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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ersten Album, The Old Boys , machten sie auch außerhalb ihrer Heimatstadt auf sich aufmerksam, allerdings waren die Meinungen zur Band und ihrer Einstellung geteilt. Gaben sie einfach die Generationen vor ihnen auf grausame Weise der Lächerlichkeit preis, oder waren sie das Trojanische Pferd der Reaktion in der Festung des Punkrock?
    Die Old Boys selbst deckten ihre Karten niemals auf, obwohl etlichen Kritikern nach der Veröffentlichung der volksverhetzenden und rassistischen Single »Compulsory Repatriation« der Kragen platzte. Als es in Nicky Tam’s Tavern beinahe zu Ausschreitungen kam, die angeblich von Mitgliedern der Anti-Nazi-League angezettelt waren, prägte Wes Pilton den unsterblichen Satz: »Hat denn keine Sau in dieser Bude schon mal was von Ironie gehört?«
    Damit brachte er die Old Boys auf den Punkt. Sie waren als Band ihrer Zeit voraus: postmoderne Zyniker in einer politischen Ära, die alles bierernst nahm. Vielleicht aus Frustration, dass sie niemand wirklich verstand, begannen sie sich selbst zu parodieren und vergraulten so auch noch den Rest ihres Publikums.
    Es sieht so aus, als hätte dieses trübe Kapitel für die Band den Anfang vom Ende eingeläutet. Sie schleppten sich noch mühsam weiter, bis 1982 der unvermeidliche Split kam, als Pilton für geistig verwirrt erklärt und vorübergehend in die psychiatrische Abteilung des Royal Edinburgh Hospital in Morningside eingewiesen wurde. Mike Gibson, der Gitarrist der Band, stieg aus, um am städtischen Napier College Steuerrecht zu studieren. Steve Fotheringay, der Bassist, war der einzige Old Boy, der im Musikgeschäft blieb. Er arbeitet als DJ und Produzent. Pilton meldete sich mit einem Soloalbum, Craighouse , zurück, ein Konzeptalbum, das auf seinen Erfahrungen in der Psychiatrie basierte.
    Mit ihren Drummern war der Band ein Los beschieden, das sich wie die Vorlage zu Spinal Tap anhört, denn beide wählten tragischerweise den Freitod. Donnie Alexander, der ursprüng liche Schlagzeuger, verließ die Band im April 1980 nach einem Unfall an seinem Arbeitsplatz, der ihn schwer entstellte. Man fand ihn etwa achtzehn Monate später tot in einer nach Gas stinkenden Einzimmerwohnung in Newcastle on Tyne. Sein Nachfolger in der Band, der den etwas unglücklichen Namen Martin Smelt trug, beging im Sommer 1986 Selbstmord, indem er sich von der Dean Bridge stürzte. Als glühender Hearts-Fan soll er nach den fußballerischen Ereignissen des Jahres unter schweren Depressionen gelitten haben.
    Über zwanzig Jahre später geben die Old Boys ein Comebackkonzert, bei dem Smelt an den Drums von Chrissie Fotheringham, Steves amerikanischer Ehefrau, ersetzt wird, zumindest die Rhythmusgruppe hat also keine Entschuldigung, hinterherzuhinken.
    Da steht, der Gig sei nächste Woche in der Music Box auf der Victoria Street. Da werde ich definitiv mal vorbeischauen, und mir außerdem die Best-of- CD kaufen, die kürzlich erschienen ist.
    Ich gehe raus, und nach Kalifornien finde ich es hier bitterkalt, außerdem wird es so schnell dunkel. Trotzdem bin ich immer noch guter Dinge, bis ich auf der Höhe der Duke Street diesen schleimigen kleinen Rattenarsch unbeschwert die Straße langtrippeln sehe.
    Busby. Wie sieht wohl sein Konsumverhalten aus? Was trinkt dieser rotgesichtige Kinderficker?
    Export. Whisky. Ich überlasse es euch.
    Ich drücke mich in einen Geschäftseingang und sehe ihn in eine von den Opa-Tränken gehen, die um jeden Gast kämpfen müssen, seit sie von der riesigen Wetherspoons-Bedürfnisanstalt an der Ecke unterboten werden, in der die Pitcher mit Cocktails zur Happy Hour für dreiundachtzig Pence oder so über die Theke gehen. Sobald die alten Wirte einpacken müssen, werden die Preise dann natürlich ordentlich anziehen, da wird man sich noch umgucken.
    Busby.
    Ich spinkse durch die langen Fenster des Pubs, vorbei an den Stellen, wo Säufer, die nicht mehr geradeaus gucken konnten, mit ihren speckigen Fish & Chips-Pfoten draufgepatscht haben, um nachzusehen, ob einer drinsitzt, der ihnen vielleicht ein Bier ausgibt.
    Der kleine Busby, da sitzt er unter den Lampen einer alten Flohkiste von Pub in Leith, mit seinem Rentnergedeck. Dieser dünne Schweißfilm – oder ist es Fett? – auf seinem Gesicht. Seine Erdbeernase. Seine flinken, spöttischen, feixenden Äuglein, die so gar nicht zu diesem Austernlächeln passen.
    Der Versicherungsmann.
    Was bietet der Versicherungsmann an? Bei ihm können wir uns dagegen versichern, zu sein, was wir

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