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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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warm ums Herz wurde bei dem Gedanken, er könnte das Produkt einer aufrichtigen, wenn auch flüchtigen Liebe gewesen sein, und nicht das eines Cider-und-Speed-Ficks, brachte er es nicht über sich, ihr erneut entgegenzutreten, zumindest nicht sofort. Jetzt wollte er erst mal De Fretais.
    Als er seine kalte Wohnung in Leith betrat, machte er die Heizung an und knockte sich dann mit ein paar Schlaftabletten aus. Am nächsten Tag rief er Bob Foy an und erfuhr, dass De Fretais gerade zu Dreharbeiten in Deutschland war. Sein nächster Anruf galt Joyce Kibby, und der Jetlag machte ihm noch zu schaffen, als er sich mit ihr im St. John’s Café in Corstorphine zum Kaffee-trinken traf.
    Skinner erfuhr, dass Brian Kibby sich gut erholte, seit die neue Leber ihre Arbeit aufgenommen hatte. Und während er dem munteren Plappern von Joyce lauschte, hätte er ihr am liebsten gesagt, › Es ist meine Schuld, dass er so im Arsch ist, aber ich hab ihn kuriert, ich trinke nicht mehr‹ , aber das konnte er natürlich nicht machen. Er hatte nur den einen Gedanken: Warum kann ich Joyce Kibby nicht sympathischer finden ? Aber als sie jubelte:
    – Wir holen ihn nach Hause, Mr Skinner, Brian kommt nächste Woche nach Hause!, teilte er ihre Freude.
    Skinner drückte ihr begeistert die Hand und erklärte: – Das ist eine gute Nachricht! Und bitte, zum letzten Mal, ich heiße Danny.
    Joyce Kibby wurde rot wie ein Schulmädchen, denn in einer Weise, die sie selbst nicht ganz verstand, konnte sie den jungen Mr Sk-, Danny wirklich gut leiden.
    Ich nehme die Linie 12 von Corstorphine zurück nach Leith, und muss feststellen, dass mich die Besserung von Brian Kibbys Gesundheitszustand mit einem wohligen Hochgefühl erfüllt. Es wird so intensiv, dass ich mich entschließe, am West End aus zusteigen und mir Gillian McKeiths Buch Du bist, was du isst zu kaufen. Es soll mir als Ausgangsbasis dienen, um eine ver nünftige Ferndiät für ihn zusammenzustellen. Außerdem kaufe ich bei Boots Mariendistel-Nachschub. Später schreibe ich im Internetcafé am Anfang des Walk eine E-Mail an Dorothy, in der ich ihr eine ganze Reihe unsittlicher Anträge für Fortgeschrittene mache. Ich hoffe, das wird sie auf den Geschmack bringen, und wenn sie später zu kneifen versucht, habe ich es wenigstens schriftlich.
    Ich flöhe in gemütlichem Tempo das Netz, ob es was Neues über die hiesigen Punkbands gibt, auf die meine Mum gestanden hat, weil ich mir sage, dass alternde Punks womöglich ein noch besseres Gedächtnis haben als uralte Küchenchefs. Ich stoße auf was über die Old Boys, das mich interessiert.
    REUNION GIG DER OLD BOYS
    Die Old Boys waren ein Punk-Quartett aus Edinburgh und zwischen 1977 und 1982 eine Institution der hiesigen Liveszene. Während die meisten Punkbands aufsässige Hymnen über die Rebellion der Teenager anstimmten und die Flucht vor der Langeweile des modernen Lebens in einer als korrupt empfundenen Gesellschaft in hemmungslosen Hedonismus und nihilistische Selbstzerstörung propagierten, schlugen die Old Boys mit ihrem charismatischen Sänger Wes Pilton (Kenneth Grant) ganz andere Töne an.
    Sie sangen zutiefst reaktionäre Texte über den sozialen Niedergang; sie beklagten sexuelle Freizügigkeit, Drogenkonsum, die hohe Zahl alleinerziehender Eltern und die Verantwortungslosigkeit der Jugend. Sie priesen die Werte, die England in Kriegszeiten stark gemacht hatten: Heldenmut vor dem Feind, Gemeinschaftsgeist und ein Empire, in dem die Sonne nicht unterging. All das gab reichlich Anlass zur Irritation, besonders, da die Band jede Nummer mit stoischer Ernsthaftigkeit zum Besten gab, was sie zu Outcasts, zu einem Dorn im Fleisch der übrigen Punkszene, machte, die sich selbst als so radikal empfand. Einige wenige sahen in ihnen jedoch den wahren Geist des Punkrock: dreist genug, um sich selbst zu verarschen, und widerborstig genug, um ihr eigenes Publikum gegen sich aufzubringen. Sie legten es darauf an, jeden alten Spießer zu übertreffen, der je im Pub neben dir gestanden und sich über dein Äußeres mokiert hat. Sie kleideten sich wie ihre Großväter, die Sorte stolzer alter Männer, die ihren besten Anzug anziehen, wenn sie am Samstag in die Eckkneipe gehen. Wes Pilton gefiel sich mit einem nicht sehr vertrauenerweckenden Schnäuzer und trug das ganze Jahr über eine Schlägermütze und einen Regenmantel mit Remembrance-Day-Klatschmohn im Knopfloch. Zwischen den Songs quatschte er unausgesetzt über seine Tauben.
    Mit ihrem

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