deutlich ab.
    Grombali, dachte Tarzan. Klar! Das ist er. Und dort rechts! Himmel, da hockt noch einer. Und dort! Und dort! Das ist ja ne richtige

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